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Sendepause!

Unter Dauerbeschuss

Die Arbeit ist geschafft. Jetzt geht es nach Hause, zum Abendessen mit der Familie, mit dem Liebsten oder mit Freunden. Eigentlich Zeit zum Entspannen. Einigen gelingt das aber nur, wenn Fernseher & Co. mit von der Partie sind.
Das Essen steht endlich auf dem Tisch, die eine Hand wandert zum Besteck, die andere zur Fernbedienung. Während wir unbedacht Gabel um Gabel in uns reinstopfen, werden wir Zeuge, wie Daniela Katzenberger ihre Füße im Waschbecken einer Fitnessstudio-Toilette wäscht, wie Messie-Wohnungen entrümpelt werden oder Dieter Bohlen arme singende Kinder runterputzt. Flugs ist der erste Teller leer, wir sorgen für Nachschub, um dann in die x-te Polit-Talkrunde mit den immer gleichen Gesichtern reinzuzappen und schließlich bei einer der unzähligen US-Krimiserien hängenzubleiben.

Besonders Multitasking-Begabte greifen zusätzlich noch zur Zeitung, um diese bei Hintergrundberieslung zu lesen. Was man morgens nicht geschafft hat, versucht man abends nachzuholen: Man will ja schließlich auf dem neuesten Stand bleiben, dabei aber um keinen Preis den Spielfilm verpassen, der gerade angefangen hat.

Wieder andere favorisieren den Computer als Essensbegleitung. Gerade nochmal eben die Mails checken, weltbewegende Ereignisse bei Facebook posten oder am besten schnell noch was für die Arbeit tun – als hätte man nicht schon den ganzen Tag im Büro verbracht.

Ebenfalls besonders beliebt, weil sehr handlich: das Smartphone. Nicht nur am heimischen Tisch ist es immer dabei, auch im Restaurant sind wild auf ihren Handys rumtippende Menschen keine Seltenheit. Irgendwie traurig.

Bei all der Ablenkung tritt das Wesentliche in den Hintergrund: Die bewusste Beschäftigung mit dem Essen und mit den Lieben. Wer zum Abendessen Fernseher & Co. braucht, der isst viel schneller, übergeht das Sättigungsgefühl und nimmt, ohne sich dessen bewusst zu sein, mehr als nötig zu sich. Wirklicher Genuss sieht anders aus. Noch bedauerlicher ist aber, dass diese Zeitfresser jeglicher Kommunikation am Esstisch den sicheren Todesstoß verpassen. Gespräche bleiben auf der Strecke. Haben wir uns denn nichts mehr zu sagen?
 
5. März 2012, 12.30 Uhr
Anke Uhl
 
 
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