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Foto: (v.l.n.r.) Micha Mayer, Catherine Angulo und Christoph Schultz © Claudia Simchen
Foto: (v.l.n.r.) Micha Mayer, Catherine Angulo und Christoph Schultz © Claudia Simchen

Fleurie Weinbar eröffnet

„Der Korkenzieher liegt bereit!“

Das Restaurant Blumen bekommt ein Geschwisterchen. Direkt nebenan eröffnen die Betreiberinnen und -Betreiber am Samstag, 27. November, mit dem „Fleurie“ Frankfurts einzige auf Naturwein spezialisierte Weinbar.
Weinbars gibt es in Frankfurt und insbesondere im Nordend so manche. Was es nicht gibt, ist eine auf sogenannte Naturweine spezialisierte Location. Mit der Eröffnung des Fleurie am Samstag, 27. November, in den Räumen des ehemaligen Rotlint-Cafés in der Rotlintstraße schließt sich diese Lücke. „Wir können es kaum erwarten“, freut sich Catherine Angulo. Zusammen mit Micha Mayer, Christoph Schultz, Florian Schütz und Till Sauer betreibt sie bereits das direkt nebenan gelegene Restaurant Blumen.

Zukünftig im Fleurie angeboten werden ausschließlich Naturweine aus Deutschland und dem europäischen Ausland sowie eine Speisekarte mit kleinen Gerichten passend zum Weinsortiment. Das Fleurie ist aber nicht nur Weinbar, sondern auch Weinhandlung. Wer möchte, kann also auch Wein für zu Hause oder unterwegs kaufen. Das Glas Wein gibt es ab fünf Euro, kleine Gerichte ab acht Euro. Noch sind die Fenster abgeklebt und die Umbauarbeiten nicht ganz abgeschlossen. „Wir liegen aber gut im Zeitplan“, versichert Angulo und ergänzt: „Der Korkenzieher liegt jedenfalls schon bereit!“

Naturwein in Frankfurt

Das Konzept einer reinen Naturweinbar dürfte in Frankfurt einen Nerv treffen. Schließlich haben Naturweine längst einen festen Platz in der Frankfurter Gastronomie- und Wein-Szene eingenommen. 2016 gab es mit dem Showmanship in Alt-Sachsenhausen sogar schon einmal eine echte Naturweinbar, allerdings nur für sehr kurze Zeit. Mit dem Fleurie wollen Angulo und die anderen Teilhaber das Thema nun fest in Frankfurts Gastronomie-Landschaft einschreiben. Frankfurt sei bereit dafür, davon sind die fünf überzeugt.

Als Anfang des Jahres klar wurde, dass die benachbarten Räumlichkeiten vakant würden, fiel schnell ein Schloss ins andere, erinnert sich Mayer, der als Küchenchef im Blumen auch für die passende kulinarische Begleitung im Fleurie nebenan sorgen wird. Die operative Leitung wird Angulo übernehmen, die seit über zwanzig Jahren in der internationalen Hotellerie tätig ist und zuletzt in Frankfurt bei der Eröffnung des Boutique-Hotels Ruby Louise beteiligt war. Wie bereits im Blumen ist Schultz, der zuvor in renommierten Frankfurter Adressen wie dem Seven Swans als Sommelier tätig war, für die Auswahl der Weine zuständig. Ziel sei es, so Schultz, dem Frankfurter Publikum durch Direktimport Naturweine zugänglich machen zu können, die man sonst nicht bekommt. Dabei verrät Schultz: „Das Label Naturwein mag ich nicht besonders.“

Was ist Naturwein?

Der Begriff suggeriere, dass es einen substantiellen Unterschied gebe zwischen konventionellem und „natürlichem“ Wein, erklärt Schultz. Der Unterscheid sei aber ein gradueller und zudem nicht zertifizierbar. „Es geht in erster Linie darum, dass Winzer ihre Weine so naturnah wie möglich produzieren. Das heißt, dass sie sowohl im Weinberg als auch im Keller auf synthetische Hilfsmittel verzichten.“ Dabei sei Letzteres von Ersterem anhängig. „Man kann im Keller nur dann auf Zusätze verzichten, wenn man im Weinberg sauber gearbeitet hat.“ Neben einem natürlichen, gesunden Mikroklima im Weinberg, das den Gebrauch von Pestiziden, Herbiziden, synthetischem Dünger und anderen Hilfsmitteln unnötig mache, spiele Handlese eine entscheidende Rolle. „Bei der industriellen, oft maschinellen Weinlese werden auch verdorbene und verunreinigte Trauben mitverarbeitet. Fehlgärungen können im Keller dann nur durch Zusätze wie Enzyme, synthetische Hefen und jede Menge Schwefel vermieden werden.“

Richtiger wäre es deshalb von naturnah produziertem Wein, oder wie im Französischen von lebendigem Wein, Vin vivant, zu sprechen, fasst Schultz zusammen. Das Lebendige sei dabei ein zentraler Punkt, denn unfiltrierte oder lediglich durch sogenannte Abstiche geklärte Weine blieben im wahrsten Sinne lebendig. Spontanvergärung ist das Schlüsselwort. „Die natürlichen Hefen auf der Schale und im Weinkeller produzieren und stabilisieren den Wein von ganz alleine.“ Man müsse nur die passenden Umstände schaffen. „Kontrolliertes Nichtstun, quasi“, sagt Schultz und lacht.

Auf die Frage, was einen guten, lebendigen Wein ausmacht, hat Schultz eine kurze und eine ausführliche Antwort. Die kurze Antwort: „Gute naturnahe Weine haben vielmehr Druck als konventionelle. Sie nötigen dich fast dazu, den nächsten Schluck zu nehmen.“ Was genau das heißt, verrät nur die Probe aufs Exempel – oder die ausführliche Antwort, und die geben Schultz und Angulo ab Samstag, 18 Uhr, im Fleurie, Blumens kleiner Schwester.

Fleurie Weinbar, Nordend, Rotlintstraße 58, Mo/Do/ 17-22, Fr 17-23, Sa 15-23, So 15-22 Uhr, Di/Mi Ruhetage
 
25. November 2021, 10.21 Uhr
Sebastian Schellhaas
 
 
Fotogalerie:
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