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Foto: Florian Fix
Foto: Florian Fix

Baustelle bremst Autos auf der Eckenheimer

Ruhe-Oase wider Willen

Die Eckenheimer Landstraße entwickelt sich grade zum großen Geheimtipp: Dank einer Großbaustelle steht hier der Verkehr auf einem ganzen Kilometer still – doch für die Wirte ist das erstmal ziemlich teuer.
Eigentlich ist es abends zurzeit ja sehr idyllisch auf der Eckenheimer Landstraße. Weil die U-Bahnhaltestellen Glauburgstraße und Musterschule umgebaut werden, ist die wichtige Verkehrsader seit drei Wochen eine einzige Baustelle. Wirklich gearbeitet wird bisher aber nur an den beiden Haltestellen. Die Straße dazwischen dient als Lagerfläche. Wo ansonsten im Sekundentakt Autos fahren, steht jetzt alles still und nach Feierabend kann man sich entspannt an den Straßenrand setzen und die Ruhe genießen. Doch für die vielen Gastronomen auf der Eckenheimer Landstraße hält sich die Freude über die Ruhe in Grenzen. Das Ausbleiben der U-Bahn, die fehlenden Parkplätze und eine verwirrende Beschilderung bedeuten für sie fehlende Kundschaft.

Bei Deniz Döner Kebap herrscht gähnende Leere. „Es ist ganz schlecht. Mittags kommen vielleicht mal ein paar Schüler vorbei, ansonsten ist hier alles ruhig.“ Verzweifelt zeigt Orhan Yurdakul auf den kaum angeschnittenen Dönerspieß hinter sich. „Normalerweise ist der an einem Tag weggegessen.“ Sein Umsatz habe sich halbiert. „Zum Glück habe ich kein Personal, das ich bezahlen muss“, sagt Yurdakul. Doch seine Familie sei auf die Einnahmen angewiesen. „Da müssen wir jetzt durch“, bekundet er resigniert. Seit 10 Jahren hat er schon seinen Laden auf der Eckenheimer Landstraße, grundsätzlich ist es also ein guter Standort.

Dabei kommen die Kunden nicht nur schlecht in die Eckenheimer rein, das Essen kommt auch schlecht hinaus. Die Fahrzeuge der Lieferboten kommen ja auch nicht mehr durch die Straße. „Ich musste extra einen zusätzlich Fahrer einstellen“, berichtet Rachid Azzouzi aus seinem Pizza-Imbiss. „Teilweise dauert eine einzelne Lieferung eine halbe Stunde. Vier Lieferungen in zwei Stunden. Wenn das so bleibt, können wir gerade so die Unkosten bezahlen.“ Er könne tagsüber seine Gäste auch nicht mehr nach draußen setzen. „Da kommen riesige LKWs hier vorbei“, berichtet er. Nur die Lautstärke, räumt Azzouzi ein, sei im Moment noch kein Problem für ihn. Beim abendlichen Kassensturz lassen sich die Kosten der Baustelle beziffern. „Uns fehlen manchmal 50, manchmal aber auch 150 Euro am Ende eines Tages.“ Auch die klassischen Restaurants spüren einen Umsatzrückgang. „Es ist weniger“ bekundet Ele Bernstein, der Wirt des israelischen Lokals Carmel, und urteilt fatalistisch: „Wir müssen abwarten.“ Und das mindestens bis Ende August, denn dann soll der Bau offiziell abgeschlossen sein. Es wäre aber nicht die erste Baustelle, die den ursprünglich angesetzten Fertigstellungstermin nicht schafft.
 
18. April 2016, 12.19 Uhr
jps
 
 
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