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Kolumne

Lasst uns froh und rundlich sein

Auch der größte Festtags-Muffel kann es nicht mehr lange leugnen: Es weihnachtet sehr! Der Supermarkt ist bereits fest in den Händen der Schoko-Nikoläuse, und ständig wird man mit Plätzchen vollgestopft. Da bleiben ein paar Kilos mehr auf den Hüften nicht aus - darauf weisen spaßfeindliche Miesmacher nur zu gerne hin.
Die Supermärkte rüsten endgültig zum Schoko-Nikoläuse-Overkill, die Werbebeilagen in diversen Tageszeitungen weisen uns dezent darauf hin, dass wir doch bitte mit dem Geschenkekaufen loslegen sollen und arme kleine Ponys müssen sich auf der Zeil wieder die Hufe in den Bauch stehen, um die Zirkuskassen zu füllen. Spätestens wenn „Last Christmas“ von Wham! in Endlosschleife im Radio läuft, ist klar: Bald ist Weihnachten!

Endlich wieder Plätzchen, Gänsekeulen, Klöße und Stollen – die schönste Zeit des Jahres ist ein Fest für Genießer. Ein Grund zur Freude, jedoch offensichtlich nicht für diejenigen, die schon jetzt darüber nachdenken, wie sie die Vorweihnachtszeit und die Festtage möglichst kalorienarm hinter sich bringen können. Man könnte diese Miesmacher einfach ignorieren – das ist aber nicht so einfach, wenn sich einige dazu berufen fühlen, ihre Mitmenschen, die sich schon das ganze Jahr auf Weihnachten freuen, mit ihren Diätplänen zu drangsalieren.

Ganz vorne an der Anti-Speckröllchen-Front kämpfen selbstverständlich diverse Lifestyle-Magazine, die nicht müde werden, alljährlich vor Weihnachten Tipps fürs figurfreundliche Fest aus dem Hut zu zaubern. Da wird dann zum Beispiel vorgeschlagen, die Gans diesmal gegen ein Stück Lachs einzutauschen. Was aber, wenn man sich schon das ganze Jahr auf eine knusprige Keule samt Klößen, Rotkraut und Sauce gefreut hat? Nächster Vorschlag: Wer vorhat sich an Weihnachten den Bauch vollzuschlagen, sollte einfach am Tag davor und danach nichts essen. Super Idee, aber wie soll man das durchhalten, wenn alle um einen herum munter weiterschlemmen? Besonders hilfreich ist auch der nächste Tipp: Auf böse Plätzchen wie Vanillekipferl sollte man besser verzichten und stattdessen lieber zum Vanille-Tee greifen. Bitte?! Wo bleibt denn da der Spaß?

Sicher, diesen Apellen ans schlechte Gewissen kann man entgehen, indem man die Zeitschriften einfach nicht kauft. Was aber macht man mit diätversessenen Familienmitgliedern und Freunden, die Weihnachten offensichtlich partout nicht genießen wollen? Die wird man nicht so einfach los. Wenn das heiß herbei gesehnte Weihnachtsessen schon mit der Ankündigung beginnt „Statt Klößen gibt es Petersilienkartöffelchen – die haben nämlich viel weniger Kalorien“, versucht man das noch zu ignorieren. Wenn man aber beim Versuch, die trockenen Kartoffelhälften mit einer Extra-Portion Bratensauce zu retten, unter tadelnden Blicken zu hören bekommt „Also ich esse heute keine Sauce, die macht total dick“, fällt es zunehmend schwer, die Fassung zu bewahren und das Essen zu genießen. Richtig brutal wird es aber erst beim Nachtisch: „Ich habe dieses Jahr mal einen Weight-Watchers-Kuchen gebacken – der hat viel weniger Kalorien, schmeckt aber genauso gut.“ Spätestens jetzt lässt man entnervt die Gabel sinken.

Muss das alles wirklich sein? Ohne Butterplätzchen, gebrannte Mandeln, Marzipankartoffeln, Glühwein und Gänsekeulen wären die Vorweihnachtszeit und die Festtage doch nur halb so schön. Und Gedanken über überflüssige Pfunde können wir uns auch noch nächstes Jahr machen.
 
14. November 2011, 12.30 Uhr
Anke Uhl
 
 
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