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Foto: vak
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Natural Wines auf der Berliner Straße

Die vierte Weinfarbe

Die Farbe Orange liegt im Trend, jedenfalls in der hiesigen Weinszene. Drei Sorten Orange Wine wurden am Montag in der Weinhandlung Cool Climate auf der Berliner Straße verkostet.
„Frankfurt goes natural“ hieß es am Montagabend im Cool Climate. Im Obergeschoss seiner Weinhandlung hat Christian Lebherz 13 Plätze eingedeckt. Organisiert wurde der Event von dem Club für Weinakademiker und richtete sich auch speziell an Weinakademiker. Für dieses Fachpublikum bestehend aus Weinhändlern, Winzern und Gastronomen hat Lebherz vier „Flights“ vorbereitet. Pro Runde wurden drei Weine verkostet. Drei Chenin Blancs von der Loire, Weine aus der französischen Region Jura, Rotweine aus der Cabernet-Familie sowie Orange-Wine aus Deutschland und aus Frankreich.

Orange Wine mischt die Weinszene seit wenigen Jahren auf. Nicht nur wegen seiner ausgefallenen Farbe fällt er durch das gängige Raster, auch geschmacklich ist Orange Wine umstritten. Doch wie entsteht überhaupt die prägnante Farbe, die bei vielen für Verwirrung sorgt? „Bei Orange Wine handelt es sich um Weine aus weißen Trauben“, erklärt Lebherz. Im Gegensatz zur Herstellung von Weißwein, bei der Saft und Häute direkt getrennt werden, hat Orange Wine bei der Gärung noch Kontakt mit den Schalen und den Stielen – Weinkenner sprechen von einer Maischegärung. Durch dieses Verfahren entsteht die orange- oder auch bernsteinfarbene Tönung. Und umso länger der Wein Kontakt mit der Maische hat, desto intensiver die Farbe.

Bekannt geworden ist Orange Wine im Zusammenhang mit Natural Wine. In seiner Weinhandlung „Cool Climate“ hat sich Lebherz auf solche naturnahen Weine fokussiert. Unter naturnah, oder auch biologisch, versteht der IHK-geprüfte Sommelier Weine, bei denen auf die Zugabe von Schwefel oder andere Schönungsmittel verzichtet wurde. Das heißt aber nicht, dass naturnahe Weine frei von Schwefel sind. Natürlicher Schwefel entsteht zwangsläufig bei der Gärung und muss seit 2007 auch auf dem Etikett vermerkt werden. Vorausgesetzt, der Schwefelgehalt übersteigt den Grenzwert von 10 Milligramm pro Liter: Im konventionellen Weinanbau wird Schwefeldioxid verwendet, um den Wein länger haltbar zu machen. Damit werden zugleich Bakterien- und Hefestämme abgetötet und der Wein verliert an Individualität. Die Zugabe von Schwefeldioxid ist laut Lebherz nicht notwendig. Auch ohne diese Zugabe könnten Weine natürlich haltbar gemacht werden.

Dieser Trend weg von konventionellen Produktionsverfahren und hin zu „natürlichen“ Methoden ist in den 1970er-Jahren in Frankreich entstanden. Damals lehnten sich Winzer gegen die Industrialisierung des Weins auf und suchten nach Alternativen. Die Geschichte der Maischegärung, also des Orange Wines, ist aber weitaus älter: In Georgien wurde Maische bereits vor 5000 Jahren konserviert. Heute wird Orange Wine nicht mehr nur in Frankreich, sondern eben auch in Deutschland produziert. Ein Beispiel ist „Schale, Stil und Stengel“ vom Weingut Stefan Vetter in Franken. Dieser 2013er reinrebsortige Silvaner wird 18 Monate lang auf der Maische im Fass ausgebaut. Durch den Schalenkontakt entsteht ein anderer Geschmack als beim Weißwein. Orange Wine hat mehr Gerbstoffe, es sind komplexe Weine, die oftmals wie Rotwein schmecken.

„Natural Wine Soirées“ bietet Christian Lebherz auch für Nicht-Weinakademiker an. Informationen über die Termine finden sich auf der Homepage.

Cool Climate, City, Berliner Straße 20, Tel. 0178/3408744, Di-Fr 12-19 Uhr und Sa 11-18 Uhr
 
28. Januar 2016, 11.04 Uhr
vak
 
 
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