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Kannibalen in Frankfurt

Abteilung Skurriles

Sie kamen auf Pferden, verwüsteten breite Landstriche, nahmen keine Gefangenen und waren gefürchteter als die Pest: Tartaren. Hunderte Jahre später nehmen immer mehr Gäste in Restaurants blutige Rache
Ich sitze in einem Steakhaus, da geschieht es schon wieder: Der Gast am Nachbartisch liest seiner Gattin laut vor: "Schau mal Liebling, es gibt frisches Tartar". Der Mann kommt aus der Wettterau, das rollende rrr ist nicht zu überhören, und siehe da, auch in der Karte steht es geschrieben. Tartar!

Hilfe, wird hier etwa Menschenfleisch aus der asiatischen Tundra serviert? Wikipedia sagt es genau: "Tartaren ist seit dem Mittelalter eine Bezeichnung für verschiedene Völker und Bevölkerungsgruppen". Doch das R, das den Unterschied zum Tatar, also "Hackfleisch vom Rind, das aus sehr hochwertigem, sehnenfreiem und fettarmen Muskelfleisch wie Filet hergestellt wird" macht, hat seinen festen Stammplatz auf den Speisekarten dieser Stadt. Selbst in bekannten Steakhäusern ist von Tartar die Rede, in den gastronomischen Niederungen gehört das R nach dem A schon fast grundsätzlich zum guten Ton.

Was ist da geschehen? Vielleicht gibt es doch eine Beziehung zwischen dieser Zubereitungsart und der Esskultur asiatischer Reiter- und Nomadenvölker? Wir machen uns jedenfalls an den direkten Vergleich und zählen auf den Speisekarten geduldig Tatar und Tartar – man darf gespannt sein, wie der Wettstreit ausgeht!
 
16. Mai 2011, 05.03 Uhr
Bastian Fiebig
 
 
Fotogalerie:
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