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Eating out
Kulinarischer Roadtrip
Foto: Maria Greiner
Maria Greiner
Von Washington DC über Annapolis nach Baltimore: Gemüse und Fleisch direkt vom Farmer oder frischer Fisch aus der Chesapeake Bay – regionale Küche ist auch in Amerika absolut angesagt.

Temperaturen über 40 Grad oder Unwetter, die über die Felder hinwegjagen – diesen Sommer haben es Farmer an der US-Ostküste schwer. Dennoch stehen sie fast jeden Tag in der Woche auf dem Eastern Market, dem ältesten Markt in Washington DC und sorgen mit guter Laune und köstlichen Produkten für beste Stimmung. Süße Pfirsiche von weiß bis dunkelrot, Tomatensorten von würzig bis mild – so probieren sich Besucher genüsslich durch die Reihen. Ein großer Beutel mit frischem Salat und Gemüse kostet vier Dollar, ein moderater Preis für diese Qualität. Im großen Backsteingebäude finden Hobbyköche wie Profis frische Produkte von Fleisch über Geflügel, Käse und Delikatessen bis zu Backwaren. Draußen reihen sich Farmer aus Delaware, Pennsylvania, Maryland und Virginia mit Obst und Gemüse sowie über 100 Aussteller mit Kunsthandwerk, Schmuck und allerlei Krimskrams um die Haupthalle. Und wer noch nicht weiß, was am Wochenende gekocht wird, der schaut bei Jonathan Bardzik vorbei. Unter einem weißen Pavillon steht der ambitionierte Hobbykoch am Wochenende auf dem Eastern Market und präsentiert neue Rezeptideen mit den frischen Markt-Produkten. Pfirsiche und Blaubeeren mit Basilikumcreme oder Wassermelonen-Tomaten-Salat – vor dem Stand sammelt sich oft eine Menschentraube in freudiger Erwartung, seine neuesten Kreationen zu probieren.


Für eine Alternative zu Subway, Mc Donalds und Co sorgt die ausgeprägte Straßen-Food-Szene in Washington DC. Food Trucks mit kulinarischen Kleinigkeiten von Hamburger bis Hummer fahren durch die Stadt und melden über Twitter ihren aktuellen Standort. „Red Hook Lobster Pound“, „Feelin‘ Crabby“ oder auch „District Taco“ – für eine stärkende Pause stehen Hungrige auch mal auf dem Bürgersteig Schlange.


Wer beim Restaurantbesuch nicht auf regionale und saisonale Produkte verzichten möchte, ist im Art & Soul at The Liaison Hotel genau richtig. Nur fünf Minuten vom Capitol entfernt kocht Art Smith, der bereits zehn Jahre als persönlicher Küchenchef für Oprah Winfrey arbeitete und noch heute zu ganz speziellen Anlässen für sie den Kochlöffel schwingt. Gemeinsam mit Wes Mortan kredenzt er eine frische, regionale, modern ausgerichtete Küche – eben „Essen für die Seele“. Hoecake, ein dünnes Maisbrot aus Mehl und Wasser mit eingelegtem Rhabarber, Frühlingszwiebeln und Frisée belegt als Vorspeise, schonend gegartes Shenandoah- (ein großer Nationalpark in Virginia) Lamm mit Zuckerschoten, Karotten und herzhaftem Jus kommt als Hauptgang auf den Tisch. Das Fleisch zerfällt sofort unter dem Druck des Messers, ist außen würzig angebraten, innen saftig und weich. Für einen Cocktail oder ein Glas Wein nach dem Essen lohnt sich der Gang auf die Dachterrasse in die Liaison’s Rooftop Bar mit Pool und wunderbarem Blick über Capitol Hill.


Eine Stunde von Washington DC entfernt liegt Annapolis, die Hauptstadt von Maryland, direkt an der Chesapeake Bay. Zum ausgiebigen Frühstück locken Ted und Beth Levitt ins Chick & Ruth’s Delly. Ein typisch amerikanisches Diner: voll bis oben hin, eine offene Küche direkt hinterm Tresen und etwas klebrige Tische vom vorherigen Gast. Jeden Morgen um 8.30 Uhr (am Wochenende um 9.30 Uhr) schwören alle mit Blick zur amerikanischen Flagge ihrem Land Loyalität und Treue – eine Tradition. Die Karte ist sehr umfangreich und allein für die Auswahl könnte man schon Stunden brauchen: Die Wahl fällt ganz klassisch auf Pancakes. Drei Stück. Das müsste doch zu schaffen sein. Jedes misst allerdings etwa 20 cm im Durchmesser und ist einen Zentimeter dick sowie mit großen Schokoladenstücken versehen – absolut köstlich, jedoch auch mit dem größten Hunger nicht zu bewältigen. Inhaber Ted kennt fast jeden seiner Gäste persönlich und macht von Tisch zu Tisch seine Runde, um die neuesten Informationen aus der Stadt zu erfahren, Seelsorger zu sein oder zu wissen, wer das neue Gesicht im Laden ist. Neben der Bilanz von elf erfolgreichen Verkupplungen und einer Hochzeit engagiert sich Ted für Kriegsveteranen aus der Region mit Geld- und Sachspenden.


Gut gestärkt kann es anschließend zum Shopping, zur Hafenrundfahrt oder zum Besuch in die Naval Academy gehen. Für willkommene Abkühlung sorgt die Annapolis Ice Cream Factory. Täglich 36 Sorten – immer wechselnd und frisch hergestellt – sind seit acht Jahren in Annapolis das Maß aller Dinge: Vanilleeis gemischt mit frisch gebackenem Apfelkuchen oder Brownieteig, gesalzenes Karamell- oder Schokoladen-Orangen-Eis.


Ein absoluter Hochgenuss an der Chesapeake Bay sind die Krabben – die sind hier blau! Jedenfalls frisch gefangen, denn erst beim Kochen wechseln sie zur bekannt roten Farbe. Im Pussers’s Caribbean Grille sorgen Crab-Dip, angereichert mit Pfeffer, Zwiebeln, Tomaten und Käsecreme, und die traditionellen Crabcakes mit frischen Kräutern nach einem Rezept von 1890, gedünstetem Gemüse, Reis und schwarzer Bohnen-Sauce für ein deftiges Abendessen. Wer schnell ist, kann direkt einen Tisch am Wasser bekommen und so die einlaufenden Boote in den Hafen beobachten. Jährlich finden entlang der gesamten Chesapeake Bay Feste rund um die Crabs statt.


Ein wenig „over-crabbed“ geht es weiter Richtung Norden nach Baltimore, auch bekannt als Charm City. Mit dem großen Hafen als Anlaufpunkt für Kreuzfahrtschiffe und einer Menge Museen wie dem neueröffneten Pinball Museum mit über 100 Flippern gibt es auch hier kulinarisch viel zu entdecken. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann mit Charm City Food Tours die historischen Wochenmärkte, innovativen Küchenkonzepte und die kulinarische Entwicklung Baltimores erleben.


Eine der spannendsten Neueröffnungen in diesem Jahr war das Restaurant Kettle Hill. Namensgebend war der Sieg von Teddy Roosevelt und seiner freiwilligen Kavallerie aus Athleten, Cowboys  und Viehzüchtern über die Spanier vor Kettle Hill 1898. Massive Holztische, alte Filme von Sportlern und der Geruch von frischen Kräutern, die in der Showcooking Küche vor den Augen der Gäste verarbeitet werden, laden zum ausgiebigen Verweilen ein. Salat mit Ziegenkäse, Walnüssen und Birnen mit Champagner-Honig-Vinaigrette oder der saftige Black Angus Burger mit Gemüse aus der Region sowie aus frischen Kartoffeln hergestellte Pommes: Ein großes Messer durchbohrt den Burger, dessen Fleisch beim Reinbeißen saftig im Mund zergeht, die Pommes werden im kleinen Alueimer serviert. Zum Schluss tut ein Amaretto-Mandelcookie-Eis sein übriges, um sich rund um gesättigt zu fühlen. Ach ja, ein Klischee hat Amerika auf alle Fälle erfüllt: Ein paar Kilos mehr wurden als Reisesouvenir mit nach Hause genommen.

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4. Februar 2013
Maria Greiner
 
 
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