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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Canvas auf der Freßgass

Riemenschneider ist zurück

Er sei erwachsen geworden, sagt Sternekoch Michael Riemenschneider vor seinem Neustart auf der Frankfurter Freßgass. In seinem Restaurant Canvas möchte er einen neuen Stil etablieren.
Es war das Gesprächsthema der Frankfurter Gastro-Szene. Noch bevor Michael Riemenschneider im Frühjahr 2016 das Atelier Wilma eröffnen konnte, berichtete die Bildzeitung schon über dessen protzigen Fuhrpark und sündhaft teure Turnschuhe. An seiner Küche schieden sich die Geister: Die Tester des Guide Michelin ließen zwei Jahre in Folge begeistert einen Stern da, bei FRANKFURT GEHT AUS! kam das Restaurant hingegen nach mehreren Tests auf die Flop-Liste. Doch das ist alles Vergangenheit. Nach einem Zerwürfnis mit dem neuen Vermieter Carl-Philip Graf zu Solms-Wildenfels ist das Atelier Wilma mittlerweile geschlossen. Michael Riemenschneider wagt nun den Neuanfang auf der Freßgass.

Er sei erwachsen geworden, erklärt er gleich zu Beginn unseres Gesprächs. „Ich habe ein Kind bekommen, das erdet. Ich trage jetzt auch keine verrückten Turnschuhe mehr.“ Er möchte einen neuen Stil etablieren. „In der Wilma war noch viel verschnörkelt und verspielt. Meine Küche ist mittlerweile besser geworden, aber einfacher“, ist er überzeugt. Mit dem Begriff „Casual Fine Dining“ hadert er. Das Wort Fine Dining wecke Erwartungen, denen er nicht unbedingt entsprechen wolle. „Ich will, dass die Leute herkommen und Spaß haben.“ Außerdem gehe er nun entspannter an das Geschäft. „Familie ist mir wichtig. Deshalb haben wir Samstags und Sonntags auch zu.“

Ein Drei-Gänge-Menü zum Lunch gibt es bereits für freundliche 28 Euro pro Person. Besonders stolz ist Riemenschneider auf seine Spare Ribs. „Die bereiten wir 96 Stunden Sous Vide.“ Im Einkauf stellt sich der kontroverse Koch gegen den Trend: „Bei mir geht Qualität vor Regionalität. Wenn ich aus Frankreich bessere Kartoffeln als aus der Region bekomme, dann nehme ich die aus Frankreich.“

Auf der Freßgass fühlt sich Riemenschneider wohl. „Wir haben hier eine gute Nachbarschaft neben L’Art Sucre und dem Café de Paris. Wenn wir schnell nochmal Gemüse brauchen, dann holen wir das einfach bei Alexandros.“ Nur ein Umstand trübt seine Begeisterung. „Man könnte sagen, die Zeil kommt hierher. Umso schöner das Wetter ist, umso mehr ist hier los. Da sind dann auch viele Bettler dabei. Die ziehen dann von Tisch zu Tisch.“ Er habe schon mitbekommen, dass Bettler versuchten, Flaschen von seinen Tischen zu nehmen um das Pfand zu kassieren. „Das ist unschön geworden.“

„Keine Tischdecken, kein steifer Service und kein Schnickschnack“ ist sein Motto. „Im Atelier Wilma hatte ich ein Angebot. Wer im Schlafanzug kommt, darf umsonst essen. Das machen wir hier auch.“ Den Spaß an starken Ansagen hat Riemenschneider auf jeden Fall nicht verloren. Auf seiner neuen Homepage beschreibt er das Konzept grammatisch gewagt wie folgt: „Entdecke dass es Michelin Lunches und Dinner geben kann, ohne dass es weisse Tischdecken geben muss, die Kellner im steifen Armani Anzügen herum “Pinguinen” müssen und die Preise in Stratosphäre Bahnen gehen!“

Ob die Lunches tatsächlich den Standards des Guide Michelin genügen, darüber wissen wir vielleicht mehr, wenn im Herbst der nächste Guide erscheint. Wer jetzt schon wissen will, wie sich Riemenschneiders neues Projekt macht, kann aber auch einfach zum Kiosk gehen. Im aktuellen JOURNAL FRANKFURT gibt es den großen Test. Was den Guide betrifft, urteilt Riemenschneider: „Wir wollen keinen Stern, denn wir wollen keinen Stress.“

Canvas, City, Grosse Bockenheimer Str 25-27, Tel. 207 37050, Mo – Fr 11 – 23 Uhr



 
3. September 2018, 15.11 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
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