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Hoher Besuch im Hessischen Hof

Prinz von Äthiopien eröffnet Salongespräche

In seinem Titel darf Dr. Asfa-Wossen Asserate den Titel Prinz, seit seiner Einbürgerung 1981, zwar nicht mehr tragen, dennoch zieht mit ihm am Montagabend ein Hauch Aristokratie in den Hessischen Hof, als er die neuen Frankfurter Salongespräche eröffnet.
Dr. Asfa-Wossen Asserate begrüßt die Damen an diesem Abend mit einem Handkuss. Ein galantes Überbleibsel seiner adligen Herkunft oder einfach ein charmanter, höflicher Zug. Letzteres beschreibt den Unternehmensberater und Autor in seiner Art recht gut. Er möchte über Tugenden sprechen, explizit über die der Deutschen. Bei seinem Vortrag kann er aus jahrelangen Beobachtungen schöpfen, denn Asserate kam schon 1968 nach Deutschland – und blieb. Wieso die Bundesrepublik? Diese Entscheidung ist wohl Konrad Adenauer geschuldet, der nach dem zweiten Weltkrieg den Entschluss fasste, deutsche Gymnasien in Äthiopien zu bauen.
Der junge Asserate, 1948 geboren, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, ist von Anfang an ein fleißiger Schüler und besteht als erster Äthiopier das Abitur an der Schule in Addis Abeba. Er liest die Klassiker der deutschen Literatur wie Fontane und Schiller, spielt sogar den Mephistopheles im Urfaust – und muss ab und an auch deutsche Volkslieder schmettern: „Das hatte schon etwas Bizarres, wenn wir inbrünstig Lieder wie Deutsch ist die Saar sangen“, schmunzelt Asserate. Das Publikum im Hessischen Hof lacht. Aber gerade die Klassiker haben den Autor zu seinem neusten Buch „Deutsche Tugenden“ inspiriert. Seinen Vortrag, der bloß kein Monolog werden soll, beginnt er an diesem Abend mit den Worten Schillers „Die deutsche Seele hat Gänge und Zwischengänge in sich, es gibt in ihr Höhlen, Verstecke, Burgverliese; ihre Unordnung hat viel vom Reize des Geheimnisvollen; der Deutsche versteht sich auf die Schleichwege zum Chaos.“ Aber was genau macht den „Deutschen“ aus? Sind es Gehorsam, Pünktlichkeit und Treue? Kann man denn eigentlich einer Nation Eigenschaften zu ordnen? Asserate spricht von Klischees und Stereotypen, von Einteilungen der Tugenden in der Klassik, von Martin Luther, Robespierre und kommt mit dem Philosophen Martin Seel zu einer Erkenntnis: „ Tugenden sind Laster, die ihr Schlimmstes nicht ausleben“ und „Laster sind Tugenden, die ihr Bestes versäumen.“
Er spricht von der Anmut, der Zivilcourage, der Demut und das die BBC die Deutschen im letzten Jahr zum beliebtesten Volk gewählt hat. „Die BBC hat mich angerufen und mich diesbezüglich um meine Meinung gebeten. Nun ich habe ihnen geantwortet, dass ich das doch schon immer gesagt habe. Verwundert haben den Sender nur die eingehenden empörten Anrufe von Deutschen, die sich das nun einmal gar nicht vorstellen konnten.“ Asserate ist und war über diese Reaktion nicht verdutzt. Er wünscht den Deutschen diesbezüglich ein wenig mehr Stolz und etwas weniger Demut.

Der Abend mit Dr. Asfa-Wossen Asserate leitet die Saison der Frankfurter Salongespräche ein. In den kommenden Monaten werden sich bekannte Sportler, Schauspieler und Autoren das Mikro und die Klinke in die Hand geben.
Der nächste Termin findet am 24.02. um 18 Uhr statt und kostet inklusive eines Drei-Gänge-Menüs mit Aperitif, Wein, Wasser und Kaffee 66 €. An diesem Abend wird die Eiskunstläuferin Marika Kilius Persönliches preisgeben.

Hotel Hessischer Hof, Westend, Friedrich-Ebert-Anlage 40, Tel. 75400
 
14. Januar 2014, 15.50 Uhr
kat
 
 
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