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Foto: Vera Kuchler
Foto: Vera Kuchler

Cookasa

Kochen mit Fremden

Wie knüpft man in einer schnelllebigen Gesellschaft neue Bekanntschaften? Eine Möglichkeit: Beim Social Cooking kommen fremde Menschen zusammen und kochen gemeinsam. Im Vordergrund steht weniger das Essen als das gegenseitige Kennenlernen. Ein Erfahrungsbericht.
Die zwei Sebastians sind gerade dabei, Paprika und Tomaten zu schneiden, während ich mich tapfer den Zwiebeln zuwende. Einer der beiden ist heute Abend der Gastgeber. In Frankfurt-Sossenheim nahe der Nidda mit Ausblick aufs Grüne wohnt Sebastian D. (31) seit gut anderthalb Jahren. „Wie sauber die Küche ist“, lacht Isabelle (27) und widmet sich dem Kleinschneiden des Feta-Käses. Der griechische Käse wird mit Spinat kombiniert und die Pastete füllen, die es zum Hauptgang gibt. Das Rezept stammt von Sebastian K.'s Mutter. „Früher haben wir das oft zu Weihnachten gegessen“, erzählt der Doktorand, der heute extra aus Mainz angefahren ist. Traditionell wird das Rezept mit Hackfleisch, Paprika und Tomaten zubereitet, doch heute gibt es zusätzlich eine vegetarische Variante.

Es klingelt an der Tür. „Das ist die Vorspeise“, witzelt Sebastian. „Die Vorspeise“, das sind Deniz (29) und Nina (30), die Zutaten für einen mediterranen Nudelsalat im Gepäck haben: Pasta, getrocknete Tomaten, Rucola, Artischocken und Pinienkerne. Jetzt werken sechs Personen in der für sie fremden Küche. „Sebastian, hast du noch ein Brettchen?“, ruft es aus der einen Ecke. „Wo ist denn der Bio-Müll?“, aus der anderen. Für den Gastgeber bedeutet das eine Vielzahl von Fragen und eine Menge Organisationsaufwand. Ruhiger geht es erst dann wieder zu, wenn Sebastian K. (25) und ich uns nach der Vorspeise ans Werk machen und die Hauptspeise perfektionieren.

Die Social Cooking-Plattform Cookasa hat uns heute als Kochpartner zugeteilt. Fünf Stunden vor offiziellem Beginn des Events hat Sebastian mich angerufen, die Nummer hat ihm die Plattform zukommen lassen, wir haben ein Rezept ausgewählt, einen Treffpunkt ausgemacht und waren zusammen einkaufen. Cookasa ist eine Kombination der Wörter „cook“ (deutsch: kochen) und „casa“ (deutsch: Haus) und heißt übersetzt „zu Hause kochen“. Das ist auch der wesentliche Unterschied zu anderen Konzepten wie Running-Dinner oder Rudi Rockt. Während man bei diesen Social Cooking-Events die Küche wechselt, fokussiert sich Cookasa auf eine Küche. Der Ablauf: ein Gastgeber wird festgelegt, den Hobby-Köchen wird die Adresse bekannt gegeben und jeweils zwei Personen bilden ein Team für den Zutateneinkauf eines Gerichts. Ob man sich einen festen Teampartner aussucht oder einen Kochpartner zugeteilt bekommen will, kann man beim Anmelden auf der Homepage auswählen. Die Einkaufskosten werden unter allen Köchen aufgeteilt, nur der Gastgeber muss nichts zahlen – als Entschädigung dafür, dass er seine Küche bereitstellt.

Die Idee die Küche über das Internet mit anderen Menschen zu teilen, war Ausgangspunkt von Cookasa. Die Ideengeber und Gründer André und Kersten starteten im November 2011 in einer Facebook-Gruppe ihr Projekt. Zusammen mit Sven und Elena ist das Team heute komplett, das sich seit Herbst 2013 über ihre Website organisiert. Seither hat Cookasa in über 20 Städten rund 2000 Veranstaltungen organisiert. Eine davon ist die Stadt am Main, in der das erste Event Anfang 2014 stattgefunden hat.

Im Vergleich zu anderen Städten, ist die Resonanz in der Bankenstadt allerdings noch nicht so groß. So passiert es auch, dass sich die Social Cooking-Begeisterten mehrmals begegnen. Sebastian K. und Nina kennen sich schon von dem letzten Cookasa-Event, der Rest von uns sind blutige Anfänger in der Social-Cooking-Szene. Doch mit Nina haben wir an diesem Abend eine Expertin am Tisch, die 30-Jährige besucht beinahe jedes Event, das in Frankfurt organisiert wird: Ob Cookasa, Running Dinner oder Private Dinner, wie oft sie schon an solchen Kochabenden teilgenommen hat, kann die Zeitarbeiterin kaum noch zählen.

Die Biografien der Teilnehmer könnten an diesem Abend kaum unterschiedlicher sein, doch gerade durch das gemeinsame Kochen entsteht binnen weniger Stunden eine beinahe vertraute und ausgelassene Stimmung am Tisch. Beste Voraussetzungen, um neue Bekanntschaften zu schließen. Dies steht besonders für Deniz im Vordergrund: Der gebürtige Mannheimer ist zwei Jahre lang nach Frankfurt gependelt, seit einem Jahr lebt er nun in Sachsenhausen, doch viele Freundschaften habe er noch nicht geschlossen. So werden am Ende des Abends auch fleißig Telefonnummern ausgetauscht. Doch zuvor frittiert die Logopädin Isabelle zusammen mit Gastgeber Sebastian noch fleißig mexikanische Churros, die es zum Nachtisch geben wird. Das Rezept dazu hat Isabelle in der TV-Serie „Das perfekte Dinner“ entdeckt. Den einen etwas zu zuckerig, den anderen etwas zu fettig, ganz egal: Der Teller wird leer und der Geruch erinnert mich an meine Kindheit. „Erinnerungen wecken war genau das, was ich wollte“, sagt Isabella. So verlassen wir sechs Kochstunden später, umgeben von dem Geruch nach Frittierfett und voller Erinnerungen, Sossenheim und verteilen uns wieder im Rhein-Main-Gebiet.

Das nächste Cookasa-Event findet am 13. Januar 2015 in Frankfurt statt. Anmeldung unter www.cookasa.com.
 
22. Dezember 2014, 12.51 Uhr
Vera Kuchler
 
 
Fotogalerie:
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