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Kolumne

Rabattdschungel – der Dreistere überlebt!

Schon Cicero wusste: „Sparsamkeit ist eine gute Einnahme.“ Doch in Zeiten des Couponings nehmen manche Geizkrägen diese Redewendung vielleicht etwas zu ernst.
Anfangs klingt es nach einem fairen Deal:Eeine Gaststätte möchte einen neuen Kundenkreis auf sich aufmerksam machen und bietet daher für Besitzer bestimmter Gutscheinheftchen einen zeitlich begrenzten Rabatt an, meist ein Angebot für zwei Essen zum Preis von einem. Die Heftchen können im Einzelhandel recht günstig erworben werden, wer sie kauft, lebt fortan im Schlaraffenland der Sparfüchse. Der stolze Besitzer hat nunmehr die Aufgabe, sich im Laufe des Jahres durch die zahlreichen Gutscheine vorzuarbeiten. Für philiströse Charaktere oftmals mehr Fluch als Segen, denn es scheint nahezu unmöglich, alle Coupons zu verwerten. Muss aber auch gar nicht sein. Der Kauf des Heftchens rechnet sich meist schon nach dem ersten Essen. Der Gutscheinbesitzer probiert auf diese Weise viele neue Restaurants und Bars aus, auf die er ohne Rabattcoupon vermutlich niemals aufmerksam geworden wäre, und wenn es ihm dort gefällt – so zumindest die Hoffnung der Wirte – kommt er beim nächsten Mal auch ohne Vergünstigungen wieder.

Ich gebe es zu, auch mein Freund und ich waren lange Zeit Besitzer eines solchen Rabattheftchens. Gerade in unserer Studentenzeit hielten wir das für eine tolle Möglichkeit, um beim Ausgehen ein bisschen zu sparen. Wir liebten es, so viele Küchenrichtungen und Restaurants wie möglich auszutesten und uns ein Urteil darüber zu bilden. Oftmals wurden wir enttäuscht, lernten auf diesem Wege aber auch manch eine Gaststätte kennen, der wir bis heute die Treue halten. Ein schlechtes Gewissen den Wirten gegenüber hatten wie dabei nicht, denn auch wenn wir uns ein kostenloses Hauptgericht erschlichen, so langten wir dafür bei Vorspeisen, Getränken und Nachtisch umso kräftiger zu und gaben das auf der einen Seite gesparte Geld auf der anderen gleich wieder mit vollen Händen aus. Auch beim Trinkgeld zeigten wir uns großzügig.

Doch man sollte nicht zu oft von sich selbst auf andere schließen, denn wie das für gewöhnlich so ist: Im eigenen Bekanntenkreis findet sich stets ein Vergleichsstückchen, das dem Fass den Boden ausschlägt und auch gänzlich unbeteiligten Personen die Schamesröte ins Gesicht treibt. Man gehe nur einmal von dem unwahrscheinlichen und dennoch nicht auszuschließenden Fall aus, es gäbe da ein berufstätiges Pärchen, das sich zwar eine todschicke Designer-Küche in seine Wohnung hat einbauen lassen, sich nun aber davor scheut, diese zu benutzen. Bewahre! Sie könnte womöglich mit der Zeit Gebrauchsspuren davontragen. Was tun? Wie sich ernähren? Jeden Abend nur Schnittchen essen? Wie proletarisch! Täglich teuer essen gehen? Wer kann sich das schon leisten?! Kurz vor dem Hungertod kommt ihnen die rettende Idee: Da gibt es doch diese 2-für-1 Angebote! Man kauft sich nicht ein Rabattheftchen, nicht zwei und auch nicht drei, nein, es werden gleich acht Blöcke auf einmal angeschafft. Das macht rund 560 Freizeit- und Restaurantgutscheine, alle in der heimischen Region einzulösen. Genug, um satt zu werden! Und nunmehr beehrt man Monat für Monat die gleichen Restaurants und löst Gutscheine ein. Peinlich? Iwo! Wenn man von dem gesparten Geld ein neues Paar Markentreter kaufen und sich in diesen präsentieren kann. Wer würde einen da noch für geizig halten!
 
16. Januar 2012, 13.58 Uhr
Henriette Nebling
 
 
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