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Foto: © AdobeStock/Gregory Lee
Foto: © AdobeStock/Gregory Lee

Alkoholfreie Festtage

Mit ohne, bitte!

Ob an Weihnachten, zu Silvester oder beim nächsten Dinner: Wer ohne Alkohol feiern will, muss nicht zum Wasser greifen. Wein, Sekt & Co. gibt es auch in alkoholfreien Varianten, und die Auswahl ist größer denn je.
Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, ein Gin Tonic auf der Weihnachtsfeier und zum Gänsebraten der Rotwein: Ist das selbstverständlich? Immer mehr Menschen verzichten auf alkoholische Getränke. „Mit ohne“ ist voll im Trend.

Gefragter denn je

Bei bestimmten alkoholischen Getränken sind alkoholfreie Varianten schon lange keine Seltenheit mehr. Bier ist das beste Beispiel. Laut dem Deutschen Brauer-Bund betrug die Gesamtmenge alkoholfreier Biere in 2020 rund 670 Millionen Liter. Das entspricht einem Marktanteil von fast sieben Prozent. Auch in der stetig wachsenden Craftbierszene ist der Trend spürbar, sodass spezialisierte Craftbierläden wie das Naiv in der Fahrgasse dem Thema eine eigene Sparte im Sortiment widmen können. „Richtig salonfähig ist das Thema für uns erst 2019 geworden“, erinnert sich Naiv-Inhaber Sascha Euler. Davor habe es nur wenige alkoholfreie Craftbiere geben.




Alkoholfreies Craftbier im Naiv. © Sascha Euler

Nun ist Bier kein klassisches Festtagsgetränk – ganz im Gegenteil zu Wein. Wie das Deutsche Weininstitut berichtet, wächst zwar auch der Markt alkoholfreier Weine stetig. Allerdings beträgt ihr Anteil am gesamten deutschen Weinmarkt gerade mal ein Prozent. Anders dagegen beim Sekt: hier liegt der Marktanteil alkoholfreier Varianten bei fünf Prozent. Marie-Luise Raumland vom Sekthaus Raumland in Flörsheim ist Expertin auf diesem Gebiet. Seit 1984 wird in dem Familienbetrieb Sekt hergestellt, seit 20 Jahren auch alkoholfrei. In den vergangenen drei Jahren sei die Nachfrage merklich gestiegen, berichtet Raumland und betont, dass insbesondere hochwertige alkoholfreie Sekte gefragt seien: „Die Leute wollen verstehen, was sie trinken, und nicht einfach nur etwas Alkoholfreies bestellen.“ Das zunehmende Interesse an alkoholfreiem Bier, Wein und Sekt, so Peter Waiblinger von der auf Brände und Schaumweine spezialisierten Manufaktur Jörg Geiger, habe auch etwas mit einem wachsenden Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil zu tun. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung noch verstärkt.

Ohne Verluste

So wichtig das Bewusstsein für gesunde Ernährung auch ist, kann in kulinarischer Hinsicht die Rolle des Alkohols als Geschmacksträger nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich trinken Menschen alkoholische Getränke nicht nur des Rausches wegen. Doch da stehen Hersteller vor einem Problem. Umso weniger Alkohol beispielsweise ein Bier habe, erklärt Sasha Euler, umso dünner würde es geschmacklich. Zwar könne man diesen Geschmacksverlust bei Bier nie komplett, aber zumindest graduell ausgleichen, etwa durch einen hohen Malzanteil oder die Kombination verschiedener Hopfensorten.

Doch wie kommt der Alkohol eigentlich raus aus Bier, Wein, Sekt & Co.? Im Wesentlichen gibt es drei Methoden. Eine Möglichkeit ist, die Gärung zu stoppen und so zu verhindern, dass Alkohol entsteht. Diese Methode wird vor allem bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier angewendet. Das habe jedoch meist zu Folge, dass es „pappsüß“ werde, so Euler. Die zweite Möglichkeit ist, den Alkohol durch Verdampfen unter Vakuum zu entziehen. Das geschieht aufgrund des Vakuums bereits bei niedrigen Temperaturen, wodurch die Aromen nicht beschädigt werden.

Das Entziehen von Alkohol durch Verdampfen im Vakuum, die sogenannte Vakuumdestillation, kommt auch bei der Produktion von alkoholfreiem Wein oder Sekt zum Einsatz. So arbeitet etwa die Manufaktur Jörg Geiger mit diesem Verfahren zur Herstellung alkoholfreier Schaumweine beispielsweise aus der Obstsorte Champagner Bratbirne. Wie Peter Waiblinger erklärt, wird zunächst ein herkömmlicher Schaumwein hergestellt, dem dann der Alkohol durch Vakuumdestillation entzogen wird. Auf diese Weise blieben viele der Aromen erhalten. Der entalkoholisierte Obstwein wird am Schluss mit Kohlensäure versetzt. Durch die Verwendung verschiedener Kräuter und Gewürze bei der Herstellung würde zudem ein von vielen Kunden gewünschter herberer Geschmack im Abgang unterstrichen werden.




Peter Waiblinger © Manufaktur Jörg Geiger

Die dritte Methode wendet beispielsweise das Sekthaus Raumland bei der Herstellung von alkoholfreiem Sekt an. „Wir erzeugen niemals Alkohol“, erklärt Marie-Luise Raumland. Für die alkoholfreien Frucht-Seccos des Sekthauses werde zunächst ein Saft hergestellt, der dann mit Kohlensäure versetzt werde. Um die Aromen zu schonen, kommen die Frucht-Seccos anschließend ohne Wärmebehandlung bei vier Grad auf die Flaschen.

Saisonal statt hochprozentig

Neben Bier und Wein werden beim Weihnachtsdinner gerne mal hochprozentige Drinks serviert. Alkoholfreie Varianten gibt es auch hier. Beim Trend ganz vorne mit dabei ist alkoholfreier Gin, wie ihn auch die Manufaktur Jörg Geiger produziert. Zu den bekanntesten Marken zählen unter anderem Seedlip aus England und der Sigfried Wonderleaf Gin aus Bonn. Die beiden Letzteren gibt es neben Craftbier auch im Navi zu kaufen. Dazu erzählt Sascha Euler, dass alkoholfreier Gin in Kombination mit Tonic Water gut funktioniere, pur jedoch nicht mit dem Original vergleichbar sei.

Geschmack in alkoholfreie Drinks zu bringen, ist also gar nicht so einfach. Damit das trotzdem gelingt, verwendet Michele Heinrich, Inhaber der mehrfach ausgezeichneten Bar Yaldy im Frankfurter Bahnhofsviertel, frische und hochwertige Zutaten. Die Saison spiele bei der Auswahl der Produkte eine wichtige Rolle. Weihnachtlich wird es unter anderem mit Äpfeln, Birnen, Pflaumen und verschiedenen Kräutern.

Für die Festtage lohnt es sich also, auch mal nach Getränken ohne Alkohol Ausschau zu halten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem alkoholfreien Kirsch-Bitter-Cocktail mit Malzbierschaum oder einem „Holo“ mit weihnachtlichen Gewürzen nach dem Rezept von Michele Heinrich? Beide Drinks waren Teil unseres Weihnachtsspecials Zum Feste das Beste 2020 mit Rezepten für ein Festtagsdinner mit Wow-Effekt. In der diesjährigen Neuauflage haben wir zwar auf Drinkrezepte verzichtet, doch wie jedes Jahr haben wir Top-Adressen aus dem aktuellen FRANKFURT GEHT AUS! nach Rezepten für ein festliches Menü gefragt. Herausgekommen sind neun detaillierte Rezepte - vom rustikalen Klassiker bis zur raffinierten Kreation.
 
14. Dezember 2021, 09.44 Uhr
Lisa Veitenhansl
 
 
Fotogalerie:
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