Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: © liv
Foto: © liv

Mutter Ernst

Stephan Ullrich: „Sie soll so bleiben, wie sie ist.“

Das Frankfurter Traditionslokal Mutter Ernst hat nach zweieinhalb Jahren Pause Ende Januar wieder geöffnet. Im Interview erzählt Inhaber Stephan Ullrich, wie es zu der Schließung 2020 kam und was sich am neuen Standort alles geändert hat.
Mit Holz vertäfelte Wände, rustikale Einrichtung und in jeder Ecke Fotos und Erinnerungsstücke: So kannten die Frankfurterinnen und Frankfurter die Gaststätte Mutter Ernst. Eröffnet wurde das Lokal unweit der Börse 1938, wo es sich mit der Zeit zum beliebten Treffpunkt für Alteingesessene, Bänkerinnen und Bänker sowie Touristinnen und Touristen entwickelte. Inhaber Stephan Ullrich betriebt die Mutter Ernst bereits in dritter Generation. Im April 2020 musste die Gaststätte nach 81 Jahren schließen. Doch nicht für für immer. Am 24. Januar hat die Mutter Ernst an einem neuen, rund 300 Meter entfernten Standort wieder eröffnet.

JOURNAL FRANKFURT: Herr Ullrich, seit über 20 Jahren sind Sie Inhaber der Mutter Ernst. Wie sind Sie zur Mutter Ernst gekommen?
Stephan Ullrich: Mein Vater hat die Mutter Ernst geheiratet. Ich habe dann ab meinem 17. Lebensjahr immer mitgeholfen. Als meine Eltern in Rente gegangen sind, habe ich den Laden genau am 1. Januar 2000 übernommen.

Im April 2020 haben Sie Ihre traditionsreiche Gaststätte geschlossen. Viele Stammgäste waren damals schockiert. Wie kam es zu diesem Schritt?
Nicht nur die waren schockiert, ich auch. Das Haus, in dem wir waren, wurde verkauft und der Investor hat entschieden, diese Häuser abzureißen. Wir haben noch ein bisschen Karenzzeit bekommen, aber nach drei Monaten mussten wir dann zum 1. April 2020 raus.

Hatten Sie damals schon einen neuen Standort für das Mutter Ernst in Aussicht?
Da war noch gar nicht dran zu denken. Vor allem kam ja dann auch Covid plötzlich. Letztendlich konnte ich mir ja gar keine neue Location angucken.

Wie haben Sie dann die Zeit ohne die Mutter Ernst erlebt?
Die habe ich recht gut erlebt. Zuerst habe ich meinen Freunden von der Festhalle Hausmann sehr viel geholfen. Nach der Covid-Zeit habe ich da sehr viel gearbeitet. Dann habe ich mich um einen neuen Laden gekümmert und plötzlich hier das Gebäude in der Rahmhofstraße 2 gefunden – oder die haben mich gefunden. Den Mietvertrag habe ich vor eineinhalb Jahren unterschrieben und jetzt nach 18 Monaten haben wir dann endlich aufmachen können.

Die neue Mutter Ernst ist nur rund 300 Meter vom alten Standort entfernt. Wieso hat der Umzug so lange gedauert?
Das Problem war, dass das Gebäude komplett zurückgebaut war. Das Haus ist von 1903 aber hier war alles leer. Und dann ist es noch riesengroß. Wir haben Wände einziehen müssen und das war auch unser größtes Problem, dass wir mit Wänden, Notausgängen und Feuerschutz zu tun hatten. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen.

Was ist in der neuen Mutter Ernst anders als vorher?
Die alte Mutter Ernst ist mit der Zeit gewachsen. Früher wurde in dem Laden noch geraucht, natürlich später dann nicht mehr, aber dadurch ist eine Patina entstanden. Mitgenommen habe ich in die neue Mutter Ernst die ganzen Bilder, das Wildschwein, Erinnerungen und Ideen. Zum Beispiel habe ich hinten eine Empore bauen lassen, das gab es vorher auch. Die Holzvertäfelung wollte ich auch unbedingt haben, das war auch im alten Laden so. Die Idee vom Schreiner und mir war, dass alles ein bisschen urig aussieht und sehr gemütlich ist.



Erinnerungsstücke im Gastraum © liv

Wie war die erste Woche seit der Wiedereröffnung?
Es war sehr anstrengend. Ich wusste ja nicht was passiert, das war das Problem. Haben wir viel zu tun? Haben wir wenig zu tun? Ist es zu groß? Ist es zu klein? Wie nehmen das die Leute an? Eigentlich wollten wir am 24. ganz ruhig aufmachen. Wir haben gesagt, sodass wir uns alle einarbeiten können, aber die Medien sind dann so losgegangen, dass wir uns nicht mehr retten konnten. Vielleicht war das ganz gut, so waren wir unter Druck und mussten besser und schneller werden.

Bekannt war das Mutter Ernst für seine deftigen hessischen Gerichte, besonders die Frikadellen. Gibt es die jetzt auch am neuen Standort?
Das gibt es natürlich wieder. Immer noch nur freitags. Und letzten Freitag haben die Leute bis vor die Tür gestanden. Ich dachte, naja wir sind ja mehr als doppelt so groß, jetzt haben wir endlich Platz für alle. Aber nein, wir haben immer noch nicht genug Platz. Die letzten drei Tage geht nur das Telefon und ich muss jetzt tatsächlich Reservierungen ablehnen. Für die nächsten zwei Freitage kann man schon nichts mehr reservieren.

Und wie sieht die Zukunft der Mutter Ernst aus?
Sie soll so bleiben, wie sie ist. Schlicht, gemütlich und mehr oder weniger so, dass es sich jeder leisten kann. Das ist immer das Wichtigste gewesen.

Mutter Ernst, Innenstadt, Rahmhofstraße 2-4, Tel. 069/15341610, Mo-Sa 11-23 Uhr, So Ruhetag



Stephan Ullrich hat im Jahr 2000 das Mutter Ernst von seinen Eltern übernommen. © liv
 
8. Februar 2023, 10.26 Uhr
Lisa Veitenhansl
 
Lisa Veitenhansl
Jahrgang 1997, Studium der Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, seit November 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Lisa Veitenhansl >>
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Auf und Zu
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
Top-News per Mail