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Foto: Gerhild Burkard
Foto: Gerhild Burkard

„Sparkling Festival Online“

Prickelndes virtuell verkosten

Virtuelle Begegnungen statt persönlichem Treffen auf dem Weinfest: Champagner-Botschafterin Gerhild Burkard bietet auf ihrem Youtube-Kanal Online-Tastings für Schaumwein.
Die Gastronomie darbt massiv. Auch ist es derzeit erheblich erschwert, Weine und Sekte zu verkosten. Eine Plattform, um Sekte aus der ganzen Welt sowie Champagner aus Frankreich kennenzulernen und zu probieren, bot in den vergangenen Jahren das „Sparkling Festival“ in Frankfurt in der Villa Kennedy. Winzer aus den verschiedensten Erdteilen informierten an ihren Ständen über die Produktion ihrer Schaumweine, die die Gäste – Fachpublikum als auch Privatbesucher – gleich probieren konnten. Nach der Premiere 2017 hatte sich das von der Champagner-Botschafterin von 2012, Gerhild Burkard, initiierte und organisierte Event in den folgenden zwei Jahren erfolgreich etabliert: „Nachdem ich das Festival drei Jahre lang aufgebaut hatte, wäre 2020 hierfür ein richtiger Schub gewesen.“ Ob das Sparkling Festival nun in diesem Jahr seine Pforten öffnen kann, bleibt noch ungewiss.

Während des Lockdowns kam Gerhild Burkard aber die Idee zu einem alternativen Format, um Schaumwein-Liebhabern „die tollen Produkte“ von Winzern näherzubringen und schmackhaft zu machen: „Schließlich sehnen sich viele danach, endlich mal wieder etwas Neues zu verkosten.“ Und so kam die Kölnerin auf das „Sparkling Festival Online“. Zwar gibt es solche Online-Verkostungen mit Weinen, aber nicht für Sekte oder Champagner, wie die ausgewiesene Kennerin von Prickelndem betont.

So nutzte Gerhild Burkard ihre vielfältigen Kontakte zu Sekterzeugern rund um den Globus sowie nach Europa und Deutschland und natürlich auch zu Champagner-Herstellern in Frankreich, um Online-Verkostungen auf die Beine zu stellen. Seither hat die ausgebildete Sommelière etwa ein halbes Dutzend solcher Verkostungen im Livestream über ihren eigenen YouTube-Kanal organisiert, weitere sind geplant. „Ich lade mir immer drei Spitzenwinzer ein, die zusammen mit mir auf dem Screen zu sehen sind. So können die Zuschauer besser die Mimik erkennen und die Verkostung gut verfolgen.“

Interessierte melden sich im Vorfeld für den kostenlosen Livestream an und können im Vorfeld das eigens für die Verkostung zusammengestellte Probier-Paket mit drei oder sechs Flaschen vorher bestellen und sich nach Hause liefern lassen. Während des Livestreams wird im Gespräch mit den Winzern die jeweilige Flasche Sekt oder Champagner geöffnet und probiert. Charmant und kenntnisreich führt Gerhild Burkard durch die Verkostungen, bittet die Winzer ihre An- und Ausbaumethoden, ihre Rebsorten und ihren Herstellungsprozess des Schaumweins zu erläutern oder über ihre Anbaugebiete und Lagen zu sprechen. Auch Fachbegriffe wie Degorgieren, Dosage, Flaschengärung oder Rüttelpult werden für die Zuschauer erklärt, die in der Schaumweinwelt – noch – nicht beheimatet sind. Wer bei YouTube angemeldet ist, hat auch die Möglichkeit, direkt im Chat Fragen zu stellen, die die Moderatorin an die Winzer zum Beantworten während des Livestreams weitergibt.




Ein Weinberg von Alfred Gratien in der Champagne. Bild: Alfred Gratien

„Dieses Format bietet die Möglichkeit, Schaumweine in ihrer ganzen Bandbreite zu präsentieren, und Winzern die Gelegenheit, ihre Produkte zu zeigen und zu erläutern. Dabei achte ich bei der Auswahl auf Top-Qualitäten“, betont die Champagner-Botschafterin von 2012, die zudem auch Weinreisen organisiert. Auch die Preisspanne ist sehr unterschiedlich: Vorgestellt werden günstigere aber auch teurere Winzersekte und Champagner.

Mittlerweile gab es Online-Verkostungen, wo sich aus Deutschland beispielsweise die Sektmanufaktur Strauch (Rheinhessen), das Weingut Georg Breuer und „Meine Freiheit“ (beide Rheingau) sowie die Weingüter Eymann und Weingut Bergdolt-Klosterhof St. Lambrecht (beide Pfalz) und Bamberger (Nahe) ihre Produkte vorstellten. Trotz verschiedener Zeitzonen gelang es Gerhild Burkard, dass in einem gemeinsamen Livestream die Kellermeister des Weingutes Pongracz (Südafrika), von Cavas Castillo de Perelada (Spanien) und der Roederer Estate (Kalifornien, USA) bei der Online-Verkostung „Sparklings around the world“ ihre Schaumweine und deren Besonderheiten den Zuschauern näherbrachten. „Dieses Format des Livestream war für mich auch komplettes Neuland. Auch der eigene YouTube-Kanal ist aus der Not geboren, aber er bietet jetzt die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen und mit den Winzern in Kontakt zu treten“, betont Gerhild Burkard. 30 Zuschauer und mehr verfolgen einen solchen Livestream und sind voll des Lobes. Wie beispielsweise Uwe Harmening aus Frankfurt: „Ich habe mittlerweile an drei Online-Tastings teilgenommen. Sie waren alle sehr inspirierend und informativ. Vor allem die Qualität der ausgewählten Sektmacher war beeindruckend.“




Das Online-Tasting macht virtuelle Begegnungen möglich zum Beispiel mit den Champagnermacherinnen. Bild: Gerhild Burkard


Zwischenzeitlich ist Gerhild Burkard noch einen Schritt weitergegangen und nutzt das Medium auch, damit Sommeliers die Zeit des Lockdowns und der geschlossenen Restaurants nutzen können, sich in der Welt der Champagner weiterzubilden und neue Sorten kennenzulernen. In Kooperation mit den Champagnerhäusern Alfred Gratien und Pommery hatte Burkard in den vergangenen Wochen Sommeliers und andere Experten zu Online-Fachverkostungen eingeladen. Im Interview mit dem Kellermeister Nicolas Jeager erzählte dieser über die Historie des 1864 in Épernay gegründeten Champagnerhaus Alfred Gratien, dessen Vorfahr Gaston Jaeger 1905 der erste „Chef de Cave“ bei Gratien war und sein Handwerk weitergab. Nicolas ist mittlerweile der vierte „Chef de Cave“, der diese Familientradition übernommen hat.




Nicolas Jaeger ist „Chef de cave“ bei Alfred Gratien. Bild: Alfred Gratien

Charakteristisch sei für die Champagner von Alfred Gratien, „dass wir schon immer mit Holz gearbeitet haben“. So erfolgt seit Generationen der Weinausbau in Holzfässern. Bei der Fachverkostung wurden nun zwei Champagner aus dem Haus probiert: Alfred Gratien Millésime 2007 und Alfred Gratien Paradis brut 2013. Vor allem der Jahrgangschampagner von 2007 eigne sich hervorragend für gastronomische Gerichte. Die Cuvée aus Chardonnay (59 Prozent), Pinot Noir (16 Prozent) und Pinot Meunier (25 Prozent) beeindruckt durch ihre Vollmundigkeit und eignet sich gut zu Fisch- und Fleischgerichten. Auch der „Paradies“ (Chardonnay: 65 Prozent, Pinot Noir: 35 Prozent) harmoniert gut mit diesen Speisen wie auch mit Meeresfrüchten.

Dem Haus Pommery hat die Schaumwein-Welt bis heute relevante Errungenschaften beziehungsweise Erkenntnisse zu verdanken. Die junge Louise Pommery, die nach dem Tod ihres Gatten Alexandre 1860 die Leitung des erst vier Jahre zuvor in Reims gegründeten Champagnerhauses übernahm, erkannte zum einen die Bedeutung der schon von römischen Soldaten in die Kreidefelsen geschlagenen Gänge, um den Wein zu lagern. Bis heute lagert Pommery die Flaschen in den nach Metropolen benannten, kilometerlangen Gängen – in 40 Meter Tiefe.

Und vor allem beauftragte Louise Pommery ihren Chef de cave, einen ungesüßten Champagner zu entwickeln: einen Brut nature. „Sie brachte der Welt den ‚Brut‘-Champagner und setzte damit bis heute einen Standard“, erzählte Clément Pierlot, der heutige Kellermeister von Champagne Vranken-Pommery, im Gespräch mit Gerhild Burkard. Zudem berichtete Pierlot über das Engagement seines Hauses für eine nachhaltige, organische Bewirtschaftung und eine Umwelt-Zertifizierung: „Bis 2025 wollen wir ohne Pflanzenschutzmittel auskommen.“

Zu Verkostung standen drei verschiedene Champagner aus dem Haus Pommery: Pommery Cuvée Louise 2004, Pommery Apanage Brut und Pommery Apanage Blanc de Blancs. Der zuletzt genannte verströmte mit einem Hauch von Akazienblüte und einer Zitrusnote „ein Gefühl von Frühling im Glas“, beschrieb Gerhild Burkard zutreffend diesen reinen Chardonnay-Champagner, der nicht nur als Aperitif genossen werden kann, sondern auch mit Jakobsmuscheln oder Fischgerichten harmoniert. Ein guter Essensbegleitung ist ebenso der „Pommery Apanage Brut“.

Für den frischen, eleganten Champagner werden ausschließlich Trauben von Grand-Cru-Lagen verwendet. Danach reift drei bis vier Jahre in den Kreidekellern von Reims. Nach Louise Pommery ist der Millésime 2004 benannt, der zudem das einzigartige Terroir der drei Grand Cru-Lagen Avize, Cramant und Aÿ sowie den hervorragenden Jahrgang 2004 unter Beweis stellt, betont Kellermeister Clément Pierlot: „Nach dem fürchterlichen Jahr 2003 war die Lese 2004 einfach phantastisch.“ Die Cuvée Louise duftet nach Brioche und würzigen Aromen zugleich, beeindruckt durch eine feine, langanhaltende Perlage und durch eine klare, elegante Note. Zu einem Gericht mit Meeresfrüchten oder Trüffeln passt dieser Jahrgangs-Champagner ausgezeichnet.




Beim Online-Tasting verkostet Gerhild Burkard verkostet gemeinsam mit den Winzern deren Sekte. Bild: Gerhild Burkard


Alle Informationen zu Online-Tastings sowie zum Sparkling Festival bekommen Interessierte unter www.sparklingfestival.de. Anmeldungen erfolgen ebenfalls über die Website. Folgende Veranstaltungen sind geplant:

Dienstag, 16. Februar, 19.30 Uhr: Champagne#5 – Les Artisans. Die drei Winzer im Livestream gehören der Gruppe „Les Artisans du Champagne“ an. Der Zusammenschluss der 17 Mitglieder basiert auf gemeinsamen Werten, die die Vielfalt des Terroirs und der Menschen aus der Champagne zum Ausdruck bringen soll. Die Besonderheit ist, dass die vorgestellten Champagnerhäuser alle ihre Grundweine im Holz ausbauen. Die Weingüter: Champagne Nicolas Maillart, Champagne Vilmart in Rilly la Montagne und das Champagnerhaus Alfred Gratien.

Dienstag, 9. März, 19.30 Uhr: Champagne#6 - Bio und Biodynamisch ausgebauter Champagner mit Pascal Doquet (Champagne Doquet), Hervé Jestin (Champagne Leclerc Briant) und Franck Pascal (Champagne Franck Pascal)

Dienstag, 23. März, 19.30 Uhr: Deutsche Sekte# mit Bürklin-Wolf, Wageck-Pfaffmann und Freiherr von Gleichenstein
 
5. Februar 2021, 06.36 Uhr
Sonja Thelen
 
 
Fotogalerie:
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