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Winzerportrait
Glück in Flaschen
Foto: Sascha Rhecker
Sascha Rhecker
Arno Dirker gehört heute zu den besten Edelbrennern der Republik – und geht dabei immer noch so neugierig und kreativ ans Werk, als hätte er gerade erst gestern damit angefangen!

Dabei feierte Dirker im Jahr 2012 bereits sein 25jähriges Betriebsjubiläum – ein ereignisreiches Vierteljahrhundert, dem wirtschaftliche Probleme vorausgingen: Der damalige Obstbaubetrieb hatte mit der Ansiedlung mehrerer Supermärkte zu kämpfen, die Äpfel zu Ramschpreisen auf den Markt brachten. Also blieb Familie Dirker zunehmend auf ihren Früchten sitzen, doch Arno hatte die zündende Idee, daraus Apfelwein zu keltern, der zunächst während seiner Militärzeit bei den Kameraden, wenig später auch weit über die Region hinaus bis in den Westberliner Szenestadtteil Kreuzberg reißenden Absatz fand. Dirker war hip, aus Hobby wurde Gewerbe und 1987 quasi nebenbei ein Experiment mit weitreichenden Folgen: Dirker brannte beim befreundeten Brenner Josef Stenger in Krombach seinen ersten Schnaps!



Ein feines Näschen



Bereits nach dem ersten Anlauf war klar, dass diese flüssige Art der Konservierung feinster Aromen Dirkers Leben nachhaltig verändern sollte. Er entdeckte sein Talent, seine feine Nase, die noch die flüchtigsten Aromen aufspüren kann und entwickelte sofort jene Leidenschaft für diese sensible Kunst, die ihn auch heute noch beseelt. Mithilfe seiner Eltern erwarb Dirker das Brennrecht und im Frühjahr 1992 erblickte schließlich der erste Brand aus der eigenen Anlage das Licht der Welt. Von der Qualität des eigenen Produktes überzeugt, reichte der Jungbrenner denn auch gleich eine Kostprobe bei der wohl angesehensten Edelbrandprämierung Europas ein, der in Österreich stattfindenden Destillata – und erreichte aus dem Stand den 2. Platz, verbunden mit dem Titel „Schnapsbrenner des Jahres 1993 “ in Silber. Typisch Dirker: Anstatt sich auf dem sensationellen Erfolg auszuruhen, legte er sich weiter ins Zeug und errang denn auch ein Jahr später Platz eins: Er war Schnapsbrenner des Jahres in Gold.



Medaillen, neue Brände und der Amtsschimmel



Auch in den folgenden Jahren waren Dirkers Brände immer unter den ersten zehn Platzierungen zu finden, 1997 wiederum auf Silberkurs und während dieser Zeit wuchs das Portfolio des dynamischen Künstlers immer weiter. Verschiedene neue Obstsorten wanderten genauso in seine Brennanlage wie Früchte, die roh konsumiert giftig, nach dem Brennen allerdings köstlich sind. Ein echter Hit entstand 1996 mit dem Haselnussgeist, der auch heute noch zu den meistverkauften „Geistern“ des Betriebes gehört und nach Ansicht zahlreicher Fans eindeutig nach flüssigem Nutella schmeckt. So viel Arbeit schafft keiner allein, also wurde mit Markus Skarzynski der erste feste Mitarbeiter eingestellt, dem bald darauf viele weitere folgen sollten. In dieser Zeit deutete sich auch bereits ein Problem an, das Dirker noch lange beschäftigte: Der intensive Kontakt mit dem Amtsschimmel. Neue Gebäude waren zu errichten, die Firma wollte expandieren und komplett aus dem Ort aussiedeln, doch das deutsche Brennrecht ist ausgesprochen kompliziert und macht es selbst überregional bekannten Erzeugern ausgesprochen schwer, wenn zwei Länder gleichzeitig im Spiel sind. Nein, es geht hier nicht um Staaten, die Rede ist vielmehr von Bayern und Hessen! So entspann sich ein jahrelanger Konflikt, der schließlich von höchster Stelle gelöst wurde. Heute steht der Betrieb in Hessen – zum Dank für die Lösung dieses Problems ließ Dirker auf seinem Gelände eine kleine Kapelle im fränkischen Fachwerkstil errichten, was heute bildhaft darstellt, welcher Druck auf dem Betrieb und seinen Mitarbeitern lastete.



Neue Früchte



Der bremste Dirker jedoch keinesfalls in seiner Kreativität: Die eigene Obstplantage wurde Schritt für Schritt ausgeweitet, seltene und außergewöhnliche Früchte wie etwa Mispeln oder Walsche Schnapsbirnen gepflanzt. Gleichzeitig wurde der Betrieb nochmals umstrukturiert, ein neuer Hofladen geplant und schließlich 2007 eröffnet, eine neue Verschlussbrennerei vorangetrieben und zum selben Zeitpunkt eingeweiht, die ganz traditionell mit Holz befeuert wird. Arno Dirker hat nicht nur viel Spaß an Innovation, sondern steht zugleich fest mit beiden Füßen in einer Tradition, die sich auch für den Erhalt alter Sorten wie etwa Mollebusch einsetzt und zudem überlieferte Techniken am Leben hält. In seinem Betrieb finden sich sogar originalgetreue Nachbauten alter Anlagen aus vergangenen Jahrhunderten, selbstverständlich in voller Aktion! Jetzt kann sich Dirker auch Destillaten aus Früchten zuwenden, die nur in kleinsten Mengen verfügbar sind, sogenannte Quartalsbrände, die also nur alle paar Monate entstehen und leider allzu schnell wieder vergehen, denn manchmal liefern nur ein paar Bäume jene edlen Ausgangsprodukte, die hier in zeitlose Kostbarkeiten verwandelt werden. Gleichzeitig bringt jeder Monat auch einen völlig neuen Brand. Klingt nach Druck und Stress, ist für Dirker aber Motivation und purer Spaß an der Entwicklung neuer Aromen und Produkte.



Ein Brand für jeden Tag?



Allein der Blick auf die aktuelle Angebotsliste ist beeindruckend: Wer konsequent jeden Brand, Likör und Geist von Arno Dirker in seiner Hausbar hat, kann bereits jeden zweiten Tag einen neuen probieren! Neben bekannten Klassikern wie Williams-Christ-Birne oder Kirschwasser finden sich hier auch seltene und für viele sogar völlig unbekannte Sorten. Schon mal was vom pflaumblättrigen Wildapfel gehört? Oder von Zibarten? Letztere ist eine Wildart der Pflaume, erstmals schriftlich von Hildegard von Bingen erwähnt und von Dirker in einen traumhaften Edelbrand verwandelt. Noch spannender wird es bei den Geisten, denn die behutsame Methode, auch sensibelsten Produkten ihre Aromen zu entlocken, ermöglicht Tannenspitzen-, Hibiscusblüten- und sogar – kaum zu glauben, aber wahr – Grüne-Soße-Geist! Neben solchen Exoten gibt es auch so etwas wie hessischen Wodka, stilecht „Dirkeròwka“ genannt, außerdem stellt Dirker hinreißende Fruchtschaumweine aus Holunder und verschiedenen Apfelsorten her und den Ursprung aller Leidenschaft gibt es natürlich auch noch: Apfelwein. Wem Schnaps zu alkoholstark ist, der vergnügt sich einfach mit den ebenfalls ausgezeichneten Likören, die hier sogar aus Tannenspitzenhonig oder Zimtsternen gemacht werden. Klingt nach Schlaraffenland? Ist es auch!



Immer weiter gehn!



Das schöne an dieser Geschichte: Sie geht noch weiter, denn Arno Dirker scheint jetzt erst richtig loszulegen! Mit leuchtenden Augen führt er mich an gerade entstehendem Grapefruitbrand vorbei, versichert mir, dass jedes seiner Etiketten immer noch von ihm persönlich entworfen wird und präsentiert voller Stolz seine neuen Marmeladen. Ein solches Pensum ist nur mit einem hoch motivierten Team zu schaffen – eine Motivation, die scheinbar von der Natur direkt in jeden einzelnen Mitarbeiter überzugehen scheint. So kann man sich auf viele weitere Innovationen aus dem Hause Dirker freuen: Rechnet man den unglaublichen Takt von einem neuen Brand pro Monat hinzu, so dauert es tatsächlich nicht mehr lang, bis man jeden neuen Tag mit einem anderen Aroma beschließen kann. Welch ein Glück!

Mehr Infos und Buchung hier.
Weitere Informationen hier
 
19. August 2013
Bastian Fiebig
 
 
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