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Gastronomiebranche

Weckruf für die Politik

Gastronom und Branchenvertreter Frank Winkler macht mit Videobotschaft auf die aktuelle Situation der Gastronomiebranche aufmerksam. Der „Weckruf“ richtet sich an die Politik und verweist auf sechs Punkte.
Andauernde Krisenstimmung trotz Ende der Pandemie. Ein weicher und zwei harte Lockdowns, ausgebliebene Hilfeleistungen und Fachkräftemangel, steigende Preise und sinkende Einnahmen haben Gastronominnen und Gastronomen in den vergangenen drei Jahren schwer zugesetzt. Laut einer Umfrage des DEHOGA-Bundeverbands habe das Gastgewerbe in den Jahren 2020 und 2021 bundesweit ca. 36 000 steuerpflichtige Unternehmen verloren, davon 2700 in Hessen. In Frankfurt machen unter anderem die Branchenverbände Initiative Gastronomie Frankfurt e.V. (IGF) und der DEHOGA regelmäßig auf die problematische Situation aufmerksam.

Gastronom Frank Winkler ist Mitglied in beiden Verbänden und Inhaber von drei Lokalen in Frankfurt (Daheim im Lorsbacher Thal, Daheim in der Affentorschänke und Daheim in der Kleinmarkthalle). Basierend auf sowohl seinen Einblicken als Branchenvertreter als auch seinen persönlichen Erfahrungen als Gastgeber in seinen eigenen Lokalen hat Winkler auf Eigeninitiative nun einen „Weckruf“ veröffentlich. In dem viereinhalbminütigen Video richtet sich Winkler mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit. „Wir wissen nicht, wie lange wir noch weitermachen können, genauso wie viele Gastgeber-Kollegen in anderen Lokalen“, sagt er zu Beginn und ergänzt: „Die Bundesregierung arbeitet gerade erfolgreich daran, gleich unserer gesamten Branche den Garaus zu machen.“

Sechs Punkte

Winkler nennt sechs Punkte als Gründe für seine Prognose. Erstens gebe es Bestrebungen seitens der Bundesregierung, den aktuell geltenden verringerten Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants von sieben Prozent wieder auf 19 Prozent anzuheben. Die derzeitige Sonderregelung gilt noch bis Ende des Jahres. „Es fehlt einfach das Verständnis für die seit 2020 anhaltende, existenzielle Notlage unserer Branche“, betont Winkler. Als zweiten Punkt nennt Winkler, dass die Finanzämter angehalten seien, einen möglichst großen Teil der Corona-Hilfen, die während der Pandemie als Unterstützungsleitung gezahlt wurden, wieder von den Gastronomiebetrieben zurückzuholen.

Punkt drei und vier bezieht Winkler auf Aussagen des Arbeitsministers Hubertus Heil. Dieser mische sich zum einen in die „Tarifautonomie ein und fordert in aller Deutlichkeit eine weitere Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro.“ Das bringe die Gastronominnen und Gastronomien zusätzlich in Schwierigkeiten. Zum anderen heiße Heil die Einführung einer Vier-Tag-Woche gut, was laut Winkler angesichts des anhaltenden Fachkräftemangel in der Gastronomiebranche eine „völlig weltfremde Idee“ sei.

Fünftens würden dazu noch die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten sowie Gehälter von 15 Prozent und mehr kommen. Eine Kalkulation ohne Preissteigerung sei laut Winkler jetzt schon „annähernd unmöglich“. Zuletzt, als sechsten Punkt, nennt er die zusätzliche finanzielle Belastung durch die Rückzahlung der Kfw-Kredite, die viele Unternehmen zu Beginn der Pandemie aufnehmen mussten, um überhaupt zu überleben.

Was muss passieren?

„Wenn unsere Regierenden sich nicht endlich aus ihrem Elfenbeinturm aufmachen, um sich ernsthaft mit der Lebenswirklichkeit der Hoteliers und Gastronomen zu befassen, dann wird es eine weitere und nie dagewesene Pleitewelle unter Restaurants, Hotels und Gasthäusern geben“, prognostiziert Winkler am Ende des Videos.

James Ardinast, Gastronom und Vorsitzender des IGF sowie Vorstandsmitglied des DEHOGA KV Frankfurt, sieht das ähnlich. „Wenn Ende des Jahres die Regelung der sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ausläuft und diese wieder auf 19 Prozent erhöht wird, werden es viele Gastronomien einfach nicht schaffen“, betont auch er. Grund hierfür sei, dass viele Betriebe mit dieser Differenz von 12 Prozent sowohl die Rückzahlung von Krediten finanzieren als auch die erhöhten Preise auf Lebensmittel ausgleichen, um diese nicht eins zu eins an Gäste weitergeben zu müssen. Jetzt müsse die Zeit kommen, in der die Zahlen wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen, aber das werde noch ein bis zwei Jahre dauern, so Ardinast.



Frank Winkler ist Gastronom und Branchenvertreter der IGF und des Dehoga. © Wie Daheim
 
25. Juli 2023, 10.44 Uhr
Lisa Veitenhansl
 
Lisa Veitenhansl
Jahrgang 1997, Studium der Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, seit November 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Lisa Veitenhansl >>
 
 
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