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Foto: Restaurant Jean
Foto: Restaurant Jean

Guide Michelin 2015

Neue Sterne für Rhein-Main

Der kulinarische Horizont scheint künftig noch ein wenig heller in Rhein-Main: Am Freitag wurde die neue Ausgabe des Guide Michelin veröffentlicht. Die Redaktion hat mit zwei Köchen gesprochen.
Zwei Köche, die bereits bei „RHEIN-MAIN GEHT AUS“ mit Bestnoten punkten konnten, sind jetzt auch offiziell von der Gourmetbibel mit einem Stern ausgezeichnet worden: Johannes Frankenbach vom Restaurant Jean im Eltviller Hotel Frankenbach und Dennis Meier vom Sra Bua by Juan Amador im Kempinski Hotel Frankfurt erhielten je einen Stern.

Doppeltes Glück bei Johannes Frankenbach
Wir erreichen Johannes Frankenbach in der Küche – die „Glorreichen Tage“ stehen an, ein kulinarisches Festival im Rheingau. Dabei wäre er heute lieber woanders: Der frisch gebackene Sterne-Koch ist letzte Woche Vater geworden. Eine Familienangelegenheit ist auch sein Restaurant Jean in Eltville: Seine Frau Patricia leitet den Service, die Eltern wirken im Hintergrund, und auch Koch Fabian Raffel gehört irgendwie zur Familie.

Wie haben Sie von der Auszeichnung erfahren?
„Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich kam gerade aus dem Krankenhaus und hatte andere Dinge im Kopf. Ganz viele Leute gratulierten mir, darunter ein ehemaliger Koch, und ich fragte mich nur: Woher wissen die alle von meinem Kind? Irgendwann kamen dann immer mehr Leute auf mich zu, und mir wurde klar: Es ging noch um etwas anderes. Der Lieferant hatte die Liste des Guide Michelin vorliegen. Ich selber hatte noch keine offizielle Nachricht bekommen. Immer noch ist das Ganze total unerwartet für uns, wie die Erfüllung einer lang gehegten Traumvorstellung. Wir sind natürlich sehr stolz.“

Dann ist es jetzt vermutlich auch noch zu früh, nach neuen Plänen zu fragen?
„Wir müssen das alles erst einmal setzen lassen. Allerdings kann ich in jedem Fall sagen, dass ich durch den Stern kein komplett anderer werde: Ich möchte lieber auf dem Jetzigen aufbauen, auf dem, was ich und mein Team geschafft haben. Gleichzeitig habe ich natürlich neue Ziele vorm Auge und hoffe, dass wir den Stern über die nächsten Jahre halten können.“

Gut möglich, dass die Auszeichnung im Guide Michelin ganz neue Gäste bringen wird.
Ich denke schon, auf jeden Fall.

Wird sich das vielleicht auch in den Preisen widerspiegeln? Aktuell sind die im „Jean“ ja im besten Sinne enorm fair angesetzt.
Wir werden sicher nicht anfangen, plötzlich einfach mehr zu berechnen. Gestern hat mir ein Stammgast gratuliert – ich möchte ihn natürlich ebenso weiter willkommen heißen wie neue Gäste. Wir müssen schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Vielleicht kann man mit dem Stern jetzt andere Sachen machen, die vorher nicht möglich waren, ganz andere Produkte verwenden. Aber das wird meine Küche – meine Arbeit – ergänzen, nicht ersetzen.

„Ein sensationelles Gefühl“
Hin und weg ist auch Dennis Meier, der sich am Rande eines Fototermins Zeit für ein kurzes Telefonat nimmt. Für den 32-Jährigen regnet es aktuell Lob und Anerkennung: Erst wenige Tage zuvor war der Chefkoch im Sra Bua by Juan Amador vom Fachmagazin „Rolling Pin“ als „Aufsteiger des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Gleich zwei Auszeichnungen so kurz hintereinander – wie fühlt sich das an?
Wir sind alle glücklich, können es aber auch noch nicht ganz fassen. Und natürlich fühlt es sich sensationell an, überwältigend – aktuell ist alles noch ein kleines Gefühlschaos für mich.

Hat Juan Amador, der ja gewissermaßen „Pate“ des Restaurants ist, schon gratuliert?
Ja! Er war einer der ersten, von ihm habe ich die frohe Botschaft quasi erhalten.

Welchen Anteil hat denn Juan Amador am Sra Bua – oder anders herum gefragt: Wie viel Dennis Meier steckt im Restaurant?
Natürlich steckt sehr viel Dennis Meier im Sra Bua! Ich schreibe die Karte, konzipiere die Gerichte und stehe täglich in der Küche. Allerdings spreche ich mich eng mit Juan Amador ab, er schaut also zum Beispiel beim Kartenwechsel über das Menü.

Wird der Stern auch Veränderungen mit sich bringen?
Wir werden so weitermachen wie bisher – wenn nicht noch ein bisschen besser! Der Stern ist natürlich ein Ansporn, das Level noch ein wenig zu steigern. Aber erst einmal ist er natürlich auch eine Bestätigung für das, was wir machen.

So viele Sterne wie nie zuvor
Seit seiner Gründung im Jahr 1900 ist der Guide Michelin die unangefochtene Bibel aller Gourmets. Anfangs nur in französischer Sprache erhältlich, wird der kulinarische Führer inzwischen weltweit ausgegeben – seit 1964 auch in Deutschland. Dabei scheint die kulinarische Entwicklung in der Bundesrepublik sehr vielversprechend: Nie gab es hier so viele Sterne-Restaurants wie heute. Seit der offiziellen Veröffentlichung der neuen Ausgabe sind nun 233 Restaurants mit einem der begehrten Michelin-Sterne ausgezeichnet. 38 Adressen können sich mit zwei Sternen schmücken, und insgesamt elf Lokale wurden von den strengen Testern mit der Bestnote, also drei Sternen ausgezeichnet. Neben den beiden Neuausgezeichneten im Rhein-Main Gebiet gibt es zwei Spitzenköche, die ihre Sterne abgeben mussten, weil sie sich anderen Aufgaben zuwenden: Matthias Schmidt vom Union International Club in der Villa Merton möchte sich vorerst einmal der Familie widmen, Sternekoch André Großfeld verlässt seinen Gastraum der Sinne in Friedberg, um sich genau dort, in der Villa Merton, vielleicht einen neuen Stern zu erkochen.

Restaurant Jean im Hotel Frankenbach, Eltville, Wilhelmstraße 13, Tel. 06123/9040,www.hotel-frankenbach.de, Mi–So 18–23 Uhr, Sa/So 12–14 Uhr

Sra Bua, Neu-Isenburg, Graf-zu-Ysenburg-und-Büdingen-Platz 1, Tel. 069/38988660,www.kempinski.com, Di–Sa 18.30–22.30 Uhr

 
10. November 2014, 11.59 Uhr
Katharina Cichosch
 
 
Fotogalerie:
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