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Foto: bf
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Wein in der Neuen Altstadt

Weinbar und Vinothek Balthasar Ress

Die neue Altstadt bietet nicht nur interessante Architektur, sondern auch spannende Neueröffnungen in Sachen Kulinarik, die wir in den nächsten Wochen für Sie besuchen werden. Erste Adresse: Die Weinbar des Rheingauer Traditionswinzers Balthasar Ress.
Eine Weinbar mitten in der Neuen Altstadt zu eröffnen ist im Grunde ein Sechser im Lotto: Das nagelneue Quartier ist Pflichtprogramm für Touristen und Einheimische gleichermaßen und beide verweilen sicherlich gern bei einem Glas Wein, um sich ins Viertel einzuleben respektive zu trinken. Der ausgesprochen elegant eingerichtete Gastraum ist recht übersichtlich (ist ja auch eine Bar, kein Restaurant), wir zählen etwa 30 Sitzgelegenheiten und draußen vor dem Lokal noch mal ein paar. Man kann sich auch noch an Stehtische oder einfach irgendwo in die Ecke stellen, ein Glas Wein geht ja immer und hier geht es vor allem um Kommunikation sowie sehen und gesehen werden.

Nicht um Wein? Klar, um den auch, aber wenn eine vom Winzer selbst betriebene Weinbar den Einstiegstarif bei 6 € für 0,2 l Landwein Rosé setzt, um dann steil nach oben zu kalkulieren, dann lässt die Lust aufs entspannte Verkosten schnell nach. Natürlich, wir sind in Frankfurt, die Mieten und so weiter und so fort, aber die Rechnung Flaschenpreis = Glaspreis lässt man sich bei herkömmlicher Gastronomie gerade noch gefallen – beim Erzeuger selbst stößt das jedoch sauer auf. Der Riesling übrigens nicht, denn die Weine von Balthasar Ress sind über jeden Verdacht erhaben und können hier (neben einer Handvoll anderer Tropfen aus Deutschland und Frankreich) in kompletter Sortimentsbreite ins Glas geordert werden. Der 14er „von unserm“ (0,2 l/11,50 €) glänzt mit tiefer Mineralität und Pfirsichfrucht, das Große Gewächs 2016 aus dem Hattenheimer Nussbrunnen mit Aromen exotischer Früchte und feiner Bergamotte-Note und der Pinot Noir, wiederum „von unserm“ (0,2 l/9,50 €), ist höchstens zu jung, aber den könnte man sich ja mitnehmen und in den Keller legen. Schließlich ist das hier auch eine Vinothek. Doch dann merkt man ja erst recht, wie hier gerechnet wird und das macht irgendwie keinen Spaß.

Der lässt auch angesichts der Verpflegung nach. Der putzige Teller namens „bester Schinken“ bietet äußerst klein gehobelten (so muss man es leider nennen) Iberico-Schinken, dessen zu trockene Scheibchen bereits feste Klumpen bilden. Anbei liegen Oliven der Sorte „grün entsteint“ (Sie wissen, welche ich meine), eine kleine Pfütze Olivenöl im Schälchen, etwas Salz und ein Korb vorzügliches Brot. Für dieses Ensemble, das jede normale Tapas-Bar besser liefert, bezahle ich 15 €. Noch teurer, dafür aber auch besser ist der Teller „Kunterbunt“, auf dem sich hervorragender Tomatensalat, Käse von Rheingau-Affineur, kräuteriger Spundekäs‘ mit Gemüsesticks, vier halbe Walnüsse, Fruchtsenf und drei Apfelscheiben versammeln. Abgesehen von der Tatsache, dass vom Weißschimmelkäse nur zwei Stück Rinde auf dem Teller lagen, ein schlüssiges und weinbartypisches Angebot, wäre da nicht der horrende Preis von 17 €. Solche Preise bin ich aus Paris in bester Lage gewohnt, doch dort liefert man auch entsprechende Qualität und eine Menge, die nicht nur kalorienzählende Hungerhaken glücklich macht.

Der Service gehört zu den absoluten Pluspunkten dieser Location, Freundlichkeit wird hier wie selbstverständlich gelebt, was in Frankfurt leider nicht alltäglich ist. Insgesamt eine sehr geschmackvoll eingerichtete Weinbar, deren Preisniveau leider nicht die Idee einer Neuen Altstadt für alle widerspiegelt – aber zur deutlich günstigeren und ebenfalls sehr gut sortierten Konkurrenz weiter unten sind es ja nur ein paar Meter und um die Weine von Ress in Ruhe ausführlich kennen zu lernen, fährt man immer noch besser in den Rheingau.

Weinbar und Vinothek Balthasar Ress, Altstadt, Am Markt 13a, Tel. 069/87208956, Mo-Do 11–22, Fr-Sa 11-23 Uhr
 
8. Oktober 2018, 15.00 Uhr
Bastian Fiebig
 
 
Fotogalerie:
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