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Eating out
Die Fressgass der Karibik
Foto: Peter Eckard
Peter Eckard
GenussMAGAZIN-Autoren wissen ganz genau: Wenn ihnen irgendwo auf der Welt ausgesprochen Gutes widerfährt, dann ist dies aufzuzeichnen und an die Redaktion zu senden. Hier nun ein echter Geheimtipp für Ihren nächsten Karibikurlaub!

Schon klar, wenn man über Restaurants schreibt, dann sollte es ums Essen gehen. Das ganze Drumherum kann man höchstens am Rande zur Kenntnis nehmen. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es gibt sie, hier und da, diese absoluten Perlen, diese kitschig-prächtigen Plätze auf dieser Erde, wo man notfalls auch den ganzen Tag mit einer Schale Erdnüsse verbringen könnte, weil’s einfach so schön ist.


Und wenn es statt der Nüsse sogar Haute Cuisine gibt, dann wird es ernst. Von einem solchen Ort wollen wir heute berichten und begeben uns zu diesem Zweck hurtig in die Karibik. Die lockt mit türkisfarbenem, lauwarmem Wasser um die 28°, eine Wassertemperatur, die Quallen und Haie erfahrungsgemäß nicht goutieren. Sehr angenehm. Hinzu kommen Bilderbuchbuchten und weiße, feinsandige Strände, komplett mit grünen Palmen und solchen Sachen bestückt. Sie wissen schon. Wer so was mag, ist schon nach 9 Flugstunden da – die anderen Traumstrand-Reviere der Welt sind deutlich weiter weg.


 Konkret wollen wir uns zur Inselkette der Niederländischen Antillen bewegen, und dort finden wir eine Insel mit Doppelnamen. Die Niederländer nennen sie Sint Maarten, die Franzosen St.Martin. Ursprünglich in spanischem Besitz, gelang es den dort inhaftierten Holländern und Franzosen im Jahre 1648, die Spanier in die Flucht zu schlagen. Die Insellegende besagt, dass die Aufteilung der Insel damals derart bewerkstelligt wurde, dass ein Franzose und ein Engländer nur mit einer Wasserflasche als Proviant die nicht allzu große Insel in entgegengesetzter Richtung umrundeten. Wo sie losliefen und wo sie sich wieder trafen, wurden die Grenzen gezogen. Es hält sich auch hartnäckig dass Gerücht, die Franzosen hätten dem Holländer Gin in die Wasserflasche gemixt, was erklären würde, warum der französische Teil größer ist. Trotzdem schaffte man es lange vor Gründung der EU, über Jahrhunderte friedlich miteinander zu leben. Die Entwicklung der Inselhälften war aber sehr unterschiedlich. An der holländischen Seite ist heute nichts holländisch. Sie ist wie weite Teile der Karibik fest in amerikanischer Hand und setzt auf Massentourismus, entsprechend langweilig ist die Restaurantszene. Ganz anders auf der anderen Seite – die ist, nun ja, ausgesprochen französisch. Überall Menschen mit Baguettes, mit filterlosen Zigaretten in blauen Packungen, dazu kleine romantische Städtchen, am Yachthafen ein Einkaufsladen mit 35 Champagnersorten, Filialen von Hermes und Cartier auf der Dorfstraße, kleine Bistros – man glaubt es kaum.


Wo also vermuten wir das – um es mit den Amerikanern zu sagen - „Gourmet Capital of the Caribbean?“ Genau hier. Ab einer gewissen Anzahl von Franzosen auf einem Haufen bricht Savoir Vivre aus, da macht auch die Karibik zum Glück keine Ausnahme. Es ist das ehemalige Fischerdorf Grand Case, wunderschön an einem kilometerlangen Sandstrand gelegen und berühmt, weil die am Strand entlang laufende Dorfstraße hier so eine Art Fressgass der Karibik ist. Über 25 Restaurants und Cafes sind wie eine Perlenkette am Strand aufgereiht, viele davon in liebevoll hergerichteten historischen Gebäuden. Einige Perlen dieser Kette strahlen dank feinster französischer Haute Cuisine besonders hell, während andere sich auch kleine Entgleisungen leisten, die wir wahrscheinlich amerikanischen Touristen zu verdanken haben. Nein, über das große Schild an einem Restaurant, dessen Namen wir jetzt nicht erwähnen möchten, mit der Aufschrift: „Special: Foie Gras – All You Can Eat“ sind wir immer noch nicht hinweg.


Unvergesslich bleibt das Essen im Restaurant Le Tastevin auf einer überdachten Terrasse direkt über dem Traumstrand. Dunkles Tropenholz, gelbe Stoffe und blaue Tischdecken, sanfter Wind, 27 Grad im Schatten und dazu die Kochkunst des begabten jungen Franzosen Patrick Guillerm sind eine besondere Empfehlung wert. Es mag sein, dass solches Ambiente und das Urlaubsfeeling dafür sorgen, dass ein Menü hier besser schmeckt als ein qualitativ vergleichbares Menü, dass in Frankfurt zum Beispiel im Keller unter einem Variete serviert wird, aber was hier auf den Tisch kommt, würde selbst dort große Freude bereiten. Am Strand in Grand Case aber gerät es zum unvergesslichen Erlebnis. Da waren diese saftigen Shrimps, mit kleinen Blättchen frischer Minze eingewickelt in kleine Vermicelli-Knäuel und knusprig frittiert, dazu ein feiner Soja-Ingwer-Dip und – es sei am Rande erwähnt – ein fetter Sonnenuntergang in Cinemascope Technicolor Sensurround 3D. 


Als der Horizont danach zu einem orange-roten Spektakel ansetzt, wird die Terrine de Foie Gras au Rhum Vieux avec Compote de Figues Sechées serviert, und man möge uns verzeihen, dass wir in einem schwachen Moment plötzlich einige Sympathie für das All You Can Eat-Konzept des benachbarten Restaurants entwickelten. Den hervorragenden alten Rum liefert die Nachbarinsel Anguilla. Dort ist die Firma Pyrat ansässig, deren Rum qualitativ zur Weltspitze zählt.  Sanftes Meeresrauschen begleitet das kross auf der Haut gebratene Filet von der Dorade mit rotem Zwiebelconfit.


Es war dies wohl auch das erste französische Degustationsmenü, während dem wir vor dem Hauptgang das T-Shirt über die Stuhllehne drapiert und einen erfrischenden Sprung ins karibische Meer gewagt haben. Von warmen Winden getrocknet und wieder im landesüblichen, auch für Top-Restaurants geeigneten Gewand (T-Shirt + Bermudas) sitzen wir wieder auf der Terrasse und warten auf die Ente: Magret de Canard Mariné au Lapsang Shouchong et Miel d’Acacia, Navets Safranés et Galette de Sarrasin steht auf der Karte, und es erscheint eine wunderbar rosa gegarte Entenbrust in Begleitung einer äußerst raffinierten Sauce mit Aromen von chinesischem Schwarztee und Akazienblütenhonig und feiner Räuchernote. Wir bedauern an dieser Stelle, dass trotz aller karibischen Lässigkeit das Abschlecken des Tellers auch hier als unfein gilt. Flüge gibt es selbstverständlich täglich bei Air France und Corsair (Tuifly)  über Paris oder KLM über Amsterdam, sie könnten es also unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung noch zum Abendessen schaffen!

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Weitere Informationen hier
 
23. April 2012
Peter Eckard
 
 
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