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Foto: Jan Stich
Foto: Jan Stich

„Von jedem Land die schönsten Sachen“

Gutes Eis für gute Leut‘

Im Gutleutviertel hat Thomas Iliopoulos Anfang jetzt eine Eisdiele eröffnet, die einiges mehr bieten möchte als nur Schoko, Vanille und Erdbeer. Für den gebürtigen Griechen und gelernten Kürschner ist es eine Rückkehr in die eigene Kindheit.
Thomas Iliopoulos steht auf der Straße vor seiner Eisdiele und zieht an einer Zigarette. Der gebürtige Grieche lebt seit über 40 Jahren in Deutschland. Er spricht die Sprache perfekt und doch muss er lange nach den richtigen Worten suchen. Wie konnte es dazu kommen, dass der gelernte Kürschner, der bis vor kurzem noch einer der letzten Pelzhändler Frankfurts war, sein Handwerk mit 51 beendete und nun den Neustart mit einer Eisdiele im Gutleutviertel wagt? „Ich war abgebrannt und wollte einfach was anderes“, erklärt er. „Ich hatte immer eine Leidenschaft fürs Eis.“

Doch am Ende war es wohl die Lage, die ihn überzeugte. „Ich bin hier im Gutleut aufgewachsen. Das hatte damals keinen guten Ruf.“ Lange Zeit galt das ehemalige Arbeiterviertel am Hauptbahnhof, in dem jeder dritte Einwohner einen ausländischen Pass hat, als sozialer Brennpunkt. „Vor kurzem bin ich mit meiner Freundin mal wieder hier vorbeigekommen, und wir waren ganz überrascht. Das hat sich sehr verändert. Wir haben die Straße entdeckt und uns gesagt: Hier muss was gemacht werden!“ Er weist mit der glimmenden Zigarette gen Main. „Wir haben den Laden extra so gewählt, dass man den Turm gut sehen kann.“ Am Ende der Straße schraubt sich der Westhafen-Tower, das Gerippte, in den Himmel. Der gläserne Büroturm ist das von weitem sichtbare Symbol des neuen Gutleut‘. Rund um den Westhafen werden die Wohnungen schicker, die Mieten teurer und die Polizisten entspannter.

Iliopoulos ist richtig begeistert von seiner neuen Nachbarschaft. „Die Leute waren natürlich neugierig, als wir mit den Renovierungen angefangen haben. Da gab es großen Jubel, als sie hörten, das wir hier eine Eisdiele machen. Hier gibt es viel mehr junge Menschen, als ich gedacht habe.“ Und denen möchte er einiges bieten. Gemeinsam mit einem alten Freund, der selbst eine Eisdiele in Altenstadt betreibt, entwickelt er seine Sorten. Schoko-Chili, Salz-Karamell und Himbeer-Balsamico-Joghurt kämen bisher besonders gut an. Die Kugel kostet 1,20 €. „Wir experimentieren jede Woche mit ein bis zwei neuen Sorten, aber haben auch immer die Standards im Angebot.“

Doch beim Eis endet das Angebot noch lange nicht. „Wir versuchen, von jedem Land die schönsten Sachen mitzunehmen. Das ist unsere Philosophie.“ So befinden auf der Karte mit Bolo de Arroz und Pastéis de Bacalhau auch portugiesische Spezialitäten. „Außerdem wollen wir demnächst noch Croissants, Backwaren und Stullen anbieten.“ Ab Oktober soll sich die Eisdiele dann komplett in einen Suppenladen verwandeln. „Wir machen dann jeden Tag drei verschiedene Suppen“, erklärt Iliopoulos. „Dabei möchten wir besonders die Miso-Suppe hervorheben“, die mache seine Freundin Patricia Blanco nämlich ganz ausgezeichnet, betont er. Dass diese nicht aus Japan, sondern aus Venezuela stammt, passt dann irgendwie auch zur Philosophie der kulinarischen Weltenbummler. Neben der obligatorischen Späti-Kühltruhe mit Softdrinks steht ein kleines Regal mit verpackten Lebensmitteln, auf dem im Moment italienische Nudeln stehen. „Wir versuchen hier eben, immer noch ein bisschen was anderes anzubieten.“ Ein Eismann wie das Gutleutviertel. Buntgemischtes aus aller Welt, immer schon hier und doch plötzlich ganz anders.

Blackberries, Gutleutviertel, Schleußenstraße 7, Sommerzeit: Mo-So 8-21 Uhr, Winterzeit: 8-19 Uhr.
 
22. August 2016, 12.33 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
Fotogalerie:
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