Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Katharina Bruns
Foto: Katharina Bruns

Belgisches Bier in Frankfurt

Das Weltkulturerbe zum Trinken

Die Unesco hat die belgische Bierkultur zum Weltkulturerbe erklärt und Frankfurt stößt mit an: Alles über die Braukunst unserer Nachbarn und wo und wie man diese am Main am besten genießen kann.
Da blieb manchem Freund des deutschen Reinheitsgebotes das Pils im Halse stecken: Da bemüht man sich in Deutschland seit Jahrhunderten um Eintönigkeit, damit jedes Bier möglichst gleich schmeckt, und was macht diese UNESCO? Erklärt ausgerechnet die Braukultur der benachbarten Belgier zum Weltkulturerbe – und die sind derart skrupellos, dass sie sogar mit Kirschen und Schokolade brauen! Mehr als 1500 Sorten Bier kennt der Belgier – bei vielen Brauereien hierzulande ist nach Pils, Export und Hefeweizen schon Schluss. Höchste Zeit zu einer Nachhol-Stunde in belgischer Bierkunde: Wir haben die Top-Adressen in Frankfurt herausgesucht, wo man das Weltkulturerbe am besten genießen kann. Also: Prost, Schol oder Santé! (ja, auch bei den Sprachen regiert in Belgien die Vielfalt.)



Le Belge

Mensur Yalcin ist der Experte für belgische Spezialitäten am Main. In seinem Offenbacher Restaurant „Le Belge“ zelebriert er natürlich auch die Bierkultur. „Wir haben über dreißig Biere auf der Karte“, erklärt er stolz. Darunter befinden sich auch drei der berühmten Trappistenbiere. Diese sind besonders für ihren hohen Alkoholgehalt bekannt. „Früher war Schnaps in Belgien verboten. Deshalb haben sie angefangen, das Bier stärker zu machen“, berichtet Yalcin. Damit ein Bier sich aber Trappistenbier nennen darf, muss es zwingend in einem Trappistenkloster gebraut werden und ein Großteil des Erlöses muss zudem sozialen Zwecken dienen. Trinken für den guten Zweck: Die Belgier verstehen es, das Wichtige mit dem Angenehmen zu verbinden. Im Le Belge wird Chimay (9%), Westmalle (10 %) und Orval (8%) serviert. Einsteigern rät Yalcin zu einem Glas Chimay. „In Deutschland wird Chimay oft auch Champagnerbier genannt, das wird bei uns oft nachgefragt.“

Eine andere belgische Brautradition ist das Fruchtlambic. „Das sind Fruchtbiere, die nicht nachträglich mit Sirup versetzt werden, sondern bei denen das Obst während dem Brauen hinzugefügt wird“, erklärt Yalcin. Am beliebtesten ist das Kriek, ein Kirschbier. „Das gibt es bei uns vom Fass.“ Ob das Obst dem Bier auch Vitamine gibt? Da muss Yalcin lachen. „Keine Ahnung, aber es ist zumindest sehr lecker.“ Er mag an den Belgiern, dass diese auch immer neue Dinge ausprobieren würden. Das versucht er auch in seinem Restaurant. „Zuletzt hatten wir Schokoladenbier, das war sehr gut. Da will ich wieder was holen.“ Einmal im Monat fährt er selbst nach Belgien und füllt den Transporter dann mit neuen und alten Bieren.

Offenbach, Bleichstraße 49, Mo-Do 16-01, Fr-Sa 11-01 Uhr, Tel.: 56997020, www.lebelge.de



Bierboutique Ølwechsel

Dieser Laden in Bockenheim ist nicht nur eine Boutique für edle Biere, sondern auch eine Autowerkstatt. Noch vor der großen Craft-Beer-Welle war man hier neugierig auf ungewöhnliche Brautraditionen. „Wir haben vor 10 Jahren mit belgischen und fränkischen Bieren angefangen“, erklärt Inhaber Dietmar Flucke. „Ein Lebensmittel zum Weltkulturerbe zu erklären, ist vielleicht eine etwas zu große Nummer“, urteil er schmunzelnd, „aber es ist auf jeden Fall spannend, wie in Belgien bestimmte Brautraditionen bewahrt werden. Das war lange Zeit der Hort für Vielfalt bei Bieren. So sind coole Biere entstanden, die es hier gar nicht mehr gibt.“ Die bärtigen Hipster mit ihren Craft-Bieren hätten dort viel lernen können, berichtet er. Während man in Deutschland nicht einmal mehr die echten Hefekulturen der Berliner Weisse kennt, reicht manche belgische Brautradition Jahrhunderte zurück. Ein Schwerpunkt im Ølwechsel sind Geuze-Biere, die durch das Mischen älterer Lambic-Biere entstehen. „Daneben haben wir auch Trappistenbiere, einige kleinere Brauereien und Val Dieu.“ Letzteres stammt aus einer kleinen Klosterbrauerei in der Provinz Lüttich. Und so etwas trinken die Frankfurter? „Wenig“, räumt Flucke ein. „Die Nachfrage ist verschwindend gering. Geuze-Liebhaber kommen ab und zu vorbei, manchmal auch amerikanische Touristen, aber wir verdienen unser Geld mit der Autowerkstatt.“ Bei den monatlichen Verkostungen im Ølwechsel kann die Vielfalt des Gerstensaftes direkt erlebt werden. Die nächste Verkostung zum Thema Belgien ist aber erst wieder im Sommer geplant.

Bockenheim, Basaltstraße 21, Mo-Fr 8.30-14 & 15-18 Uhr, Tel.: 71671859 www.edlebiere.de



naïv

Für manchen ist diese Restaurant-Bar an der alten Brücke das Craft-Beer-Mekka Frankfurts. Aus knapp 100 Biersorten kann der Gast hier wählen, regelmäßig werden neue Marken aufgenommen. Darunter sind natürlich auch Belgier vertreten. Acht belgische Biere sind aktuell auf der Karte zu finden, darunter neben den Trappistenbieren La Trappe und Chimay auch Grimbergen und Duvel. Nur die Fruchtbiere kommen hier von Sam Smith aus England. Kein Weltkulturerbe, schmeckt aber trotzdem gut.

City, Fahrgasse 4, Mo-Fr 17-1, Sa & So 12-1 Uhr, Tel.: 21006230, www.naiv-frankfurt.de



Wir Komplizen

In Frankfurts erstem Multi Tap Room haben heimische Bierfans seit November eine brandneue Anlaufstelle. Bei den Komplizen liegt der Schwerpunkt auf außergewöhnlichen Bierspezialitäten direkt vom Fass, darunter aktuell auch das Gebräu der Brasserie de Bellevaux, ein seltenes Blondes aus dem Osten Belgiens, das in Frankfurt gleich zwei Mal heimisch geworden ist. Wer es nämlich lieber als Flaschenbier für den heimischen Keller haben möchte, muss ins Ølwechsel – nur bei den Komplizen kann man es „mittrinken.“ Wer mag, zahlt dort einfach ein Bier mehr. Das wird dann als Zettel an die Theke gehängt, den sich ein anderer Gast greifen kann, um damit sein Bier zu zahlen. Geteiltes Glück ist doppeltes Glück!

Nordend, Egenolffstraße 17, Di-Do 14-23, Fr & Sa 14-24, So 10-18 Uhr, Tel.: 76703587, www.wir-komplizen.de



Yok Yok

der beliebte Hipster-Kiosk und Fachhändler für internationale Biere im Bahnhofsviertel bevorzugt eher die konventionellen Sorten. Aktuell finden sich Hoegaarden und Stella Artois im Kühlschrank. Freunde der Weltkultur greifen beim nächsten Wegbier natürlich zu einem belgischen Blonden.

Bahnhofsviertel, Münchener Straße 32, Mo-Do 10-2, Fr & Sa 10-5 Uhr, Tel. 24249330



Bierothek

Hinterhof-Werkstätten und schummrige Bars sind Ihnen nicht geheuer? Keine Angst, im Shopping-Center Skyline Plaza gibt es seit neuestem auch einen hell erleuchteten Fachhändler für Biere. Die Bierothek hat ein eigenes Regal für Frucht-, Kloster-, und Sauerbiere aus Belgien. Der ideale Anlaufpunkt für neugierige Bierentdecker im Gallus.

Gallus, Europa-Allee 6 (Skyline Plaze, Erdgeschoss), Mo-Mi 10-20, Do-Sa 10-21 Uhr, www.bierothek.de

Fotos: Le Belge, Ølwechsel, naïv, Wir Komplizen, Archiv, Felix Schmitt, Katharina Bruns
 
12. Dezember 2016, 12.00 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
 
Top-News per Mail