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Foto: Goć Phố
Foto: Goć Phố

Gude Vietnam

Miss Hanoi und Mister Saigon

Im Schärfengäßchen 6 in der Innenstadt ist der Vietnamkonflikt nur noch ein Schatten in der Vergangenheit. Hier trifft südvietnamesische auf nordvietnamesische Küche. Vollkommen authentisch – wie die sympathische Betreiberfamilie.
Zwischen Hanoi und Saigon liegen knapp 1600 Kilometer und eine Menge Geschichte. Hier in Frankfurt sind es nur ein paar Zentimeter, die zwischen Nord- und Südvietnam liegen – aber ebenfalls eine Geschichte. Um genau zu sein, die Geschichte von Kim Giang Ta und Tuong Cong Pham.

Als Kim vor knapp 30 Jahren aus Hanoi nach Deutschland kommt, ist das Ende des Vietnamkrieges gerade mal 10 Jahre her. In Frankfurt findet sie einen Job im Restaurant Grüner Bambus im Ostend, das von einer Vietnamesin geführt wird. Hier arbeitet auch Tuong Cong Pham, der Sohn der Besitzerin. Tuong kommt gebürtig aus Saigon. Beide verlieben sich.

Ein paar Jahre später bekommen sie ihr erstes Kind. Phuong Anh wächst in Frankfurt auf und fährt, soweit es möglich ist, einmal im Jahr nach Vietnam, um ihre Oma zu besuchen. Im Jahr 2016 beendet die 23-Jährige ihr Bachelorstudium in Wirtschaftswissenschaften in Mainz und fragt sich, was sie nun tun möchte: den Master anschließen? Einen Job suchen? Oder vielleicht doch ein Restaurant eröffnen?

Wieso eigentlich nicht, sagt sich die junge Frau. Ein eigenes Restaurant war schließlich schon so lange der Wunsch der Mutter. Ein Bekannter hat ihr von einer leer stehenden Location erzählt. Sie fragt ihre Mutter und ihren Vater: „Wollen wir das zusammen wagen?“ Die Eltern sind sofort an Bord.

Das Bauchgefühl stimmt eben, der Zeitpunkt ist der Richtige. Phuong Anh bringt das ökonomische Fachwissen mit – alles, was sie im Studium gelernt hat, kann sie hier direkt anwenden. Die Eltern haben ihre Leidenschaft: die vietnamesische Küche. Das Goc Pho ist geboren.

Ein vietnamesisches Restaurant mehr in Frankfurt? Ja, aber kein Typisches: Hier treffen beide Küchen aufeinander, Nord- und Südvietnam. Zum Streit kommt es deshalb am Kochtopf nicht, sagt Phuong Anh. Jedes Elternteil ist Experte auf seinem Gebiet und bringt Erinnerungen aus der Heimat mit nach Frankfurt. „Mamas Lieblingsgericht ist die Bun Cha Hanoi (Schweinefleisch in karamellisierter Sauce, Reisnudeln, Kräutern und Gemüse zu 8,50 €). Die hat meine Oma früher schon genauso gemacht“, sagt Phuong Anh, „Papa macht super Gom Bui!“ Das Gericht aus Hähnchen oder Schwein und Spiegelei, Garnele und Reis ist eine bunte Mischung, aber ganz typisch für Vietnam. Dort wird Gom Bui (10,50 €) häufig zubereitet, wenn man mittags schaut, was noch so an Lebensmitteln vorhanden ist. Hier im Restaurant in Frankfurt sind es natürlich immer die gleichen Zutaten.

Im Goc Pho sei sowieso kein Gericht eingedeutscht oder durcheinander gemischt, sagt die junge Neu-Gastronomin: „Alles ist ganz authentisch und traditionell vietnamesisch.“ Ebenso wie die schlichte, aber dennoch landestypische Einrichtung. Alle Stücke, wie zum Beispiel die Pho-Schalen, haben Phuong Anh, ihr Freund Dennis, ihre Geschwister und Eltern selbst aus Vietnam nach Deutschland gebracht. Viel Wert hat die Familie auch auf gemütliche Beleuchtung und die durchgehenden Bänke gelegt. „Es soll eine gesellige, gemütliche Stimmung entstehen.“

Bei der Planung des Lokals war besonders Phuong Anh noch etwas wichtig: „Ich finde Wasser in vielen Restaurants unverhältnismäßig teuer. Jeder weiß, was Wasser kostet. Dabei ist es doch grundlegend. Das wollte ich ändern.“ Deshalb bietet die Familie jetzt große Karaffen (1 Liter) für 4,50 € an, die gegen einen Aufpreis wahlweise auch mit Minze, Limette, Ingwer oder Beeren verfeinert werden können. Daneben werden unter anderem auch noch Saigon-Bier (0,35 l/3,50 €), vietnamesischer Kaffee mit Kondensmilch (3,80 €) und Cocktails serviert. Bei letzteren verspricht Phuong Anh Einzigartigkeit: „Wir haben einen Pho-Cocktail (0,3 l/7,50 €) kreiert. Klingt eigenartig, schmeckt aber spitze! Das Tolle ist, der Cocktail riecht nach Pho. Aber keine Angst, er schmeckt nicht nach Rinderbrühe“, schmunzelt die 23-Jährige. Vielmehr komme der Geruch von den Pho-typischen Kräutern wie Zitrone, Zimt, Koriander und Anis.

Goć Phố, City, Schärfengäßchen 6, Mo 17–22, Di–Do 11–22, Fr/Sa 11–23, So 12–22 Uhr,
 
29. August 2016, 11.49 Uhr
Katharina Bruns
 
 
Fotogalerie:
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