Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Gnadenlos

Attacke!

Der Sommer ist zurück: Endlich wieder entspannt in der Sonne sitzen, im Schwimmbad die Seele baumeln lassen und Unmengen Eis verputzen. Es könnte alles so schön sein – wenn sich nur nicht immer ein ungebetener Gast dazugesellen würde.
Es ist wie verhext – egal, ob man gerade genüsslich in ein dick belegtes Stück Pizza beißen, einen cremigen Cappuccino schlürfen oder sich über zuckrigen Pflaumenkuchen hermachen möchte, eine will garantiert immer was abhaben: die Wespe. Sie ist Stammgast in der Törtchen-Auslage beim Bäcker, schafft es aufgrund ihres aggressiven Verhaltens schon mal ein Picknick zu sprengen und ist in der Lage, panikartige Tumulte am Esstisch auszulösen, wenn Sie zur Landung auf den Eisbecher oder zum Sturzflug in die Cola ansetzt.

Die Wespe ist unglaublich hartnäckig, durchaus aggressiv, wenn sie gereizt wird – und sie ist bewaffnet: Kaum einer, der nicht Horror-Storys über fiese Stiche in die Zunge, heimlich in die Cola-Dose gekrochene und dann runtergeschluckte Exemplare oder im Rudel auftretende Kampfwespen, die kollektiv zum Angriff blasen, auf Lager hätte. Auch wenn da zum Teil sicherlich Übertreibung im Spiel ist, keiner wird bestreiten, dass mit der Wespe nicht gut Kirschen essen ist – jedenfalls dann nicht, wenn man selbst welche abhaben will.

Aber wie setzt man sich am besten gegen einen Gegner zur Wehr, der den Stachel derart locker sitzen hat? Die einen machen sich aus dem Staub – wobei von geordnetem Rückzug keine Rede sein kann: Laut kreischend wird das Weite gesucht, das Essen kampflos aufgegeben. Die nächsten versuchen den Wespenangriff auszusitzen und – mehr oder weniger erfolgreich – die Ruhe zu bewahren. Das endet dann mitunter schon mal darin, dass arme Mitmenschen in minutenlange Schockstarre verfallen und mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen dasitzen, während der summende Quälgeist munter Schleifen um ihre Köpfe dreht, um dann provozierend auf dem Mittagessen zu landen.

Und jetzt? Warten bis sich die Wespe durch das Kartoffelgratin gearbeitet hat und dann freiwillig wieder verschwindet? Die meisten Menschen tendieren dazu, sich den ungeliebten Stachelträger irgendwann doch mit hektischen Handbewegungen vom Hals halten zu wollen – was meist damit endet, das man mit seinen Tischnachbarn eine Art Wespen-Pingpong spielt: Durch das hektische Rumgefuchtel noch mehr angestachelt, fliegt die Wespe fuchsteufelswild von einem zum anderen und denkt nicht im Traum daran, das Feld zu räumen. Spätestens jetzt kommen diejenigen zum Einsatz, für die es nur ein wahres Mittel gegen Wespen gibt - den Gegenangriff. Schnell scheidet sich hier jedoch die Spreu vom Weizen: Die einen freuen sich zunächst diebisch, wenn das Tierchen endlich in der Cola zappelt, nur um dann auf halbem Wege einzuknicken, ihm aus der Patsche zu helfen und so die zweite Runde im Nahrungskampf einzuläuten. Das kann selbsternannten Profi-Wespenjägern nicht passieren, für sie zählt nur eines: dem Plagegeist möglichst schnell den Garaus zu machen. Unter Einsatz aller am Tisch zur Verfügung stehenden Waffen – Messer, Gabel, Löffel, Bierflasche oder Blumentopf – und unter gellendem Kampfschrei – „Nimm das!“ – wird dann, die entsetzten Blicke anwesender Tierfreunde ignorierend, auf das arme Tier eingehauen bis es gevierteilt auf dem Teller liegt. Allerdings: Die Freude über die gewonnene Schlacht währt meist nicht lange – Wespen lassen sich vom Anblick eines dahin gemetzelten Artgenossen nur bedingt davon abhalten, den nächsten Angriff zu fliegen.
 
22. August 2011, 12.00 Uhr
Anke Uhl
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
 
Top-News per Mail