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Foto: Agence Producteurs Locaux Damien Kühn / Unsplash
Foto: Agence Producteurs Locaux Damien Kühn / Unsplash

Gastro-Personal als Erntehelfer

Zwei Fliegen, eine Klappe?

Der Landwirtschaft fehlt Personal. Der Gastronomie fehlt es an Kunden. Bundesagrarministerin Julia Klöckner denkt laut über Lösungen nach. Durch Corona freigestellte Gastronomie-Beschäftigte könnten die deutsche Agrarwirtschaft unterstützen.
Die Grenzen sind vorerst geschlossen. Das öffentliche Leben liegt nahezu lahm. Immer mehr Hotels und gastronomische Betriebe bleiben leer. Hoteliers und Gastronom*innen sind dadurch mit existenziellen Umsatzeinbußen und Hotel- und Gastronomie-Beschäftigte mit plötzlicher Erwerbslosigkeit konfrontiert. Gleichzeitig wird aus dem Ausland dieses Frühjahr kaum jemand zum Spargelstechen, Erdbeer-Ernten oder sonstigen landwirtschaftlichen Arbeiten kommen. Der Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern wird davon am stärksten betroffen sein. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung denkt Bundesagrarministerin Julia Klöckner laut über Wege nach, um dem drohenden Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft zu begegnen: „Ob diejenigen Mitarbeiter, die in der Gastronomie leider immer weniger zu tun haben, in der Landwirtschaft einspringen können und möchten – auch so etwas müssen wir überlegen.“

Statt Küche und Service nun Arbeit auf dem Feld? Geschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA-Hessen Julius Wagner macht deutlich: „Der Vorschlag selbst ist nicht das Problem. Das Signal ist wichtig. Wir müssen alle zusammenstehen. Solidarität ist der einzige Weg aus dieser Krise.“ Natürlich würden sich auch die Mitglieder der DEHOGA als Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Verantwortung sehen, die Versorgungssicherheit in Deutschland aufrechtzuhalten. Zudem hätte sich der Vorstand der DEHOGA Hessen darauf verständigt, wie mögliche Kapazitäten, beispielsweise freie Hotelbetten für Notfallmaßahmen bereitgestellt werden könnten. „Klöckners Vorschlag“, betont Wagner, „ist also ein gut gemeinter Gedanke. Aber er wurde in dieser Form zum falschen Zeitpunkt geäußert.“ Für die betroffenen Personen im Bereich der Gastronomie entstehe so das Gefühl, dass ihre aktuellen Sorgen und persönlichen Ängste nicht ausreichend wahrgenommen würden.

„Prinzipiell“, sagt auch der Frankfurter Koch Benjamin Hübner, „bin ich absolut dafür, dass Köche auch mal ernten gehen. Wir reden ja eh ständig alle davon, dass wir enger mit Landwirten und Lebensmittelproduzenten zusammenarbeiten wollen. So platziert, bringt dieser Vorschlag jedoch eine geringe Wertschätzung zum Ausdruck, die unserer Branche nur allzu oft entgegengebracht wird.“
 
18. März 2020, 10.18 Uhr
Sebastian Schellhaas
 
 
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