Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: vak
Foto: vak

Traditionshaus in der City

Ende für Frankfurter Wirtshaus

"Das Wirtshaus" von Marion Seitz und Frank Postel auf der Fressgass‘ muss schließen. Nach knapp 30 Jahren ist der Vertrag ausgelaufen. Am Samstag, den 27. Februar, öffnen sie zum letzten Mal.
„Auf der Fressgass‘ gibt es immer weniger Lokale“, sagt Marion Seitz. Dass, was heute funktioniere, seien Coffee-to-go, Suppenküchen oder Fast Food. Letzteres mache die Gastronomie kaputt, findet die Gastronomin. Im Jahr 1987 eröffneten Marion Seitz und Frank Postel das Wirtshaus in den Räumen des ehemaligen „Onkel Max“. Zweimal wurde der Vertrag um fünf Jahre verlängert. Nun läuft er zum Ende des Monats aus. Seitz gibt sich versöhnlich: „Die Hausbesitzer müssen den Vertrag nicht verlängern. Wir wussten, dass der Vertrag auslaufen wird.“

Seit 40 Jahren sind Seitz und ihr Mann Wolfgang, „Wölfi“, in der Gastronomie zuhause. Fast 30 Jahre lang öffneten sie von Montag bis Sonntag auf der Fressgass‘ ihre Türen, davor waren sie am Goetheplatz und im Kuckuck auf der Schillerstraße. Mit dem Gedanken, sich für immer von der Gastronomie zu verabschieden, kann sich Seitz noch nicht recht anfreunden. Für ihr Stammpublikum würde sie gerne wieder etwas eröffnen, auch damit sie den Kontakt nicht verlieren. „Es müsste kleiner sein, es müsste tagsüber sein und es müsste in der Nähe sein“, sagt sie. Genaue Pläne habe sie aber nicht, und Seitz weiß, dass sie wenn auch nicht mehr allzu lange in der Gastronomie bleiben würde: „Ich werde bald 66 und mein Mann wird 76 Jahre alt, da sind andere längst in Rente.“

„Die Besucherzahlen sind in der letzten Zeit zurückgegangenen“, sagt Seitz. Früher wären viele Messebesucher in ihrer Gaststätte eingekehrt, heute würden sie am gleichen Tag wieder zurück fliegen. Besonders das Geschäft zur Mittagszeit habe sich verändert. „Die Gemütlichkeit ist verloren gegangen“, sagt Seitz: „Wenn mittags einer einen Äppler trinkt, dann gucken alle blöd.“ Stattdessen würden die Menschen auf ihr Smartphone starren und schnell wieder ins Büro verschwinden. Für Touristen sei das Wirtshaus aber nach wie vor eine Anlaufstelle und auch das ein oder andere prominente Gesicht kommt noch vorbei – Joschka Fischer, Heino und Hannelore, Kool and the Gang, Brigitte Nielsen oder Helmut Kohl, – sie alle besuchten das Wirtshaus und trugen sich in das Gästebuch ein.

Jubiläen haben sie einige gefeiert, viele davon im großen Stil. Auch ihren letzten Abend am Samstag, den 27. Februar, werden sie groß feiern. „Viele Stammgäste wollen nicht kommen, sie wissen, es werden Tränen fließen“, sagt Seitz. Das Ende ist aber auch schon jetzt in Sicht: Der Außenbereich wurde schon geräumt und auch innen fängt das Lokal an, sich zu leeren. „Viele Gäste wollen ein Andenken“, sagt Seitz. Und so verschwinden langsam die Bembel und Bierkrüge, die sonst die Wände zieren.

Wirtshaus Frankfurt, City, Große Bockenheimer Straße 29, Tel. 284399, Mo-So 11-24 Uhr
 
16. Februar 2016, 15.45 Uhr
Vera Kuchler
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Auf und Zu
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
Top-News per Mail