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Winzerportrait
Die Krönung
Foto: Bastian Fiebig
Bastian Fiebig
Über 400 Jahre waren Hotel und Weingut Krone in Assmannshausen unter einem Dach vereint – seit der Trennung im Jahr 2003 sind nicht nur eine, sondern gleich zwei Legenden auf einem spannenden Weg. Und irgendwie doch gemeinsam.

Geschichte und Tradition sind in unserer schnelllebigen Zeit Werte an sich und so möchte man fast automatisch Dinge bewahren, die das scheinbare Glück haben, auf selbige zurückblicken zu können. In der Krone Assmannshausen weiß man jedoch auch von der Last, die allzu langes Abwarten und Ausruhen auf den Lorbeeren mit sich bringt. Und zwar in beiden Häusern, Hotel und Weingut. 450 Jahre Geschichte – mitten in der Renaissance wurden hier also bereits Gäste bewirtet, später ergötzte sich zahlreiche Prominenz am herrlichen Blick auf den Rhein, schlürfte Wein vom Schwesterweingut und sogar Kaiserin Sissi saß hier auch auf einem heute noch zu bewundernden Sofa. So weit, so schön, doch während in den letzten Jahrzehnten ein Trend nach dem anderen durchs Land ging, blieb hinter dem Rheinbogen alles beim Alten. Auch die Weinproduktion im Weingut Krone gehorchte immer noch den Gesetzen der 60er Jahre, sodass die Weine spätestens mit Beginn des neuen Deutschen Selbstbewusstseins in Sachen Rotwein für all das standen, was man eigentlich unbedingt vergessen wollte. Gäste und Kunden blieben zunehmend aus und 2006 stand die Krone schließlich zum Verkauf. Boto Jung erwarb Hotel und Weingut und wollte die gemeinsame Tradition beider Häuser damit aufrechterhalten, doch schnell war auch ihm klar, dass der Erhalt des Hotels andere Mittel und vor allem jenes Näschen für die Gastronomie brauchte, das die Familie Lohbeck mitbrachte. Die gehört zu den bedeutenden Familienbetrieben in der Hotelbranche, setzen denn auch einen neuen Hoteldirektor ein, bald darauf den nächsten – doch beinahe nichts geschah. Die Lohbecks kauften allerdings nur das Hotel, also suchte Boto Jung neue Partner für das kleine Weingut, das jetzt losgelöst vom ehemaligen Bruderbetrieb nicht mehr darauf setzen konnte, vom ehemaligen Ruhm zu zehren. Zu lang waren die Rebstöcke vernachlässigt worden, die Produktionsstätten veraltet, der Keller renovierungsbedürftig.


Allianz im Namen der Krone


Mit dem Ehepaar Drieseberg, fand der engagierte Weinfreund starke Partner, die bisher vor allem mit Riesling für internationales Aufsehen gesorgt hatten. Die in deren Weingut Wegeler gelebte kompromisslose Qualitätspolitik sollte auch im kleinen Weingut Krone für den nötigen Schwung sorgen. Dabei sind die Voraussetzungen ausgezeichnet: Neben Lagen in Lorch gehören große Teile der besten Assmannshäuser Einzellage zum Weingut – der legendäre Höllenberg. Hier entstehen auf Schieferböden einzigartige Spätburgunder, die nicht zu den voluminösesten, wohl aber zu den charakteristischsten Weinen Deutschlands gehören. „Der Höllenberg ist vielleicht nicht der alkoholreichste deutsche Spätburgunder, aber mit Sicherheit der typischste. Den erkennt man blind unter allen anderen und in guten Jahren ist er ein Favorit auf den ersten Platz unter den Pinot Noirs“, erläutert Tom Drieseberg im Rahmen einer Besichtigung. Der durchschnittliche Ertrag in der Steillage liegt bei gerade mal 25hl pro Hektar und mit Maschinen kommt man hier nicht rein – der Spätburgunder aus dem Höllenberg entsteht in Handarbeit. Die Krone hat einen weiteren Vorteil: Im Höllenberg stehen nicht etwa Allerweltsklone, sondern alte burgundische Rebstöcke, die in den 60er Jahren an den Rhein gebracht und in den Höllenberg gesetzt wurden.


High End aus Tradition


Im Keller setzt man ebenfalls auf behutsames Vorgehen: 1860 entstand das einzigartige Gewölbe, das auch heute noch zum Ausbau der Weine genutzt wird und nicht nur über ein absolut gleichmäßiges Klima (etwa 13 Grad) sondern auch über eine eigene Wasserversorgung verfügt. Das ließen die vorherigen Betreiber achtlos versickern, während Dieseberg und Jung es nun unter anderem zur Kühlung der Gärtanks nutzen. Wir kommen an einem kleinen, mit Rotwein gefüllten Glasgefäß vorbei, ich mache einen Scherz, Drieseberg kontert sofort: „Glauben Sie, wir haben hier nur große Mengen? Das ist Wein aus einer winzigen Parzelle, den wir zum späteren Verschnitt mit anderen benötigen“. Ein echtes Boutiqueweingut also, das seit fünf Jahren behutsam von beiden Familien entwickelt wird und bereits mit dem ersten Jahrgang nach der Übernahme für einen Paukenschlag sorgte: Der 2007er präsentiert sich als ganz großer, äußerst filigraner und vielschichtiger Wein, der auch noch in vielen Jahren für Freude sorgen wird und steht sinnbildlich für den vollzogenen Neuanfang. Natürlich ließ es sich Drieseberg nicht nehmen, auch im Weingut Krone einen ultimativen Spitzenwein zu keltern – der „Juwel“ ist bereits verkauft, wenn er in die Verkaufsliste aufgenommen wird und gehört mittlerweile zu den gesuchtesten Weinen der Republik.


Es geht voran!


Dabei wollten die beiden Familien doch nur „eine Duftmarke, eine Spur hinterlassen“, wie Drieseberg bescheiden formuliert, doch diese Spur wird immer breiter. Mit erschwinglichen Ideen wie dem Blanc de Noir oder erfrischendem Weißburgunder erschließt sich das Weingut zunehmend auch eine junge Käuferschaft, gleichzeitig fließen alle Erträge aus dem Weingut in selbiges zurück. „Wir haben keine Millionen, die wir ins Weingut stecken könnten, sondern gehen Schritt für Schritt unseren Weg. Und auf dem spielt auch das Hotel eine Rolle, denn beide, Weingut und Hotel, sind eine kulturelle Einheit“. An dieser Stelle unserer Geschichte kommt Michael Fritz ins Spiel. Seit nicht einmal einem Jahr Hoteldirektor schaffte er, was keinem zuvor gelang: Die Terrasse bekam auf einmal eine Tür in Richtung Straße, Norman Wegner wurde als neuer Küchenchef aus dem Restaurant Medici in Baden-Baden an den Rhein geholt und für ihn ein neues Gourmet-Restaurant namens Veranda eingerichtet. Der neue Pool ist auch schon fertig und viele wichtige Projekte mehr stehen auf der Agenda. Da ist wohl genau der richtige Mann am richtigen Platz, was wiederum eine Parallele zum Schwesterweingut wäre. Nur dessen Weine haben noch nicht ihren festen Platz auf der Weinkarte des Hotels wiedererlangt, aber das dürfte nicht mehr lange dauern, denn Fritz und Drieseberg haben einen sehr guten Draht und tauschen regelmäßig Ideen aus. Gemeinsam ist beiden der Ansporn, wieder die Nummer eins in ihrer Region zu werden. Bei diesen Voraussetzungen sollte das kein Problem sein!

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10. Dezember 2012
Bastian Fiebig
 
 
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