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Rot, Gelb, Grün?

Die Hygieneampel

Die Verbraucherschutzminister der Bundesländer haben sich auf die Einführung eines Ampelsystems in Sachen Hygienekennzeichnung in der Gastronomie geeignet. Ist das wirklich eine gute Lösung?
Wer einmal in einem Restaurant gemütlich umherstreunenden Mäusen zugesehen oder gar vielbeiniges Ungeziefer gesichtet hat, wird jetzt sofort ein lautes JA auf den Lippen tragen, doch an der Idee, den schwarzen Schafen unter den Gastronomen einen roten Aufkleber an die Tür zu bappen, mit dem jeder Gast sofort erkennen kann, dass man es hier mit der Hygiene nicht so genau nimmt, gibt es einiges zu kritisieren.

Bisherige Praxis ist die zeitweilige oder sogar komplette Schließung eines Betriebes, der nicht den staatlichen Hygieneansprüchen genügt. Was bringt da eine rote Ampel? Spart sich das zuständige Amt einfach das Procedere der Schließung und lässt es lieber den Gastronomen mangels Kundschaft von selbst Pleite gehen? Wer einen solchen Aufkleber an der Tür hat, wird nie wieder Gäste begrüßen können und sollte dies auch eihgentlich nicht – also nochmals die Frage, weshalb hier nicht einfach das gemacht wird, was derzeit eh viel zu selten geschieht, nämlich dicht.

Noch besser wird es bei der Vorstellung einer gelben Ampel. Wurde hier die Anzahl der Kakerlaken, bei der man eine rote Ampel bekommt, knapp unterschritten? War der Schimmelflor nur halb so hoch wie für die rote Ampel erforderlich? Also: Keiner wird ein Restaurant mit gelber Ampel besuchen.

Die Stigmatisierung mittels Aufkleber oder-näher weckt sehr ungute Erinnerungen und ist nach meiner Ansicht kein probates Mittel, um dem weit verbreiteten Problem mangelnder Hygiene Herr zu werden. Zudem werden dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet, denn den Nachbarn anzuschwärzen lohnt sich dann umso mehr. Die bisherigen Möglichkeiten des Gesetzgebers sollten eigentlich ausreichen, doch kontrolliert wird entweder zu lax, mit Voranmeldung oder viel zu wenig. Von den Konsequenzen wird man dann einmal pro Jahr bilderreich in den Medien informiert.

Ein Platz in der Flopliste von FRANKFURT GEHT AUS! oder der Verriss in Gault Millau & Co. lässt dem Betreiber eines Lokals jedoch immer noch die Chance, seinen Gästen zu beweisen, dass er es besser und sauberer kann. Die hierdurch entstehende Diskussion kann reinigend im wahrsten Sinne des Wortes wirken. Ein Aufkleber ist hingegen das Ende vom Lied und sofortiger Grund für eine Schließung. Oder würden Sie einem Restaurant mit gelber Ampel noch trauen?
 
30. Mai 2011, 06.42 Uhr
Bastian Fiebig
 
 
Fotogalerie:
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