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Foto: Go Kidogo
Foto: Go Kidogo

Take-Away-Mehrwegsystem aus Bad Vilbel

Kleine Schritte, große Veränderung

Jugendliche aus Bad Vilbel haben mit Go Kidogo eine faire Bestellplattform mit eigenem Mehrwegsystem für Take-away-Verpackungen entwickelt. Über ein Dutzend Betriebe im Rhein-Main-Gebiet nutzen bereits den Service.
Die anhaltenden Müllberge auf beliebten Frankfurter Plätzen, neben Parkbänken und in den Grünanlagen lassen keinen Zweifel: Obwohl es wieder möglich ist, Restaurant und Cafés, Bars und Biergärten zu besuchen – seit dem 7. Juni sogar wieder im Innenraum –, boomt das To-go- und Take-away-Geschäft weiter. Immerhin ist ab Juli die Verwendung von Einwegplastik verboten. Doch auch Kaffeebecher, Bowls und Pizzakarton aus Pappe sind nicht zwangsläufig recyclebar – und meistens alles andere als nachhaltig. Jugendliche aus Bad Vilbel wollen etwas gegen die wachsenden Müllberge tun und entwickelten Go Kidogo: eine faire Bestellplattform mit eigenem Mehrwegsystem für Take-away-Verpackungen.

Mehr Mehrweg

Während Mehrwegsysteme für Getränkebecher wie Recup und der MainBecher mittlerweile von vielen Gastronom:innen in Anspruch genommen werden, sind Mehrwegbehältnisse für Speisen noch kaum verbreitet. In der Mai-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT haben wir mögliche Alternativen zu geläufigen Einwegverpackungen vorgestellt, darunter die Mehrwegsysteme von Rebowl und Vytal. Go Kidogo ist das erste lokale Mehrwegsystem dieser Art.

Der Ablauf ist im Grunde der Gleiche wie bei bundesweiten Anbietern: Als Kundin oder Kunde bezahlt man bei Abholung oder Lieferung der Speisen Pfand für den Behälter. Bei Go Kidogo sind das zehn Euro. Der Behälter kann später bei allen teilnehmenden Betrieben abgegeben werden. Das Pfand wird im vollen Umfang zurückerstattet, sodass für Kund:innen keinerlei Mehrkosten entstehen. Aber nicht nur Kund:innen, auch die Gastronomen können die Dienste von Go Kidogo gebührenfrei in Anspruch nehmen. Sie zahlen lediglich Pfand für die Gefäße, die in Deutschland produziert und zu einhundert Prozent recylebar sind.

Das besondere an Go Kidogo ist die Kombination aus Bestellplattform und Mehrwegsystem. „Wir wollen nicht nur ein nachhaltiges Produkt, sondern auch eine für Gastronomen gerechtere Plattform schaffen. Gängige Bestellplattformen mit eigenem Lieferservice lassen sich ihre Dienste von den Gastronom:innen gut mit hohen Provisionen bezahlen“, erklärt Rinku Sharma, Gründer der auf digitale Medien spezialisierten Bildungseinrichtung Techeroes in Bad Vilbel, wo 2019 alles begann.

Ideen in die Tat umsetzen

Die Idee zu Go Kidogo entstand während einer Diskussion der Teilnehmer:innen eines Techeroes-Programmierkurses. Einige von ihnen nahmen regelmäßig an den Fridays-for-Future-Demos teil und stellten sich die Frage, wie sie selbst etwas zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt beitragen können. Schnell war klar, dass das eigene Konsumverhalten ein wichtiger Hebel ist. Nach einer regen Diskussion sei dann die Idee zu Go Kidogo geboren worden, erinnert sich Sharma.

Eine erste Skizze des Projekts haben die Jugendlichen bereits im November 2019 auf dem Hessischen Innovationskongress vorgestellt. Aus der Gruppe von anfänglich zehn Jugendlichen (15 bis 17 Jahre) sind bis heute sechs am Ball geblieben und bringen das Projekt weiter nach vorne, darunter auch Nico: „Nachhaltigkeit ist bei uns in der Familie schon immer ein großes Thema gewesen“, sagt der 16-Jährige. „Ich persönlich bin davon überzeugt, dass das einer der wichtigsten Aspekte ist, auf die wir aktuell achten müssen. Und jeder kann seinen Teil dazu beitragen.“

Nachahmer:innen erwünscht

Die Bezeichnung „Go Kidogo“ kommt laut Sharma und Nico aus dem Kiswahili und ließe sich übersetzen mit „Kleine Schritte, große Veränderung“. Dabei gehe es nicht nur darum, mit dem eigenen Konsumverhalten seinen Teil beizutragen, sondern auch darum, größer zu denken: „Wir wollen zum Nachahmen motivieren“, betont Sharma. „Uns ist wichtig, mit dem Projekt andere Jugendliche und auch Erwachsene davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen.“

Bislang gibt es die faire Bestellplattform von Go Kidogo (nur) als Web-App (www.gokidogo.de). Noch im Sommer soll die App fürs Handy folgen. Wenn alles nach Plan läuft, dann kommen im Laufe des Sommers nicht nur im Rhein-Main-Gebiet weitere Betriebe hinzu, welche die Dienste von Go Kidogo nutzen. Die Chancen stehen sogar gut, dass aus dem anfänglichen Bildungsprojekt Schritt für Schritt ein über die hessische Landesgrenze hinaus agierendes Unternehmen wird.
 
7. Juni 2021, 11.51 Uhr
Sebastian Schellhaas
 
 
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