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Ess-Erotik

Manche mögen‘s heiß

Der Glauben an Aphrodisiaka ist so alt wie die Menschheit selbst. Aber was ist wirklich dran an den kulinarischen Boostern fürs Liebesleben? Gar nichts, behauptet die Wissenschaft.
Wenn wir können, helfen wir unserer Libido gern ein bisschen auf die Sprünge. Zumal das gar nicht schwer zu sein scheint. Die Liste der Aphrodisiaka ist lang, kaum ein Lebensmittel, dass nicht in irgendeinem Winkel der Welt als besonders stimulierend gilt: Honig, Datteln, Zimt, Chili, Ingwer, Kakao, Muskat, Erdbeeren, Ananas, Trüffel, Kardamom, ja sogar Bananen und Lakritz sollen wahre Lustmacher sein. Im karibischen Raum schreibt man der Minze eine aphrodisierende Wirkung zu – nun gut, bei Fällen von mangelhafter Mundhygiene mag das zutreffend sein, wenn hierbei auch eher die Lust des Partners denn die des Minze-Essers selbst gesteigert wird.

Im Europa des Mittelalters verzehrte man Petersilie, um sich auf einen leidenschaftlichen Abend vorzubereiten. Die in dem „Hexenkraut“ enthaltenen ätherischen Öle sollten erotische Phantasien hervorrufen. Straßen, in denen es Freudenhäuser gab, nannte man auch „Petersiliengasse“.

Der vielleicht berühmteste deutsche Lustmacher ist der Spargel. Das hat das Gemüse wohl mehr seiner phallischen Gestalt als seinen gesunden Bestandteilen zu verdanken. Gerade in ländlichen Regionen wurde er früher regelmäßig als Aphrodisiakum eingesetzt. Doch das Stangengemüse sollte noch einen anderen Nutzen haben: Band sich eine Frau eine Kette aus frischem Spargel um den Hals, so war sie vor ungewollten Schwangerschaften geschützt. Vielleicht aber auch nur, weil so weniger vom amourösen Gemüse den Weg auf den Teller fand.

Zu erotischem Ruhm brachte es ebenfalls die Auster. Ihr Eiweiß soll Männern beim Liebesspiel Ausdauer verleihen. Somit ist sie aber kein Aphrodisiakum im eigentlichen Sinn, denn sie wirkt sich mehr auf die Performance als auf die Lust an sich aus. Auch Eier gelten aus gleichem Grunde als Aphrodisiakum – sind aber wegen ihres geringen Warenwerts beim Liebes-Dinner eher ungebräuchlich.

Knoblauch soll nicht nur die Nieren reinigen, sondern auch das Verlangen nach Sex steigern. Der Versuch, sich mit dem penetrant riechenden Lauchgewächs zu stimulieren, könnte aber arg nach hinten losgehen – vor allem, wenn der Partner es nicht ebenfalls isst. Lust machen sollen aber auch Rucola, Kaffee und Sellerie. Der Vanille wird nachgesagt, dass ihr Duftstoff menschlichen Pheromonen gleicht und daher sehr verlockend wirke.

Durch Champagner sollen insbesondere Frauen stimuliert und enthemmt werden – Sekt bleibt außen vor. Vielleicht ja, weil nichts weniger erregend ist als ein geiziger Liebhaber! Doch eine aufs Minimum herabgesunkene Schamgrenze steigert die Lust auf Sex nicht, sie lässt sie nur offen zutage treten.

Fakt ist: Die Lehre von aphrodisierenden Stoffen ist nach wie vor eine Pseudowissenschaft. Die tatsächliche Wirkung von Aphrodisiaka konnte bis heute nicht medizinisch nachgewiesen werden. Doch auch, wenn Chili, Ingwer und Austern keinen reellen Einfluss auf unser Lustempfinden haben, so dürfte der psychologische Effekt doch beträchtlich sein. Sprich: Wer glaubt, sich nach einer Prise Kardamom sexy zu fühlen, der fühlt sich auch sexy. Und den Realisten unter uns bleibt immer noch der Frühling. Dass der die Hormone in Schwung bringt, ist zu hundert Prozent belegt.
 
27. Februar 2012, 12.38 Uhr
Henriette Nebling
 
 
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