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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Abs-Bar-Fra im Pret-a-diner

Namenspate mit Abgründen

Die Pop-Up-Bar im alten Deutsche-Bank-Gebäude trägt den Namen des Bankiers Hermann Josef Abs. Was den Betreibern entging: Abs war im Dritten Reich nicht nur am Raub jüdischer Vermögen beteiligt gewesen.
Die Eröffnung der vierten Auflage des Pop-Up-Restaurants Pret-a-diner war ein rauschendes Fest. Trendige Speisen aus London, ein kunstvolles Interieur und schnieke Aston Martins im Erdgeschoss zeugen von feinstem Luxus. Dieses Mal ist die Veranstaltung im ehemaligen Deutsche-Bank-Gebäude zwischen Taunusanlage und Goetheplatz zu Gast. Die hauseigene Bar „Abs Bar Fra“ ist nach dem benachbarten Saal benannt. Dieser Saal wiederum ist nach Hermann Josef Abs benannt. Einerseits ein passender Name: Als langjähriger Lenker des Finanzkonzerns und enger Berater Konrad Adenauers gilt Abs als einer der Väter des gesamten deutschen Bankenwesens nach dem Krieg – ein wichtiger Name für Frankfurt. Seine Karriere begann andererseits jedoch im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte und der Banker selbst ist daran nicht unbeteiligt gewesen.

Hermann Josef Abs kam 1938 in den Vorstand der Deutschen Bank und wurde gleichzeitig Direktor der Auslandsabteilung des Hauses. In dieser Funktion war er mitverantwortlich für den Raub jüdischer Vermögen. Die Bank habe sich „brutal und aggressiv“ an der Enteignung der Juden beteiligt, urteilte der US-Historiker Harold James. Während Abs' Zeit im Vorstand war das Bankhaus auch an der Finanzierung des Vernichtungslagers Auschwitz beteiligt gewesen. Später sollte die Deutsche Bank der Reichsbank Goldbarren abkaufen, die aus dem umgeschmolzenen Zahngold ermordeter Juden stammten. Bekannt wurde dies allerdings erst nach Abs Tod, dank Veröffentlichungen des Historischen Institutes der Deutschen Bank. Laut seinem Biografen Lothar Gall soll Abs selbst einst gesagt haben: „Wer in so einer Stellung ist und behauptet, er wisse nichts von Auschwitz und Majdanek, dem kann ich nicht glauben.“ Seiner weiteren Karriere nach dem Krieg sollte diese Mitwisserschaft jedoch nicht schaden.

Trotz seiner Rolle im Dritten Reich ist Abs nie Mitglied der NSDAP gewesen. Politisch stand er der katholischen Zentrumspartei nahe, aus der auch Adenauer stammte. Als politisch aktiver Katholik wurde er später sogar Vertreter des Vatikans in der Internationalen Atomenergie-Organisation. Bis in die 70er leitete er die Geschicke des Finanzkonzernes. Im Jahr 1981 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Frankfurt erklärt. Erst Ende der 90er Jahre veröffentlichten hauseigene Historiker der Deutschen Bank die Akten, die die enge Verstrickung des Bankhauses mit dem Vernichtungslager Auschwitz belegen. Im Jahr 2006 entdeckten Spiegel-Reporter in Abs' Stasi-Akten, dass der Bankchef auch in der Leitung mehrerer Unternehmen saß, die KZ-Außenlager betrieben. Als Aufsichtsratschef unterzeichnete er persönlich Berichte über die Zwangsarbeit. „Der Vorstand 'entließ' am 10. Juni 1944 beispielsweise 110 Kriegsgefangene, darunter 25 sowjetische Offiziere aus dem Arbeitskommando Stalag IV G in Leipzig-Stahmeln. Kurze Zeit später verzeichnet das KZ Buchenwald den 'Eingang' der Häftlinge“, schrieb der Spiegel.

Angesprochen auf den Namenspaten reagierten die Bar-Betreiber selbst sehr überrascht. „Wir haben uns nicht mit dem Namen auseinandergesetzt“, bekennt Madjid Djamegari, der auch das Gibson leitet. „Die Inspiration kam von dem Saal, der diesen Namen trägt. Da fanden wir das Wortspiel Abs-Bar-Fra ganz nett. Aber das bezieht sich wirklich nur auf die Location, nicht die Person.“
 
20. September 2017, 17.30 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
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