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Foto: Johanna Wendel
Foto: Johanna Wendel

Stöffche auf dem Schiffche

Frankfurt vom Wasser aus

Die letzte Fähre von Frankfurt fährt zwischen Höchst und Schwanheim. An manchen Abenden ist sie allerdings noch nach 18 Uhr unterwegs und lädt zur gemütlichen Schipper-Tour bei Apfelwein und Handkäs' ein.
Die „Walter Kolb“ Mainfähre – benannt nach dem ersten Oberbürgermeister von Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg – ist in der ganzen Stadt die letzte ihrer Art und eine von fünf auf dem gesamten Main. Außer mittwochs fährt sie die 120 Meter täglich über 100 Mal zwischen den gegenüberliegenden Ufern von Höchst und Schwanheim. Dies tut sie bereits seit 1623, das Schiff, das momentan fährt, ist seit 1991 im Einsatz. In den Sommermonaten beendet die Fähre um 18 Uhr ihren Betrieb und steht ab dann für Privatfeiern und Veranstaltungen zur Verfügung. Eine davon ist die dreistündige Tour „Stöffche auf dem Schiffche“.

Unterwegs mit Schweden, Vampiren und Mispelchen

Es ist einer der letzten warmen Tage in diesem Jahr, die Abende sind schon kühl genug, um die Körpertemperatur mit herbstlichen Übergangsjacken aufrecht zu erhalten. Ein guter Zeitpunkt um in gemütlicher Runde zum letzten Mal in diesem Jahr ein paar Stunden über den Main zu schippern, dabei Handkäs' zu essen, Äppler zu trinken und die Aussicht zu genießen: Die Höchster Mainfähre legte vergangenen Dienstag ab, um die finale Fahrt in dieser Saison mit der Tour „Stöffche auf dem Schiffche“ zu starten. Von 18.30 bis circa 21.30 Uhr macht sich die Walter Kolb vom im Westen gelegenen Stadtteil Höchst auf den Weg zum Frankfurter Osthafen und zurück. Serviert wird dabei Apfelwein der Kelterei Nöll und Handkäs' in fünf unterschiedlichen Variationen.

Großzügig kalkuliert, ist der Apfelwein hier: Für jeden Gast steht ein Liter bereit. Aber tauschen ist erlaubt: Sprudelwasser oder Apfelsaft werden als Alternative angeboten. Zur Begrüßung bekommen die rund 30 Mitfahrer erst einmal ein Mispelchen serviert: Apfelweinbrand Calvados mit einer eingelegten Mispel. Bei der Handkäs'-Auswahl gibt es neben einer klassischen Variante betitelt als „der Adenauer“, den „Schweden“ mit Schmand und Preiselbeermarmelade, den „Vampir“ mit Blutwurst, den „Edlen“ mit weißem Balsamico und roten Zwiebeln und den „Scharfen“ mit Chilli-Öl und Frühlingszwiebeln.





Aussicht mit Geschichte

Die Tour wird geführt vom Handkäs' Shop-Inhaber Kevin Bornath. Mit seinem Stand ist er auf unterschiedlichen Festen in der Region vertreten, und hat seit einigen Monaten auch einen Standort in der Commerzbank Arena. Bei „Stöffche auf dem Schiffche“ gibt er Getränke und Handkäs' aus und erzählt kleine Anekdoten zur Stadtgeschichte. So erfahren die Gäste beispielsweise, dass der Eiserne Steg eine der frühesten Crowdfunding-Projekte der Stadt war: Die Bürgerinnen und Bürger sammelten Geld für den Bau einer zweiten Brücke, da eine allein nicht mehr ausreichte, die Stadt selbst aber nichts unternahm. 17 Jahre später konnten sie den Eisernen Steh der Stadt schenken. Während der kleinen Geschichten über Brücken und Stadtteile geht hinter Frankfurt langsam die Sonne unter. Mit dem Blick Richtung Frankfurter Westen offenbart sich der Anblick auf eine blutrote Sonne und rosafarbene Wolken, die langsam im Horizont verschwinden, in Fahrtrichtung warten die reflektierenden Fassaden der Skyline und glänzende Stadtlichter.





Während der Fahrt bietet es sich außerdem an, das Gespräch mit Fährführer und Pächter Sven Junghans zu suchen. Junghans ist die siebte Generation einer Fährmann-Familie, er pachtet die Höchster Fähre seit 2015 von der Stadt Frankfurt. Wer mehr über das Aussterben des Binnenverkehrs erfahren möchte oder erfahren will, ob einem als Fährfahrer langweilig wird, wenn man 120 Mal am Tag hin- und herfährt, kann sich auch von Junghans, die ein oder andere spannende Geschichte erzählen lassen.

Der ganze Spaß kostet 49 Euro pro Person, inbegriffen ist ein Liter Apfelwein, Apfelsaft oder Wasser, sowie zwei Portionen Handkäs'. Wem das nicht reicht, kann sich für vier Euro noch einen weiteren Handkäs' bestellen oder sich für drei Euro ein Stück Apfelkuchen gönnen. Das Thema bei den Getränken bleibt durchgängig bei Apfel: Für 8,50 Euro bekommen Fährgäste ein Fläschchen Apfel-Secco mit einer leichten Note von weißem Pfirsich.

Am 30. April 2020 legt die Fähre das nächste Mal zum „Stoffche auf dem Schiffche“ ab.
 
23. September 2019, 14.00 Uhr
Johanna Wendel
 
 
Fotogalerie:
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