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Im Kampf gegen die Putzfrauensperrstunde

Keine pure Lebensfreude

Nach einer offiziellen Anhörung des Ordnungsamts wurde Luzie Hartels Antrag auf eine Aufhebung oder Verschiebung der Sperrstunde in ihrer Kultkneipe Lebensfreude Pur erneut abgelehnt.
Luzie Hartel, die Betreiberin der Lebensfreude Pur, ist die Enttäuschung anzusehen. Nachdem ihr „Antrag auf Aufhebung der Sperrstunde“ im Herbst letzten Jahres abgelehnt wurde und sie Widerspruch eingelegt hatte, wurde sie überraschenderweise für Montagmorgen zur Anhörung ins Ordnungsamt geladen. Überraschend, da eine Anhörung wiederholt abgelehnt worden war. Zusammen mit ihrem Anwalt Markus Künzel versucht Hartel, eine Aufhebung oder Verschiebung der Sperrstunde zwischen fünf und sechs Uhr durchzusetzen, die im Volksmund auch als Putzfrauensperrstunde bekannt ist.

Laut Hartel gehe es dabei keinesfalls um wirtschaftliche Interessen, sondern darum, dem Bedürfnis ihrer Gäste nachzukommen. Immerhin handele es sich bei der Lebensfreude um eine Nachtkneipe, die sich meist erst ab 24 Uhr füllt und auch in den frühen Morgenstunden großen Zulauf habe.

Dass eine Aufhebung der Sperrstunde nicht allzu unüblich ist, zeigt sich beispielweise am Birmingham Pub in der Innenstadt, der mit seinen durchgängigen Öffnungszeiten für sich Werbung macht, oder an diversen Lokalitäten im Bahnhofsviertel. Generell verboten sei eine solche Aufhebung in Sachsenhausen, erklärt Dagmar Reininger vom Ordnungsamt für Gaststättengewerbe. Aber auch in Bornheim erkennt sie Probleme, da sich hier die Beschwerden von Anwohnern häufen würden. „Bornheim ist ein fragiles Gebilde, daher befürworte ich eine restriktive Herangehensweise“, so Reiningers Argument.

Problematisch ist die Situation in Bornheim vor allem auf der Oberen Berger Straße, auf der sich die Situation zwischen Anwohner und Gastronomen immer mal wieder zuspitzt. Beide Parteien haben sich im Sommer 2012 auf einen freiwilligen Kompromiss geeignet, der besagt, dass im Außenbereich um 24 Schluss zu sein habe. Da die Beschwerden seither nicht weniger geworden sind, hat Michael van Goethem, der Sprecher der Gastronomen auf der Oberen Berger Straße, eine Anwohner-Umfrage initiiert. Ziel war die Wünsche und Sorgen zu sammeln. Das Ergebnis: 13 von 57 ausgefüllten Fragebögen kritisierten die nicht Einhaltung der Schließzeiten der Sommergärten.

Für die Betreiberin der Lebensfreude ist die obere Berger aber nicht mit der Mainkurstraße vergleichbar. Denn ihr Außenbereich wird bereits um 23 Uhr geschlossen. Beschwerden wegen zu viel Lärm aus dem Innenraum, gab es in den letzten Jahren keine. Dass oftmals ein größerer Geräuschpegel entstehe, wenn man nachts um 5 Uhr die Gäste vor die Tür setze, darauf geht die Vertreterin vom Ordnungsamt nicht ein. Auch ein öffentliches Bedürfnis nach einer Verschiebung oder Aufhebung der Sperrstunde wird von Seiten der Stadt nicht erkannt und der Antrag folglich abgelehnt.

„Ich bin empört“, so die Betreiberin. Hartel zufolge sei das Ergebnis der Anhörung von Beginn an klar gewesen. „Wir hatten uns eh‘ schon gewundert, dass wir eingeladen wurden, aber ich glaube, der Termin galt nur Bildungszwecken“, vermutet die Gastronomin. Denn während der zweistündigen Anhörung waren Auszubildende der Stadt anwesend, die den Ablauf eines solchen Verfahrens kennenlernen sollten.

Hartel, die seit jeher für ihre Rechte kämpft - zum Beispiel anlässlich der Einführung des allgemeinen Rauchverbots –, ist zuzutrauen, auch in diesem Fall eine offizielle Klage einzureichen. Um diese einzuleiten, hat sie einen Monat Zeit.

Lebensfreude Pur, Bornheim, Mainkurstraße 19, Mo-Fr ab 19 Uhr, Sa/So ab 22 Uhr
 
3. Juni 2015, 10.04 Uhr
Vera Kuchler
 
 
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