Die neue Weinbar der Ardinast-Brüder bringt ökologische Weine mit wildem Las Vegas-Pomp zusammen – und das in einem verwinkelten Häuslein aus dem 13. Jahrhundert.

Im Herzen von Alt-Sachsenhausen haben die Brüder James und David Ardinast (Chez Ima, Stanley Diamond, Maxie Eisen) gemeinsam mit der Lindenberg-Gruppe eine definitiv außergewöhnliche Weinbar eröffnet. Von außen erinnert das Häuslein in der Paradiesgasse an eine mittelalterliche Stadtkulisse – ein Stückchen Taunus Wunderland mitten an Frankfurts wildester Amüsiermeile und tatsächlich stammt das Gebäude aus dem späten Mittelalter. Für die nächsten 12 Monate wird das Kleinod nun jeden Donnerstag Frankfurts erste Natural Wine Bar beheimaten: Das Showmanship. Die Brüder Ardinast haben sich vom märchenhaften Charme inspirieren lassen und die amerikanische Show-Legende Liberace zum inoffiziellen Paten ihrer Bar gemacht. Dessen Spitzname war Showmanship, sein Markenzeichen die effektvolle Kombination von Klassik, Liszt und Lüster, mit kitschigem Las Vegas-Pomp. Der regiert denn auch im Inneren des Showmanships: Die Bar ist komplett in Babyrosa und Himmelblau gestaltet, zu den Sehenswürdigkeiten gehört ein roter Schwan mit schwarzem Schnabel. „Der Disney’esque Stilmix ohne Scheu vor Kitsch, das Spiel mit dem Charme vergangener Zeiten, die Liebe zu gutem Wein und eine gesunde Portion Absurdität haben uns zu dem Konzept geführt“, erklärt James Ardinast. Ob das Raumschiff Showmanship dauerhaft in Alt-Sachs halt machen wird, ist bisher unklar. Im Moment soll die Bar nur jeden Donnerstag öffnen. Neben naturbelassenen Weinen stehen Käse und Charcuterie vom lokalen Metzger auf der Karte. Im Sommer laden kleine Terrassen zum Entspannen nach Feierabend ein.

Bei Natural Wine handelt es sich um Wein, bei dem bei der Herstellung komplett auf Zusätze wie Schwefel oder Enzyme verzichtet wird. Da dieser Begriff nicht gesetzlich geregelt ist, variieren die Rezepturen. Für die Weine im Showmanship ist Sommelier Christian Lebherz aus der Frankfurter Weinhandlung Cool Climate verantwortlich. „In der Regel haben wir hier Weine, die zumindest bio, wenn nicht sogar biodynamisch ausgebaut werden“, erläutert dieser den Trend, der Ende der 70er als Vin Naturel in Frankreich startete. Die Winzer legten damals erstmals Wert auf ein intaktes Bio-Gleichgewicht im Weinberg. Schädlingen werden statt mit Chemie mit Nützlingen bekämpft, andere Pflanzen lockern die Monokultur im Wingert auf und schaffen Rückzugsräume für Lebewesen, die die Ökologie stabilisieren. Im Kern gehe es darum, einen ursprünglichen Wein zu schaffen, der „im Weinberg und nicht im Weinkeller entsteht“, erklärt Lebherz. Für Weinfreunde sei das allein deshalb spannend, weil diese Winzer viele neue und alte Dinge ausprobieren, die im konventionellen Weinbau nicht üblich sind. Zu den Raritäten auf der Karte des Showmanship gehört mit dem Östereichischen „Fuchs und Hase“ ein petillant naturel. Dabei handelt es sich um eine spezielle Variante Schaumwein, die prickelnde Weine ohne lange Lagerung auf Hefe ermöglicht.

Showmanship, Sachsenhausen, Paradiesgasse 17, Do ab 19 Uhr