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Foto: © Dirk Ostermeier
Foto: © Dirk Ostermeier

Der Restauranttest der Woche

Hohenheim & Söhne

Veganes Casual (Fine) Dining mit wechselnder Karte und kreativen Drinks: Das im Mai in der ehemaligen Luisen Apotheke eröffnete Hohenheim & Söhne setzt neue Akzente im Frankfurter Nordend.
In der ehemaligen Luisen Apotheke im Stilaltbau-Eckhaus im Frankfurter Nordend setzen Bartender Matthias Noori und Küchenchef Christian Heinenbruch seit Mai auf kreative Drinks und veganes Casual (Fine) Dining. Warum die Klammer? Weil Anspruch und Wirklichkeit hier noch keine solide Schnittmenge bilden. Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf „noch“. Den perfekten Einstieg in den Abend gibt zu unserem Besuch eine formschöne Zwiebelbutter-Nocke, serviert auf knuspriger Brot-Brösel-Erde und garniert mit Kresse, dazu in dicke Scheiben geschnittenes Brot mit dichter, saftiger Krume und krosser Kruste. Die plantbased Zwiebelbutter ist locker, leicht süßlich und zugleich angenehm salzig, gut gekühlt und zartschmelzend. Volltreffer. Hätten uns die von Noori mit großem Können gemixten Drinks zum Aperitif und das gesamte Ambiente – vom sehr herzlichen Service über den stilsicher modern-zurückhaltend und dabei elegant eingerichteten Gastraum mit massiver Bar bis hin zum idyllisch begrünten Außenbereich – nicht bereits in einen zufriedenen Freudentraumel versetzt, wir würden spätestens jetzt glücklich vor uns hin grinsen. Die kurz darauf servierten Vorspeisen halten die Euphorie aufrecht. Ein großes Stück lackierte, im Ofen butterzart gegarte und dennoch ausreichend bissfeste Rote Bete liegt tiefenentspannt auf einem Bett knackig-bissiger Belugalinsen, umzingelt von bildschön arrangierten Klecksen von kräftiger Rotkrautreduktion und einer sojabasierten Creme. Mildscharfe Säure, eingelegte Senfsaat und feine Apfelstreifen bilden perfekte Kontrapunkte zu den erdig-süßen bis nussig-salzigen Noten von Rote Bete und Linsen. Aromatisch rund und spannend in der Konsistenz überragt dieser Teller sogar die ebenfalls sehr gelungene, wenn auch etwas chaotisch ansehnliche Mischung von bissfest gegarten, süßlich-herzhaften Möhren und knackigem wilden Brokkoli-Stangen auf Kräutersalat, garniert mit Erdnuss-Crunch und erfrischender Cashew-Creme. Bei der Frage nach einem passenden Wein aus der (noch) sehr überschaubaren Auswahl zum Hauptgang muss der Service charmant passen. Mehr als ein sehr persönliches „Schmeckt mir“ ist nicht drin, trifft dafür aber bei aller unbedarften Ehrlichkeit dennoch ins Schwarze. „Fass 3“, eine weiße Cuveé vom unterfränkischen Weingut Alte Grafschaft, versteht sich gleichermaßen gut mit der einerseits würzigen Tiefe und andererseits cremigen Süße der Hauptgänge: Der Portobello-Pilz hätte zwar mehr und dafür kürzere Hitze vertragen können, brilliert aber mit aromatisch dichtem Jus und einer erstklassigen Ofenkartoffel, deren Inneres nach der trockenen Ofenhitze entnommen, zu muskatschwangerem Püree weiterverarbeitet und schließlich zurück in die knusprige Schale gebettet wurde. Die nötige Frische liefern angemachte Brunoise von gelber Paprika und rote Zwiebeln mit feinen Thymiannoten. Überragend ist der marinierte, gebackene Blumenkohl. Er sitzt auf einem kleinen, knackigen Rotkrautkissen begleitet von mit Pico de gallo von grünen Tomaten bedecktem grünen Spargel. Dazu zweierlei von der Süßkartoffel und ein Sößchen mit Zitronengras für den Aromenkick. Bombe! Eiskalte Erdbeeren und Pfirsischspalten auf erfrischendem Frosé, getoppt von veganem Sauerrahm mit Vanille und Pistazien zum Dessert – was will man mehr. Die Drinks, die Location, das Personal – alles stimmig. Zwar hakt es an der ein- oder anderen Stelle noch etwas im Ablauf, beim Anrichten und der Kommunikation, aber das werden ein paar mehr Wochen oder Monate Betrieb schon richten. Wir freuen uns darauf.

Hohenheim & Söhne, Nordend, Rothschildallee 20, Tel. 069 75792056, Mi-So 18-23Uhr, Mo/Di Ruhetag
 
4. Juli 2022, 09.19 Uhr
Simon Ruben
 
 
Fotogalerie:
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