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Foto: © Lisa Veitenhansl
Foto: © Lisa Veitenhansl

Die Neueröffnung der Woche

Mina in Sachsenhausen

Apfelstrudel trifft auf Taameya: In einer ehemaligen Apfelweinwirtschaft in Sachsenhausen hat Jasmin Gössinger Anfang Mai das Café Mina eröffnet. Roter Faden des Konzepts ist die Verbindung von Gössingers österreichischen und ägyptischen Wurzeln.
„Ich war schon immer der Typ, der gerne redet und Menschen zusammenbringt“, sagt Jasmin Gössinger und lacht. In der Dreieichstraße in Sachsenhausen hat die Gastro-Quereinsteigerin in den ehemaligen Räumlichkeiten des Apfelwein Proletariat am Samstag, 7. Mai, das Café Mina eröffnet. Nach mehreren Jahren in der Immobilienbranche ist die Gastronomie ein komplett neues Feld für sie, erklärt Gössinger.

Neue Wege

Sicherheit im Job, sei für Gössinger eigentlich immer wichtig gewesen. Mit Anfang 30 habe sie jedoch begonnen, diese Perspektive zu hinterfragen. „Irgendwann gab es den Moment, in dem ich mir vorgestellt habe: Ich sitze auf meiner Veranda, bin 99 Jahre alt und gucke zurück“, erklärt die Frankfurterin. Bei diesem Gedanken habe sie gemerkt, dass ihr Job in der Immobilienbranche sie nicht glückliche macht und irgendetwas in ihrem Leben fehlt. „Dann habe ich gesagt: ‚Ich mache einen Cut‘“, erinnert sich Gössinger. Wenig später kam der erste Lockdown und damit der Entschluss, einen neuen Weg einzuschlagen.

Freunde und Familie hätten ihr seit Jahren prophezeit, dass sie irgendwann einmal ein Café eröffnen würde, erinnert sich Gössinger. Obwohl die Gastronomiebranche ein komplett neuer Bereich für sie ist, wagte sie den Neustart. Beim konzeptuellen Leitthema greift Gössinger auf ihre Biografie zurück: Ihr Vater kommt aus Österreich, ihre Mutter aus Ägypten. Im Mina bringt die gebürtige Frankfurterin diese doch sehr unterschiedlichen Stränge ihrer Biografie zusammen. Das Ergebnis ist eine eine Mischung aus österreichischen Kaffeehaus-Klassiker und ägyptischen Köstlichkeiten. „Ich nehme meine Herkunft – was schon ein Gegensatz in sich ist – und zeige den Leuten, dass wir die Schubladen, in denen wir denken, selbst kreieren. Wenn wir uns davon lösen, dann können wir eine Melange schaffen, die alles zusammenbringt“, erklärt Gössinger.



Taameya mit Baladi Salat, Fladenbrot, ägyptischem Blätterteig und Dip © Lisa Veitenhansl

Schmankerl und Köstlichkeiten

Anstatt Cappuccino, Milchkaffee und Americano stehen im Mina Wiener Melange, Kaffee „Verkehrt“ und Verlängerter auf der Karte. „Bei uns gibt es nur österreichischen Kaffeespezialitäten“, erklärt Gössinger. Die Bohnen dafür werden aber ganz in der Nähe, bei Hoppenworth & Ploch, geröstet. Dazu gibt es Gugelhupf und Apfelstrudel aber auch Basboussa, ägyptischer Grieskuchen mit Kokos und Mandel, sowie deftige Gerichte. Gössingers persönliche Empfehlung sind die Taameya, die mit ägyptischem Baladi Salat aus Gurken und Tomaten sowie hausgemachtem Fladenbrot serviert werden. Die kleinen Bällchen ähneln der Falafel, werden aber nicht aus Kichererbsen, sondern aus Favabohnen hergestellt.

Noch gibt es im Mina nur eine reduzierte Karte. Das soll sich aber Schritt für Schritt ändern, so Gössinger. Geplant ist künftig Salate, Suppen oder Eintöpfe als Mittagstisch anzubieten und donnerstags einen „Langen Abend“ mit eigener Karte, Musik und Drinks zu veranstalten. Samstags wird alles im Zeichen von Brunch mit verschiedenen Frühstücksoptionen stehen. „Das eine ist das Wiener, das andere das Arabische und dazu gibt es dann noch ein paar Schmankerl“, so Gössinger



(v.l.) Jasmin Gössinger und Mitarbeiterin Michi © Lisa Veitenhansl

Gemütlich temperamentvoll

Die österreichischen und ägyptischen Einflüsse greifen im Mina auch optisch ineinander. Die ehemals mit dunklem Holz verkleideten Wände und der rote Boden des Vermieters wichen einem offenen Raumkonzept mit hellen Farben und bodentiefen Fenstern, die im Sommer komplett zu den Tischen auf dem Gehweg geöffnet werden können. „Ich wollte ein paar Design-Elemente von beiden Kulturen reinbringen, aber ohne Klischees“, erklärt die Frankfurterin.

Neben den großen Lampenschirmen an der Decke, die aus Wiener Geflecht hergestellt wurden, und kleineren Lampen aus arabischem Messing ist das Wandbild hinter der Theke Sinnbild für diesen Mix. Hier ranken sich sowohl österreichisches Edelweiß als auch ägyptischer Hibiskus die Wand empor. Für die Anfertigung einiger Möbelstücke hat Gössinger zudem mit einer inklusiven Werksstatt zusammengearbeitet.

Gemeinsame Erinnerungen

Am anderen Ende des langen schlauchartigen Gastraums befindet sich auf einer kleinen Erhöhung eine Sitzecke, die nicht nur zum Kaffee trinken Verwendung finden wird. „Das soll zukünftig eine Plattform sein, für jeden der was zu sagen hat“, erklärt Gössinger und meint unter anderem Konzerte und Comedy-Veranstaltungen, aber auch Lesestunden für Kinder. Bei Kochabende sollen zudem Menschen aus unterschiedlicher Kulturen zusammenkommen, gemeinsam kochen, essen und sich austauschen. Im Fokus stehe dabei immer die Begegnung und das „Schaffen gemeinsamer Erinnerungen“, betont Gössinger.

Mina, Sachsenhausen, Dreieichstraße 45, Tel. 069/36604161, Di-Sa 9-18 Uhr, So/Mo Ruhetage
 
20. Mai 2022, 12.06 Uhr
Lisa Veitenhansl
 
Lisa Veitenhansl
Jahrgang 1997, Studium der Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, seit November 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Lisa Veitenhansl >>
 
 
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