Traditionen ändert man nicht von einem auf den anderen Tag, und so macht sich das Konsortium in Montalcino ganz langsam von unten an die Änderung der Statuten heran. Doch macht das wirklich Sinn?

Die Erinnerung an die letzten Weinskandale aus der toskanischen Vorzeigeregion sind noch lebendig, da schickt man sich vor Ort an, zukünftige Probleme zu vermeiden – indem man zukünftig den Verschnitt des Sangiovese-Klons "Brunello" mit anderen Rebsorten legalisieren will.

Während in den übrigen Gebieten der Toskana eine deutliche Rückbesinnung auf ausschließlich aus der Paraderebsorte gekelterte Weine zu vermelden ist, möchten die Winzer in Montalcino offenbar nachholen, was sie sich selbst schon frühzeitig untersagt haben. Damit die Weinwelt aber nicht gleich vor Empörung aufschreit, sollen die Spitzenweine unter dem Label Brunello di Montalcino vorerst nicht angetastet werden.

Erst bei Weinen mit der Bezeichnung Rosso di Montalcino soll in Zukunft der Verschnitt mit anderen Rebsorten wie beispielsweise Cabernet Sauvignon oder Merlot erlaubt sein, und zwar bis zu einem Anteil von 15%. Diese müssen allerdings ebenfalls aus der Anbauregion Montalcino stammen und dürfen nicht etwa aus anderen Gebieten hinzugekauft werden.

Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, so wird es den italienischen Behörden allerdings schwerfallen, diese Einschränkung glaubhaft zu überprüfen. Gleichzeitig ist mit einem zunehmenden Verlust an sensorischer Identität im bisher preislich so attraktiven Segment Rosso di Montalcino zu rechnen, so dass die bisherige Gleichung nicht ganz so finanzkräftiger Genießer "in guten Jahren Rosso, in schlechten Brunello kaufen" nun nicht mehr gelten dürfte. Einer Vereinheitlichung des Geschmacks sind nun auch in diesem bisher so traditionsbewussten Weinbaugebiet Türe und Tor geöffnet. Schon ab der nächsten Ernte soll die neue Regelung in Kraft treten.