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Höher, schneller, weiter!

Von Hello Kitty, Spongebob und Würstchenschnappen

Früher funktionierten Kindergeburtstage nach einem ganz simplen Prinzip: Geschenke, Topfschlagen und Wackelpudding. Heute ist das nicht mehr ganz so einfach - das musste unsere Autorin Anke Hendrike Uhl am eigenen Leib erfahren.
Meine Freundin Kerstin hat eine kleine Tochter, Lina. Ich mag Lina, und ich mag Kerstin – wir kennen uns seit der ersten Klasse. Aber manchmal macht mir Kerstin ein bisschen Angst. Dann steht meistens der nächste Kindergeburtstag an. Schon Wochen vorher liegen bei ihr die Nerven blank. „Ich muss mir dringend was für Linas Geburtstag ausdenken“, sagt Kerstin mit sorgenvollem Blick. Ich denke an Kuchen, Würstchen und Blinde Kuh. Kerstin denkt an Sybille. „Die hat vor zwei Wochen für Seraphina eine Spongebob-Mottoparty ausgerichtet.“ Während ich versuche, mir zwölf kleine Schwammköpfe beim Eierlauf vorzustellen, erzählt Kerstin atemlos: „Ein riesiger Spongebob-Kuchen vom Konditor, Songebob-Teller, Spongebob-Servietten, massenweise Spongebob-Dekoartikel, überall quietsch-gelb angezogene Kinder, dazwischen ein Animateur und als Gastgeschenk für jeden das brandneue Spongebob-Computerspiel ...“ Ich bin entsetzt, Kerstin ist verzweifelt. „Ich muss das toppen!“, ruft sie.
Wie auf Kommando steht Lina in der Tür: „Mama, ich hab dir gesagt, ich will eine Hello-Kitty-Party – ganz unbedingt!“ Mir schwant Böses. Kerstin sieht mich gequält an: „Wo soll ich denn nur anfangen? Was plane ich bloß in Sachen Unterhaltungsprogramm?“ Leicht befremdet, aber siegessicher sage ich „Wie wärs denn mit Topfschlagen? Das haben wir doch früher auch so gerne...“ Kerstin kreischt „Bist du verrückt? Das macht man doch heute nicht mehr – das ist total out! Sollen mich die Kinder auslachen?“ Etwas geknickt versuche ich es mit Würstchenschnappen, Kerstin hat dafür nur ein hysterisches Lachen übrig.

Kaum zu glauben, dass hier die Frau vor mir sitzt, die als kleines Mädchen auf jedem Geburtstag immer als Erste zum Eierlauf antreten wollte und total glücklich war, wenn es ans Schokoküsse-Wettessen ging. Als Team waren wir im Sackhüpfen unschlagbar, und Topfschlagen haben wir geliebt – dazu hätte man uns im Leben nicht animieren müssen. Mit Würstchen vom Grill waren wir rundum zufrieden, und ein einfacher Marmorkuchen mit Schokoglasur als Geburtstagstorte war für uns das Größte. Gastgeschenke gab es natürlich auch, aber damals kamen nur Süßigkeiten, Sticker, Radiergummis und bunte Bleistifte in die Tüte – wir haben uns trotzdem gefreut. Am allerliebsten erinnere ich mich an die Geburtstagspartys, die im Sommer stattfanden – dann sind wir den ganzen Tag unter den Spritzfontänen im Park rumgesprungen, und zwischendurch haben wir Eis und Wassermelone gegessen.

Wir hatten richtig viel Spaß. Aber all das scheint Kerstin im Wettstreit um die ultimative Kindergeburtstagsfeier vergessen zu haben: Lina bekommt ihre Hello Kitty-Party. Kerstin hat schon mal massenweise kreisch-pinke Deko-Artikel gekauft und gleich auch noch ein paar Hello Kitty-DVDs als Geschenk für die kleinen Gäste mitgenommen. Der Geburtstagskuchen – ein überdimensionales, rosa Teigkätzchen – kommt vom Konditor, und das Unterhaltungsprogramm steht jetzt auch: Kerstin hat schnell noch die allerneueste Spielekonsole besorgt. Na dann, herzlichen Glückwunsch!

Tolle Ideen für einen gelungenen Kindergeburtstag ganz ohne Merchandising-Artikel finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe von FESTE & EVENTS FEIERN IN FRANKFURT & RHEIN-MAIN, aus der auch dieser Artikel stammt.
 
26. Dezember 2013, 08.00 Uhr
Anke Uhl
 
 
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