Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Wie Phoenix aus der Asche

Der Urahn des Döner Kebab aus dem Spessart

Für das neue RHEIN-MAIN GEHT AUS haben sich unsere Autoren auf die höchsten Gipfel und in die tiefsten Keller der Region begeben, um vergessene und neue Speisetrends und Traditionen zu entdecken.
„Wenn früher irgendwo ein großes Feuer gemacht wurde, dann war das Lakefleisch immer dabei“, erinnert sich der Spessartbauer Georg Gerber. Kaum waren die Flammen verloschen, wurden kleine Pergamentpakete in die Glut gelegt. Dort mussten sie eine Stunde gut zugedeckt ruhen und fertig war das Lakefleisch, denn in den Papieren steckten gut durchwachsene Stücke Schweinenacken oder Schweinebauch, die mit Zwiebeln und Gewürzen gestopft wurden. Durch die feste Verpackung blieben diese Pakete schön saftig. Vom Saft, der Lake, hat das Lakefleisch denn auch seinen ungewöhnlichen Namen. Auch heute bereitet Gerber noch diese einfache Spessart-Spezialität zu. Tradition ist ihm wichtig - den Gasthof Spessartruh führt seine Familie nun schon seit fünf Generationen. Der Hof liegt malerisch im 80-Seelen-Dorf Steiger im Norden der Gemeinde Bessenbach. Von dem idyllisch gelegenen Hügel blickt man seit Jahrhunderten in das Tal hinab. Ein bisschen aktualisiert hat der Fleischermeister Gerber die Rezeptur fürs Lakefleisch dann aber doch: Statt Glut vom Holzfeuer setzt er auf die elektronische Wärme aus dem Ofen und das Pergamentpapier wird durch Alufolie ersetzt, das ist doch einfacher.

„Das Lakefleisch ist eigentlich ein typisches Winteressen“, erklärt Gerber. „Damals hat man im Winter den Wald aufgeräumt und dabei viel kleines Gehölz und Geäst verbrannt.“ Nach dem Feuer wurden die Pakete in die Glut geschmissen und dann saßen alle zusammen auf Baumstämmen und aßen die saftige Leckerei mit dem Messer direkt aus dem Paket. Ist das Lakefleisch also ein Abfallprodukt der Waldreinigung? „Ja, und zwar ein Schönes!“ lächelt Gerber. „Das hat man eigentlich im ganzen Spessart so gemacht“. Damit ist der kräftige, einfache Pausen-Snack mit viel Fleisch und Zwiebel für die hungrigen Arbeiter ja im Grunde ein lokaler Urahn des heute so beliebten Döner Kebab.

Appetit auf mehr Gutes aus Umland und Region? Im neuen RHEIN-MAIN GEHT AUS stellen wir nicht nur 250 empfehlenswerte Restaurants, sondern auch einige weitere Spezialitäten vor. Das Heft gibt es seit letztem Freitag bei jedem gut sortierten Zeitschriftenhändler (und bei einigen der weniger gut sortierten auch) - gute Reise und guten Appetit.
 
4. Oktober 2016, 12.15 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
 
Top-News per Mail