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Foto: Jörg Brinckheger/pixelio.de
Foto: Jörg Brinckheger/pixelio.de

Kinderessen in Restaurants

Ganz schön fett

Einer Umfrage zufolge macht sich rund ein Drittel der Eltern Sorgen um die Ernährung ihrer Kinder beim Essen gehen und wünscht sich gesündere Gerichte auf der Kinderkarte. Auch in Frankfurt?
Gibt es gesundes Kinder-Essen in Restaurants? Und wenn ja, wird es von den Familien überhaupt bestellt? Bookatable, eine Online-Reservierungsplattform, startete kürzlich eine Umfrage unter ihren Nutzern, um herauszufinden, was die 500 Befragten – Eltern und Kinderlose – sich von Restaurants wünschten. Dabei zeigten sich 34 Prozent der befragten Eltern besorgt, weil sie befürchteten, ihren Kindern werden in Restaurants nur ungesunde Gerichte angeboten, 36 Prozent wünschten sich ganz konkret ausgewogenere Speisen. Eine Mehrheit von 40 Prozent der Eltern gab hingegen an, dass sie sich gar keine Gedanken um solche Dinge machen, solange ihre Kinder beim Auswärts-Essen Spaß haben.

In Frankfurt hat sich eine ganze Reihe von Lokalen auf die Fahne geschrieben, besonders kinderfreundlich zu sein, und bietet dementsprechend Spielecken, Spielplätze und eine eigens getroffene Auswahl an Speisen für Kinder an. Das Papa Enj ist eines von ihnen. Das gemütliche, moderne Restaurant hat erst vor gut zwei Monaten am Opernplatz eröffnet, erfreut sich aber besonders bei Familien schon jetzt großer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen der Bobbycars und des Spieltischs, die hier für die Kleinen bereitstehen. „Eine Kinderkarte haben wir allerdings nicht“, sagt Omid Enj, Chef des Restaurants. „Dafür gehen wir aber aktiv auf unsere Gäste mit Kindern zu und bieten ihnen an, etwas extra für ihre Kinder zuzubereiten.“ Besonders beliebt seien dabei die Klassiker: Penne mit hausgemachter Tomatensauce, Butter und Parmesan, eine Portion Pommes oder auch zartes Hähnchenfilet mit Fritten. Tiefkühl-Ware käme dabei grundsätzlich nie auf den Tisch und ein Salat oder eine Beilage aus buntem Gemüse seien auch für die Kleinen Gäste immer zu haben. „Letztlich entscheiden die Eltern, was die Kinder essen“, so Enj.

Seit jeher ein besonderer Anziehungspunkt für Familien, gerade bei schönem Wetter, ist der Goetheturm im Stadtwald mit seinem riesigen Spielplatz – dementsprechend viele Kinder essen auch im Restaurant Schmidt-Peccolo am Goetheturm/Goetheruh. Auf der Kinderkarte findet sich das Übliche: Schnitzel mit Pommes, Frankfurter Würstchen mit Pommes, Spätzle mit Rahmsauce oder, für den etwas kleineren Hunger, eine Laugenbrezel mit Butter. „Wenn man so will, bieten wir nur Ungesundes an, aber das wird auch gewünscht“, sagt Chefin Tanja Schmidt-Peccolo und ergänzt, sie habe in all den Jahren noch nie erlebt, dass Eltern konkret nach etwas Gesundem oder einer Portion Gemüse für ihr Kind gefragt hätten. „Wir sind ein Ausflugslokal“, so Schmidt-Peccolo weiter. „Das gesunde Essen gibt‘s im Alltag zu Hause, bei uns kann es dann ruhig mal was Ungesundes oder auch eine Fanta dazu sein.“ Dabei betont sie, dass es gar kein Problem sei, auf Wunsch eine kindgerechte Portion Salat oder etwas Gemüse zu servieren. „Aus den Zutaten, die wir für unsere normalen Gerichte sowieso da haben, könnten wir auf jeden Fall was machen – nur hat bisher noch nie jemand danach gefragt.“

Ganz ähnliche Erfahrungen hat auch Andreas Kimmel vom Homburger Hof, einem gutbürgerlichen Lokal in Eckenheim mit vier eigenen Kegelbahnen, gemacht. Er hat früher sogar mal eine Schulkantine betreut und weiß daher, dass es oft nicht leicht ist, Kindern Gesundes schmackhaft zu machen. Um es trotzdem zu versuchen, hat er vor zwei Jahren in seine Kinderkarte einen kleinen gemischten Salat aufgenommen. „Das ist allerdings auch das mit Abstand am wenigsten bestellte Gericht darauf“, sagt er. Am besten verkaufe sich das Kinderschnitzel mit Pommes. Dennoch will Andreas Kimmel den Salat nicht von der Karte nehmen. „Die Zutaten haben wir ja sowieso da“, sagt er. Und es gibt noch ein vitaminreiches Gericht auf seiner Kinder-Karte: die „Grüne Fee“, eine Portion Grüne Soße mit Kartoffeln und Ei. „Manche Kinder sind total heiß darauf“, so Kimmel. „Aber das Gros besteht eher nicht aus Grüne-Soße-Fetischisten.“

Peter Krauß ist Küchenchef bei „Laube Liebe Hoffnung“ im Europaviertel. Sein Team hat sich einer frischen, saisonalen und regionalen Küche verschrieben, die Produkte stammen von mit Sorgfalt ausgesuchten Erzeugern und die Speisen werden nahezu komplett vom Restaurant selbst hergestellt. Außerdem gibt es eine nennenswerte Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten. Das lockt Gäste an, die ohnehin schon für das Thema bewusste Ernährung sensibilisiert sind und deren Kinder, wenn sie denn welche haben, auch zuhause schon gesund ernährt werden und dementsprechend wenig Berührungsängste mit Gemüse und Co. zeigen. Auf der Kinderkarte finden sich ebenso ausgewogene und mit der Saison wechselnde Gerichte wie auf der regulären Karte, was daran liegt, dass Kinder in Sachen Ernährung für Peter Krauß als kleine Erwachsene gelten: „Auch die Kinder haben das Recht auf gesundes, frisches Essen“, sagt er. Da wäre beispielsweise der Gemüsekuchen mit Erbsenschoten und jungem Mais, bei dem kleine Maiskölbchen im Ganzen zum in die Hand nehmen und Abbeißen auf dem Teller liegen, oder auch das Kinderschnitzel vom Landhuhn mit bissfesten, längs geviertelten bunten Karotten und Kartoffelpüree mit selbst hergestellten Süßkartoffelchips auf dem Püree. So lernen die Kinder Gemüse in seinen unterschiedlichen Zubereitungsformen kennen, werden von seinen bunten Farben angelockt, können es in die Hand nehmen, daran herumknabbern und es mit allen Sinnen erkunden. Daher verwundert es nicht, dass Gerichte wie Gemüsekuchen oder Spinatsuppe nicht nur bestellt, sondern in aller Regel auch aufgegessen werden.

Abschließend lässt sich wohl festhalten, dass viele Frankfurter Restaurants gerne bereit sind, Kindern ausgewogene Gerichte anzubieten, dass es aber viele Familien gibt, die dieses Angebot nicht wahrnehmen. Am Ende sind es immer noch die Eltern, die die Essgewohnheiten der Kinder prägen, und das nicht nur beim Essen gehen, sondern vor allem auch im Alltag zu Hause.
 
20. Juli 2015, 12.33 Uhr
neb
 
 
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