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Kleiner Markt, große Tradition

Die Kleinmarkthalle feiert Jubiläum

Vielfalt, Qualität und Gemütlichkeit: Die Frankfurter Kleinmarkthalle zwischen Hasengasse und Liebfrauenberg hat seit ihrer Eröffnung vor 60 Jahren viele Freunde gewonnen - unter den Kunden genauso wie unter den Händlern.
Einer 60-Jährigen zu sagen, man sehe ihr das Alter durchaus an – ist das nicht ziemlich ungehörig? Im Fall der Kleinmarkthalle kann man mit Gewissheit sagen: Keineswegs! Gerade das stolze Alter und die 50er-Jahre-Architektur sind es, die den fast schon nostalgisch anmutenden, bescheidenen Charme dieses Gebäudes ausmachen, das am 29. März 1954 zum ersten Mal seine Türen mitten im Herzen Frankfurts, zwischen Zeil und Römerberg, öffnete.
Manchmal schroff, aber immer herzlich
Den Geist des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem es nicht um Schönheit, sondern um das Notwendige ging, man spürt ihn hier ganz deutlich. Hinzu kommt die ganz spezielle Atmosphäre in der Halle, die viele Frankfurter nicht mehr missen möchten. Wer gern hierher kommt, der mag es, wenn etwas los ist, wenn es bunt, laut und voll ist, wenn man gar nicht weiß, wo man zuerst hingucken soll, weil es so viel zu entdecken gibt, und wo es im Markttrubel auch mal ein bisschen schroff, aber immer herzlich zugeht.
Waren aus aller Herren Länder
Nicht zu vergessen der beispiellose Duft, der über all dem schwebt, womit man gleich beim nächsten gewichtigen Argument für alle Liebhaber der heute denkmalgeschützten Kleinmarkthalle angekommen ist: das Angebot an Waren, welches man, und das ist keine Übertreibung oder bloße Floskel, in dieser Vielfalt und Qualität kaum anderswo in der Stadt findet. In Empfang genommen werden Besucher von Blumenmeeren, reich bestückten Obst- und Gemüseständen oder Metzgereien, es ist ein wirklich warmer Empfang. Delikatessen aus aller Herren Länder gehören zum Repertoire der über 60 Marktbeschicker, die typischen Zutaten aus der Frankfurter Küche sowieso. Alles ganz frisch, versteht sich.
Geschichte bis ins vorletzte Jahrhundert
Internationales Flair verbindet sich in der 1500 Quadratmeter großen Hall‘, wie sie heute manchmal noch genannt wird, mit Tradition. Für Letztere stehen insbesondere auch die vielen alteingesessenen Händler. So zum Beispiel die Familie Frieser mit ihrem Obst- und Gemüsehandel, die von Beginn an dabei ist. Ihre Verbindung zum überdachten Markt in der Innenstadt ist sogar noch älter als das Eröffnungsdatum. Denn genau genommen reicht dessen Geschichte nicht nur bis zum Jahr 1954, sondern sogar bis ins vorletzte Jahrhundert zurück. Ganz in der Nähe des heutigen Standortes wurde vor über 135 Jahren, im Februar 1879, die Vorgängerhalle, eine schmucke Eisen- und Stahlkonstruktion, eröffnet.
Neuer Schwung Ende der 60er
Hier betrieben die Friesers zunächst ihren 1938 gegründeten Obst- und Gemüsehandel. Als das Gebäude jedoch während des Zweiten Weltkrieges von Bombenangriffen nicht verschont blieb, bezogen sie schließlich einen Marktstand im Neubau zwischen Hasengasse und Liebfrauenberg. Der Neubeginn war nicht einfach. „Vor allem Anfang der 60er Jahre liefen die Geschäfte nicht gut“, erzählt Manfred Frieser, der den Stand zusammen mit seiner Tochter Michaela in dritter beziehungsweise vierter Generation betreibt. Besser wurde es Ende der 60er, als die damals sogenannten Gastarbeiter neuen Schwung in die Halle brachten. Plötzlich gab es auch exotische Lebensmittel, zum Beispiel Artischocken. „Hier war auf einmal die Hölle los“, erinnert sich Frieser.
Abnehmtipps für Joschka Fischer
Spezialisiert sind Manfred Frieser und seine Tochter auf einheimische Obst- und Gemüsesorten. Dafür ist der 72-Jährige bereits ab drei Uhr nachts im Einsatz und kümmert sich um die Einkäufe. Geschätzt werden die Produkte auch von vielen prominenten Kunden. „Joschka Fischer war erst vor kurzem bei uns, um mal wieder ‚Hallo‘ zu sagen“, erzählt Frieser. Früher sei er immer mal wieder vor einem Marathon vorbeigekommen, um sich Tipps zum Abnehmen zu holen. „Wir haben ihm gesagt: Ananas und Salate – die Salate haben wir ihm gleich zusammengestellt“, sagt der gebürtige Frankfurter.
Ort der kulturellen Vielfalt und Offenheit
Auch bei der Metzgerei Dey, ebenfalls schon im Vorgängerbau mit dabei, machte Fischer gern mal einen Stopp. Besonders beliebt bei den Kunden von Dey sind seit jeher die Traditionsprodukte, zum Beispiel Fleischwurst und Frankfurter Würstchen. Im Laufe der Jahre habe sich bezüglich der Nachfrage aber auch manches geändert, wie die beiden Inhaber, Steffen Fries und seine Frau Kirsten Fries, berichten. So würden am Marktstand heute generell viel mehr Fleischprodukte gekauft, die keine große Zubereitung mehr benötigen, zum Beispiel Steaks, die sich schnell anbraten lassen. An der Halle schätzen die beiden vor allem die dort herrschende kulturelle Vielfalt und Offenheit. Kirsten Fries: „Kulturelle oder religiöse Unterschiede sind hier gar kein Problem. Alle kommen gut miteinander aus“. Auch die Mischung aus Vielfalt, Qualität und Gemütlichkeit finde man in der Stadt sonst nirgendwo.
Tradition bewahren, Trends nicht verpassen
Ein weiteres Urgestein der Kleinmarkthalle ist die Firma Thöt. Davon zeugen schon die Werbeschriftzüge am Schaufenster im Stil der 50er Jahre. Hier gibt es alles, was das Radlerherz begehrt. Viele Frankfurter schwören schon ihr ganzes Leben auf ein zweirädriges Gefährt von Thöt: „Immer wieder kommen Großväter mit ihren Enkeln vorbei und sagen: ‚Hier habe ich schon mein erstes Fahrrad gekauft‘“, erzählt Franz Ullrich, stellvertretender Geschäftsführer, mit ein bisschen Stolz in der Stimme. So viel Kundentreue, das mache einfach Spaß. Als er vor 25 Jahren bei Thöt anfing, habe gerade ein Umdenken stattgefunden. „Die Leute haben gemerkt, dass das Fahrrad gerade in Großstädten ein komfortables und schnelles Fortbewegungsmittel ist“. Der aktuellste Trend: elektronisch angetriebene Fahrräder. Neue Trends nicht verpassen, dabei aber die Tradition nicht aus den Augen verlieren - ein Motto, dem die Firma Thöt treu bleiben will, und für das die Kleinmarkthalle der ideale Standort ist.
Große Geburtstagsfeier
Sechs Jahrzehnte hinterlassen natürlich ihre Spuren, insbesondere dort, wo naturgemäß viel Trubel herrscht. Damals wegen ihrer Glasfassade und ihres schrägen Daches noch eines der modernsten Gebäude Deutschlands, ist die Hall' mittlerweile in die Jahre gekommen. Eine Sanierung von technischen und baulichen Mängeln befindet sich derzeit in der Planung, los geht es frühestens im Jahr 2016. Bevor diese nächste Etappe in der Geschichte der Kleinmarkthalle konkrete Formen annimmt, gilt es aber ohnehin erst einmal, das große Jubiläum gebührend zu feiern. Am 24. Mai ist es soweit: Dann steigt die große Sause zum 60. Geburtstag.

Die große Geburtstagsfeier der Kleinmarkthalle findet am Samstag, 24. Mai, von 10 bis 18 Uhr statt. Zum Programm gehören unter anderem der Schlemmermarkt, eine Tombola, musikalische Beiträge und die Präsentation des neuen Logos der Markthalle. In der Halle wird an diesem Tag zudem die Ausstellung „60 Jahre Kleinmarkthalle“ eröffnet. Weitere Informationen unter www.kleinmarkthalle.de .
 
13. Mai 2014, 15.33 Uhr
kat/Holger Busch-PIA
 
 
Fotogalerie:
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