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Besuch beim Craft-Beer-Seminar

Was lange gärt …

In der Restaurant-Bar Oosten widmete sich der Bier-Sommelier Markus Finck am Dienstagabend bei einer Bierverkostung dem sogenannten Craft Beer. Was verbirgt sich hinter dem Trend?
Die Craft-Beer-Bewegung schwappt derzeit aus den USA nach Deutschland und wird den deutschen Biermarkt verändern. Ursprung ist die Home-Brewer-Szene in den Staaten: Dank Jimmy Carter ist es seit 1987 erlaubt, privat zu brauen. Heute nehmen sich immer mehr kreative Köpfe den vergessenen, alten und teilweise ausgestorbenen Bierstilen an und erfinden sie neu. Besonders alt-englische Sorten haben es den Craft-Brewern angetan.

Seit seiner Ausbildung vor anderthalb Jahren in München und Salzburg kann sich der erfahrene Werber Markus Finck Diplom-Biersommelier nennen. Den Anstoß, sich das nötige Wissen anzueignen, gaben Freunde – die Liebe zum Bier bestand jedoch schon vorher. „Man muss Freude am Getränk haben. Ich will das Bier nicht verkaufen, ich will es erklären“, sagt Finck. Zu Beginn des Seminars fasst Finck zusammen, was man über Bier, sein Bedeutung in der Geschichte und die Herstellung wissen muss und serviert ein sehr leichtes Pils-Bier– die mit großem Abstand beliebteste Biersorte in Deutschland. Danach wird es kreativ: Das erste Craft-Beer ist das Bayerisch-Nizza Clubbier von dem Jungbrauer Christian Hans Müller, der seit Kurzem den Preis für das beste Newcomer-Bier in Bayern sein Eigen nennen kann. Er erzählt persönlich von dem Konzept hinter seinem Bier, „von seinem Baby“. Der Braustil ist an einem uralten bayerischen Braustil angelehnt, zu etwas Besonderem wird das Bier durch mediterrane Aromen, die einzig durch die innovative Hopfen-Verarbeitung entstehen. Durch die späte Hinzugabe des Hopfens in den Lagertank gewinnt das Bier einen fruchtigen Geschmack, der an Grapefruit oder Maracuja erinnert. Dazu gibt es Schweizer Klosterkäse mit Feigensenf. Der Name des Bieres ist eine Hommage an Aschaffenburg, Müllers Heimat. Noch in diesem Jahr will Müller dort seine eigene Brauerei eröffnen.

Bei den Craft-Brewern steht die die Qualität des Bieres im Mittelpunkt. Bei der Bewegung geht es vor allem darum, Regeln zu brechen und neu zu erfinden. Das kommt nicht bei jedem gut an: Konservative Brauerei-Verbände sehen die neuartigen Kreationen als Konkurrenz. Darum geht es aber gar nicht, meint Markus Finck, „viele Craft-Brewer wollen sich einfach austauschen. Über neue Ideen und alte Braustile.“

Weiter geht es mit dem Sierra Nevada „Torpedo“, einem klassisch stark eingebräuten India Pale Ale, das hervorragend zu den pikanten Fleischbällchen auf Tomatentartar passt. Zu Zeiten des British Empires wurde das Bier mit 9 bis 10 Prozent Alkohol den englischen Truppen in Indien zugesandt – der hohe Alkoholgehalt machte es haltbarer, und eigentlich sollte es vor Ort mit Wasser verdünnt werden. Das dritte Craft Beer ist das fruchtigere Amarsi India Pale Ale mit orientalischen Linsen und Merguez – eine gelungene Mischung. Es folgt das 9,5-Prozent-Bier Imperial Stout mit starken, rauchigen Röstaromen. Aus Irland stammend, war das Bier während der industriellen Revolution in England für die Arbeiter buchstäblich der Ersatz einer warmen Mahlzeit. Paprikaschaum mit Chorizo-Sticks macht die Probe zum Geschmackserlebnis. Das Auswanderer Bier 1849 macht den Abschluss. Dieses dunkle Starkbier wurde früher extra für lange Reisen mit hohem Alkoholgehalt gebraut. Finck schließt: „Biergeschichten sind menschliche Geschichten. Bier war immer ein Getränk, das mit den Menschen mitgewachsen ist.“
 
5. Februar 2014, 16.42 Uhr
Naemi Gutmann
 
 
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