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Dass bitteres Essen sehr subjektiv wahrgenommen beschreibt die Autorin, Manuela Rüther, in einem ausführlichen Sachkundekapitel. Darin wird erklärt, dass die feinen Nuancen der Bitterstoffe unterschiedlich wahrgenommen werden, da sie uns instinktiv an unreife oder verdorbene Nahrungsmittel erinnern. Bitteres Essen sei immer weniger in Supermärkten zu finden, deswegen ist der bittere Geschmack für viele Menschen ungewohnt. Dabei gehört es neben süß, sauer, salzig und umami zu den fünf Grundgeschmacksrichtungen. Wie vielseitig und kreativ bitteres Essen sein kann, zeigt dieses Buch.
Die Autorin räumt ein, dass ihr der bittere Geschmack lange Zeit verborgen blieb. Wie auch nicht, denn aus den meisten bei uns erhältlichen Nahrungsmitteln wird der unbeliebte Geschmack rausgezüchtet. Umso spannender ist es, dass sie den Leser an die Hand nimmt, mit ihr die Vielfalt von Wildkräutern über Rüben bis hin zu Schokolade und Heilkräutern zu entdecken. In den Kapiteln ihres Werks führt sie an einen Geschmack heran, den viele von uns verlernt haben und bietet verschiedene Einstiegsmöglichkeiten.
Das Buch ist eingeteilt in neun Kapitel. Zunächst führt die Autorin in die Welt des Bitteren ein und erklärt anschließend ihre Lieblingszutaten und deren Verwendung. Der Rest des Buches ist unterteilt in Rezepte für Anfänger, aromatische Bitter, Bitter für Fortgeschrittene, bittere Nachtische und Getränke. Da bittere Lebensmittel unserer Verdauung gut tun, finden sich im letzten Kapitel zahlreiche Rezepte für wohltuende Tees und auch ein Rezept für einen Magenbitter. Vor jedem Kapitel werden die genutzten Zutaten beschrieben und die Besonderheiten des Geschmacks genannt.
Wer bereits gefallen an Artischocken und Radicchio hat, der wird im Fortgeschrittenenkapitel von Gewürz-Couscous mit Löwenzahn und Pfirsich überrascht. Aber auch für Ungeübte bietet die Autorin kreative Rezepte, wie Spargelrohkost mit Limettenjoghurt und Walnüssen. Bitterer Nachtisch klingt zunächst nach einem schlechten Scherz, doch Chicorée-Eis mit Orange und kandiertem Radicchio oder Grapefruit-Törtchen überzeugen und man merkt, dass die Autorin lange Zeit in Sterneküchen gearbeitet hat. Ein eigenes Kapitel nur über bittere Getränke wie Kaffee und Tee zeigt, dass manche Bitterstoffe dann doch für uns selbstverständlich und gewollt sind.
Die Rezepte sind für jeweils vier Personen konzipiert und werden von ansprechenden Bildern begleitet. Nicht alle Zutaten sind einfach im Supermarkt erhältlich, worauf aber hingewiesen und in vielen Fällen eine Alternative vorgeschlagen wird. Bitter ist ein spannendes Kochbuch für alle die kreative und außergewöhnliche Küche schätzen und Bitteres lieben, oder lieben lernen wollen.
Bitter – Der vergessene Geschmack von Manuela Rüther ist im AT Verlag erschienen und kostet 29,95 €