Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: jutta rotter  / pixelio.de
Foto: jutta rotter / pixelio.de

Dinner im Dunkeln

Blind für einen Abend

Wie bewältigen Blinde alltägliche Aufgaben wie das Öffnen von Flaschen? Und wie ist es, nicht zu wissen, was auf dem Teller angerichtet ist? Im neuen Restaurant RealBlind in Mainz können Menschen für einen Abend „blind“ sein.
Der Sektempfang findet noch im Hellen statt – doch dann geht es in das Kellergewölbe des neuen Mainzer Restaurants RealBlind. Hier wird den Gästen das Dinner serviert, im Dunkeln und von Kellnern, die selbst blind sind. Hinter dem Konzept steht Marcel Heim. Der gebürtige Stuttgarter ist gelernter Koch, musste seit seiner Erblindung vor zehn Jahren aber zum Informatiker umschulen. Jetzt wagt er den Sprung zurück in die Gastronomie. „Gut, Weinflaschen öffnen wir natürlich und schenken ein. Aber bei Cola oder Wasser sind die Gäste auf sich gestellt“, beschreibt Heim den Verlauf eines typischen Dinners. Die Flaschen der Softgetränke stehen auf den Tischen bereit. Ohne etwas zu sehen, sind die Gäste komplett auf den Tastsinn angewiesen.

Beim Essen wird es richtig spannend: Das RealBlind bietet Drei-Gänge-Menüs ( auch vegetarisch) zu 38,50 € oder Sechs-Gänge-Menüs zu 60 € samt Gruß aus der Küche, Süppchen, Salat, zwei Hauptgängen und Nachspeise an. Was serviert wird, bleibt ein Geheimnis. „Wenn alle Gäste es wünschen, verraten wir natürlich, was auf dem Teller liegt“, sagt Heim. „Schöner ist aber, wenn erstmal die Speisen probiert werden.“ Nach dem Dinner wird das Menü im Hellen erneut präsentiert – so können die Gäste später sehen, wie ihre Speisen angerichtet waren.

Marcel Heim, der selbst jahrelang im Frankfurter Dialogmuseum arbeitete, bietet zusätzlich Workshops und Kommunikationstrainings an. „Das machen wir auch für Kinder, zum Geburtstag oder für Schulen beispielsweise.“ Die Kinder malen und spielen dabei „blind“. Außerdem dienen die Workshops – auch bei Erwachsenen – dem Barriereabbau und der Sensibilisierung. „Die meisten Leute möchten Blinden auf der Straße helfen, wissen aber nicht, ob diese wirklich Hilfestellung benötigen und wie sie angesprochen werden sollen.“ Außerdem bietet Heim Blindenfußball an, bei dem Dribbeln und Passen geübt werden können.

Neben dem Menü im Dunkeln – bitte vorher reservieren – sind Blindverkostungen von Wein, Whiskey und Kaffee geplant. „Und Lesungen im Dunkeln!“, freut sich Marcel Heim. Im März kommt der Mainzer Fantasyautor Christian Humberg, und auch mit Wolfgang Hohlbein steht er in Kontakt. Davor noch, am 27. Februar, soll es das erste Mitternachtsspektakel im Dunkeln geben. „Da geht es bei uns zu wie im Mittelalter, es gibt rustikales Essen auf einer langen Tafel und vor allem: kein Besteck. Nur auf das Knochenwerfen danach soll lieber verzichtet werden!“

RealBlind, Mainz, Rheinstraße 47–49, Tel. 06131/2777777
 
9. Februar 2016, 17.48 Uhr
Isabella Caldart
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Auf und Zu
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
Top-News per Mail