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Buchtipps
Die Kochlegende Harald Wohlfahrt
Foto: Tre Torri
Tre Torri
Unter Deutschlands Sterneköchen ist Harald Wohlfahrt unbestrittener König. Jetzt hat der Drei-Sterne-Koch ein großes, prächtiges Kochbuch vorgelegt – es markiert damit auch das Ende einer Ära.

Selten war das Wort Legende auf einem Buchtitel so passend, wie in diesem Fall. Über 70 der aktuell 309 Sterneköche wurden von Harald Wohlfahrt ausgebildet. Der Mann ist eine Legende. Doch im Unterschied zu manch anderem Kollegen war er bisher sehr zurückhaltend, was Buchveröffentlichungen betrifft. Dem Tre Torri Verlag aus Wiesbaden ist es jetzt gelungen, den zurückhaltenden Meisterkoch an den Schreibtisch zu holen. In Zusammenarbeit mit Stefan Pegatzky ist ein großer, opulenter Bildband entstanden – halb Kochbuch, halb Coffeetable Book. Denn, Hand aufs Herz, Kochbücher von Sterneköchen werden in erster Linie geblättert und nur in Ausnahmen tatsächlich nachgekocht.



Dabei sind die Rezepte sogar ziemlich zugänglich. In Kochbüchern von anderen Sterneköchen findet man oft Zutaten, die selbst in einer Großstadt wie Frankfurt nur schwer zu bekommen sind. Highlight ist vermutlich das Kartoffelpüree von Joel Robuchon, für das es die Kartoffeln eines ganz bestimmten Bauernhofes bei Paris braucht. Dagegen lesen sich die Zutaten für Wohlfahrts Kartoffelgnocchi richtig bodenständig: „550 g mehligkochende Kartoffeln – Salz – 1 Ei – 150 g Kartoffelstärke – Fleur de Sel, Pfeffer – Muskatnuss – etwas Butter“ – das bekommen Hobbyköche auch im Supermarkt um die Ecke.



In dem Buch sind auch ein paar weniger bekannte Wohlfahrt-Fakten für die Fans versteckt. Wussten Sie, dass Wohlfahrts Lieblingsbuch der Samurai-Roman Musashi von Eiji Yoshikawa ist? Nettes Detail auch: Nach der Ausbildung im Waldhotel Dobel machte der spätere Meisterkoch einige Wochen Station im Hotel Drei Mohren in Garmisch Partenkirchen. „Einmal die Woche sind die Leberknödel morgens angesetzt worden, abends kamen sie vom Herd, und was übrig war, wurde am nächsten Tag wieder heiß gemacht, bis alles verkauft war. Nach sechs Wochen war ich wieder weg.“ Das Arbeitsamt hat ihn dann wieder zurück in die richtigen Küchen gebracht. Aus Respekt vor dem Protagonisten blickt man hier auch über schwülstigere Formulierungen wie „Leben für die Sinnlichkeit der Perfektion“ wohlwollend hinweg.



Dieses Buch kommt gerade noch rechtzeitig, markiert es doch auch das Ende einer Ära. In den 25 Jahren, die Wohlfahrt seine drei Michelin-Sterne verteidigt hat, waren seine hochartifiziellen, avantgardistischen Teller voll bunter Kleckse, feiner Sößchen und besonderer Gimmicks State of the Art der internationalen Gourmetköche. Aktuell geht der Trend zurück zu einer naturnäheren Produktküche, die teurer einkauft, aber einfacher serviert. In einigen Jahren wird man die prächtigen Bilder in diesem Buch vielleicht ansehen, wie die Menschen heute auf die Betonfassaden der brutalistischen Architektur – als Symbole einer anderen Zeit und Mode. Die Architektur des Brutalismus wird landauf landab gerade abgerissen. Doch Wohlfahrts Küche kann dank diesem tollen Kochbuch auch in hundert Jahren noch nachgekocht werden – so lange es mehligkochende Kartoffeln, Salz, Ei & Co. noch gibt.



Die Kochlegende Harald Wohlfahrt ist im Tre Torri Verlag erschienen und kostet 39,90 Euro im Handel

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1. April 2019
Jan Paul Stich
 
 
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