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Foto: Dejavu
Foto: Dejavu

Nastrovje!

Back in the USSR

Blini, Bortsch und jede Menge Wodka: In Sachsenhausen hat kürzlich das erste sowjetische Restaurant Frankfurts seine Türen geöffnet. Im Angebot finden nicht nur Ostalgiker kulinarische Schätze, die an vergangene Zeiten erinnern.
Am 9. November jährt sich der Mauerfall bereits zum 25. Mal und erinnert damit an das Ende des DDR-Regimes. Mit dem Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik war auch das Ende der Sowjetunion besiegelt. Obwohl es beide Staaten nun schon seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr gibt, halten sich in vielen Köpfen noch Erinnerungen an diese Zeit, die keineswegs immer etwas mit Politik zu tun haben. Die beiden Köche Timur Ismailov und Dmytro Pidlubnyy (beide 27) haben nun einen Raum geschaffen, wo diese Nostalgie ausgelebt werden kann: ihr sowjetisches Restaurant Dejavu in Sachsenhausen.

Ein Topf voll Sowjetunion
Ismailov, der gebürtig aus Usbekistan stammt und Pidlubnyy, dessen Wurzeln in der Ukraine liegen, haben sich vor ein paar Jahren in Deutschland kennengelernt. Im Kopf des 42-jährigen Ismailov geisterte schon seit geraumer Zeit die Idee, eines Tages ein eigenes Lokal zu eröffnen. An einem geselligen Grillabend beschlossen die beiden dann, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen – und seit ein paar Tagen wird in der Mörfelder Landstraße 210 nun sowjetisch gekocht. Die Frage, ob es die Küchenrichtung „sowjetisch“ überhaupt gibt, ist an dieser Stelle berechtigt, sagt Ismailov: „In unseren Töpfen finden unterschiedlichste Einflüsse aus der Usbekischen, Ukrainischen, Moldawischen, Armenischen und russischen Küche zusammen. Das ergibt für uns den Geschmack der Sowjetunion.“ Und die hat für die beiden auf dem Teller nicht bitter geschmeckt, sondern nach Heimat, eben ganz unpolitisch.

Kennen wir uns?
Daher auch der Name, der aufgrund seines französischen Ursprungs doch eher ungewöhnlich wirkt: „Wir haben nach einem Namen gesucht, der den Moment beschreibt, wenn Gäste zum ersten Mal unser Restaurant betreten“, sagt der Koch. „Die Leute sollen das Gefühl bekommen, dass sie bei uns schon einmal gewesen sind, dass sie das Restaurant an etwas aus ihrer Vergangenheit erinnert, dass sie sich zu Hause fühlen.“ Um ebendieses Gefühl zu unterstreichen, hat er das Lokal unter anderem mit Bildern von alten russischen Komödien geschmückt. Ansonsten dominiert, wie könnte es anders sein, die Farbe Rot.

Ismailov sagt aber auch: „Bei uns sollen sich nicht nur Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion wohlfühlen. Seit der Eröffnung haben wir schon sehr viele deutsche und internationale Gäste begrüßen dürfen.“ Auch deshalb bietet die beiden gelernten Köche zur Mittagszeit zusätzlich gutbürgerliche Tagesgerichte wie Schweinbraten oder auch Grüne Soße an, damit jeder etwas für sich findet.

Ein Hauch Korea
Ansonsten haben die beiden Gastronomen Klassiker wie die Rindfleischsuppe Bortsch (klein 3,50 €/groß 5,50 €) mit Weißkohl und Roter Bete, Schaschlikspieße oder auch süße Blini, Pfannkuchen mit Vanilleeis (4,50 €), im Angebot. Aber auch weniger bekannte Speisen wie Mantys usbekischer Art (12,90 €) finden sich auf der Speisekarte. Das Gericht mag dem einen oder anderen aus der türkischen Küche ein Begriff sein, in der usbekischen Küche aber werden die Teigtaschen jedoch gedämpft und nicht gekocht und sind insgesamt auch etwas größer als ihre Verwandten vom Bospurus.

Bei dem Blick auf die Salate fällt der wenig spektakulär klingende pikante Möhrensalat (4,50 €) nicht gleich ins Auge, schaut man aber einmal näher hin und liest den Zusatz „koreanischer Art“, offenbart sich die Rohkost als umso spannender. Ismailov erklärt: „In der Sowjetunion waren früher auch Koreaner angesiedelt. Dort wollten sie auch weiterhin das nationale Gericht Kimchi kochen, stellten aber fest, dass die dafür benötigten Zutaten nicht zu bekommen waren und kreierten in Ermanglung eine neue Version – mit Karotten.“

Neben solch ausgefallenen Speisen finden sich auf der Getränkekarte auch geschichtsträchtige Drinks wie armenischer Brandy (2cl zu 2,90 €), von dem Ismailov sagt, dass ihn Churchill immer getrunken habe. Fehlen darf natürlich auch der Wodka nicht, von dem die beiden Gastronomen eine gute Auswahl anbieten können, darunter zum Beispiel der moldawische „Back in USSR“ oder auch der französische „Grey Goose“ (0,7 l zu 80 €). Weinliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn Ismailov und Pidlubnyy schenken verschiedene Rot- und Weißweine aus (0,2l ab 4,50 €).

Jeden Freitag und Samstag wird es laut und lebhaft im Dejavu, denn dann können sich Gäste auf original russische Live-Musik freuen. „Wer mag kann gerne auch tanzen und ganz Mutige auch mitsingen“, sagt Ismailov.

Dejavu, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 210, Tel. 90754344, Di–Fr 11.30–15 u. 18–22.30, Sa ab 11.30 Uhr – open end, So nur nach Vereinbarung, Mo Ruhetag
 
3. November 2014, 15.36 Uhr
Katharina Bruns
 
 
Fotogalerie:
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