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Foto: Kreuzschnabel/Wikimedia Commons, Lizenz: Cc-by-sa-3.0
Foto: Kreuzschnabel/Wikimedia Commons, Lizenz: Cc-by-sa-3.0

Schwarzer Peter auf dem Feldberg

Ein Kiosk muss räumen – und niemand ist schuld?

Großer Ärger auf dem Feldberg: Nach Jahrzehnten muss Familie Lichtnecker ihren Kiosk am Gipfel räumen. Die Gründe dafür sind kompliziert und reichen weit in die Vergangenheit zurück.
Unsere Geschichte begann vor 70 Jahren mit einem Bollerwagen. In den harten Nachkriegstagen begannen die Eltern von Hermann Lichtnecker, ein kleines Kiosk auf dem Feldberg zu bauen. Sand, Wasser und Beton musste die Mutter allein den Berg hochräumen, sein kriegsversehrter Vater hilft bei Aufbau und Betrieb. Jahrzehntelang kaufen Ausflügler hier Schokoriegel und Flaschenbier. Damit hätte Ende der 80er Schluss sein sollen. Die Gemeinde Schmitten hatte nun den Zweckverband Feldberghof gegründet, um an dem beliebten Ausflugziel richtige Gastronomie zu ermöglichen. Schon damals wurde in einem Vertrag mit der Binding Brauerei festgeschrieben, dass der Kiosk weg müsse. Es wurde allerdings eine großzügige Frist von fast 20 Jahren eingeräumt, und zwar bis ins Jahr 2004.

2004 hat das Ehepaar Lichtnecker allerdings einen Trumpf in der Hand: Die Gemeinde Schmitten wollte das Baugebiet Obere Heidge ausweisen, einer der Grundstückseigentümer sind die Lichtneckers und die erklärten dem frisch gewählten Bürgermeister Marcus Kinkel, sie würden nur verkaufen, wenn sie dafür ihren Kiosk noch weitere zwölf Jahre führen dürfen. „Ich kann das gut verstehen, habe mich aber schon ein wenig erpresst gefühlt“, erinnert sich der Bürgermeister. Weil Kinkel das Neubaugebiet will, einigt er sich mit den Lichtneckers. „Im Grunde hatten die uns ihre Bedingungen diktiert.“ Zu den Konditionen dieses Vertrages gehörte eine großzügige Jahrespacht von gerade mal 850 Euro. „Wir sind da wirklich nicht reich geworden, das waren 70 Euro im Monat,“ erklärt Kinkel. Man habe sich damals in dem Vertrag auch darauf geeinigt, dass Lichtneckers ihr Kiosk nach Ablauf der Frist selbst abbauen müssten, berichtet der Bürgermeister.

Und damit kommen wir in der Gegenwart an: 2016 ist nun zwölf Jahre später. Nachdem der Binding-Konzern in der Vergangenheit bereits auf die Einhaltung des Vertrages gepocht habe, so Kinkel, habe man den Lichtneckers vor zwei Jahren fristgerecht gekündigt und diese hätten nach kurzer Diskussion zugestimmt, erinnert sich der Bürgermeister. Doch dann folgen die ersten Zeitungsberichte. Die FNP verfasst einen Nachruf auf den scheidenden Kiosk und auch gegenüber dem HR erklären die Lichtneckers, dass sie eigentlich nicht einverstanden sind. Die Geschichte geht viral, ein wütender Internet-Mob beklagt sich daraufhin beim Wirt des Feldberghofes, Binding lässt plötzlich per Pressesprecher verkünden, ihnen sei der Kiosk eigentlich egal und nun steht der Bürgermeister als Buhmann da. „Wir bekommen da widersprüchliche Ansagen von Binding“, klagt dieser. Auf jeden Fall ist er ziemlich genervt und möchte den Fall nun an sein Gemeindeparlament übergeben. „Da kann das alles öffentlich und gemeinsam debattiert werden“, lautet sein Lösungsvorschlag. Diese Geschichte ist noch nicht vorbei.
 
6. Dezember 2016, 14.00 Uhr
jps
 
 
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