Der ehemalige Priesterschüler und singende Italiener Giuseppe Balducci kocht wieder: Am Montag eröffnet offiziell das Ristorante Balducci in Sachsenhausen – dessen Ruf er erstmal aufpolieren muss.

„Du kannst alles werden, nur nicht Priester“, diesen Rat hat Giuseppe Balducci befolgt. Also hat der leidenschaftliche Italiener die Priesterschule und sein Heimatdorf, die Gemeinde Minervino in Apulien, verlassen. „Ich wollte auf eigenen Beinen stehen“, sagt Balducci. Seine Mutter habe ihn allein groß ziehen müssen, er wollte sich selbst finanzieren und ging 1975 mit 15 Jahren nach Frankfurt, wo er als Tellerwäscher in der Gastronomie anfing zu arbeiten.

„Durch die strenge Priesterschule war ich immer diszipliniert“, sagt Balducci. Die Disziplin hat sich für ihn ausgezahlt: Mit 57 Jahren zählt er zu den bekanntesten Gastronomen Frankfurts und blickt auf Stationen in diversen Restaurants zurück. Angefangen mit dem Promi-Lokal „Die Leiter“ auf der Fressgass‘ und vier Filialen des Restaurants „Bella Donna“, über das Lokal Mainterrasse in Seligenstadt bis hin zum Ristorante Balducci auf der Kaiserhofstraße und in Eschborn.

Nach der Wende zog es Balducci aber erst mal gen Osten ans Varieté. In Dresden übernahm der Gastronom auch das „Alt-Prag“, das er fast 19 Jahre lang betrieben hat. In dieser Zeit begann er auch mit seinen Koch-Gesang-Events: „Wegen einer Baustelle kamen die Gäste nicht mehr zu mir, also bin ich zu Ihnen gekommen“, sagt Balducci. Frisch zurück in Frankfurt wurde der singende Koch auf dem Opernplatzfest entdeckt: Seine Gesangskarriere startete. Mittlerweile hat er rund zehn CDs herausgegeben. Darauf sind Covers von Andrea Bocelli über Zucchero bis zu Joe Cocker zu hören. Die Lieder auf dem Album „Io non parto piú“ sind Eigenkompositionen, sagt er.

Musik soll auch in seinem neuen Restaurant in Sachsenhausen eine Rolle spielen. Dort will er einen festen Abend etablieren, an dem er singt. Damit er sich dann ganz auf seine zweite Leidenschaft konzentrieren kann, hat er sich seinen Koch Maurizio als Partner mit ins Boot geholt. „Er hält mir den Rücken frei“, sagt Balducci. Seit acht Jahren arbeiten die beiden Köche mittlerweile zusammen. Maurizio stammt aus Sizilien, Balducci aus der Gemeinde Minervino in Apulien – beide Küchenrichtungen sollen sich auf der Speisekarte wieder finden.

Einmal im Jahr besucht Balducci sein Heimatdorf, und zwar vom 29. September bis zum 3. Oktober. Dann wird in Apulien das Patronatsfest gefeiert und sein Bruder hat Geburtstag. Dessen Sohn, Balduccis Neffe, hat gerade einen Gesangswettbewerb gewonnen, erzählt Balducci voller stolz und präsentiert ein A-Cappella-Cover des Neffen, in dem er "Something’s got a hold on me" von Christina Aguilera zum Besten gibt. „Er wird mal berühmt“, sagt er. Auch Balducci hat einen Sohn. Früher habe ihn Fabio in seinen Restaurants unterstützt, mittlerweile arbeite er aber im Bankenwesen, sagt der Vater.

Mit Fabios Mutter ist Balducci nicht mehr zusammen. „Wer in der Gastronomie arbeitet, kann keine Beziehung aufrecht erhalten“, weiß er. „Die Frauen finden mich toll, bis sie merken, wie viel ich arbeite.“ Die Gastronomie und das Singen sind seine Leidenschaft. Außerdem ist Balducci Geschäftsmann und weiß, wie wichtig Marketing und Kundenbindung sind. Wichtig sei das vor allem am Anfang: „Der Laden hatte einen schlechten Ruf“, sagt er. Sein Vorgänger, das Ristorante L’Angoletto, habe zig Mal den Koch gewechselt. Deswegen legt Balducci sich ins Zeug: Jeden Gast persönlich zu begrüßen gehört da dazu. Doch Balduccis guter Ruf zieht schon jetzt viele seiner alten Stammgäste nach Sachsenhausen. Für die Eröffnungsfeier am Montag, den 29. Februar, sind die 50 Sitzplätze schon ausgebucht. Die nächste offizielle Party feiert der Gastronom am 20. März, wenn die Außenterrasse eröffnet wird.

Auch Catering will Balducci wieder anbieten. „Aber nur für Gäste, die ich kenne“, grenzt er es ein. Der Italiener will in Zukunft etwas kürzer treten. Das sei auch der Grund gewesen, warum er sich seit 2013 peu à peu aus der Gastronomie zurückgezogen hat – aber ganz davon trennen will er sich nicht.

Ristorante Balducci, Sachsenhausen, Oppenheimer Landstraße 49, Tel. 66408861, Di–So 11.30–15 und 17.30–23 Uhr