Auf deutschen Schulhöfen herrscht schon lange eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Denn während manche mit liebevoll bestückten Tupperdosen die Pause bestreiten, kommen andere mit der Kekspackung in die Schule.

Früher gab es auf dem Schulhof zwei Sorten von Kindern. Die einen zogen verstohlen ihre in dünnes Papier eingeschlagenen Stullen aus dem Kastenrucksack. Krusten- oder gar Vollkornbrot, beschmiert mit Butter, dazu Kalbsleberwurst, Salami oder Käse, das Ganze dann in der Mitte halbiert und zusammengeklappt. Nicht sehr verführerisch. Die anderen Kinder holten mit stolz geschwellter Brust ihre Toast-Sandwiches oder gar Brötchen hervor, die dick mit Haselnusscremeoder Erdnussbutter bestrichen waren. Dass die erste Variante sicherlich die gesündere war, wollte man damals natürlich nicht wissen, und setzte alles daran, die Kameraden mit Bitten, Betteln und Beschwören zum Tauschen zu bewegen. Heute hingegen erntet manch ein Kind bewundernde Blicke, wenn es überhaupt ein Pausenbrot in die Schule mitbekommt, und nicht gleich eine fettige Tütet Chips oder die 500-Gramm-Packung Doppelkekse mit Schokoladencreme. Denn nicht alle Eltern nehmen sich noch die Zeit, um ihren Sprösslingen was Gutes mit auf den Weg zu geben.

Essen und Schule, das ist ein heikles Thema. Schulcafeterien mit fettigen Bratwürsten und ollen Fischstäbchen stehen der gesunden Ernährung vieler Kinder genauso im Weg, wie Wasserhäuschen auf den Schulwegen. Dass da manch ein Filius gar nicht mehr weiß, was gesundes Essen überhaupt ist, musste vor einigen Jahren bereits Fernsehkoch Jamie Oliver feststellen, der verzweifelt versuchte, sein Gemüse bei englischen Schulkindern an den Mann zu bringen. Und auch wir kennen Kinder, bei denen der Anblick von Brokkoli nervöses Zucken der Augenlider und Stresspusteln auslöst. Britische Verhältnisse nun auch bei uns? Nicht unbedingt, doch der kluge Koch baut vor. Um sicher zu gehen, dass aus der Jugend von heute die Feinschmecker von morgen werden – oder wenn nicht das, so doch wenigstens keine mangelernährten Halbwüchsigen – missionieren auch deutsche Spitzenköche zunehmend die heimischen Schulhöfe.

Um zu zeigen, dass gesunde Ernährung Spaß machen kann, wird der hessische Sternekoch André Großfeld am kommenden Donnerstag die Frankfurter Sophienschule besuchen. Zusammen mit den Schülern wird der Koch leckere und abwechslungsreiche Brote belegen und an die Mitschüler verkaufen. Das Ganze läuft im Rahmen der Initiative „Gesundes Pausenbrot“ eines bekannten Butterherstellers.