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Foto: Nilay Siner
Foto: Nilay Siner

Das Ende der Bodenständigkeit

Liebieghaus tauscht Café-Pächter aus

Das Traditionscafé im Liebieghaus gilt seit über 20 Jahren als Geheimtipp. Jetzt wurde dem Betreiber zum 30. Juni die Pacht gekündigt - obwohl das Café stets gut besucht war. Der Nachfolger soll frischen Wind in die Räume bringen.
In den letzten 23 Jahren hat sich das Café im Liebieghaus in Frankfurt einen Namen gemacht. Am Sachsenhäuser Mainufer gelegen, zieht es immer wieder treue Stammgäste und Museumsbesucher an, die in historischer Atmosphäre frisch gebackene Kuchen zu aromatischem Kaffee oder edlen Teesorten genießen wollen. Doch Ende Juni wird es das Café, so wie man es kennt, nicht mehr geben: Geschäftsführer Sasa Riger soll durch einen neuen Betreiber ersetzt werden.

Der Grund: Die Museumsdirektion will das Café noch stärker an das Liebieghaus und dessen Garten anbinden. Außerdem soll der Stil auf ein jüngeres Publikum sowie Familien abgestimmt werden. Im Januar 2015 ging Café-Mitgründerin Doris Kaestner in den Ruhestand. Im Dezember trat Geschäftsführerin Friederike Heuer aus. „Die Direktion hatte ihr den Vertrag in der Vergangenheit immer nur um ein Jahr verlängert. Sie wollte einfach nicht mehr kämpfen“, sagt Riger. Daraufhin trat er an ihrer Stelle die Leitung des Cafés an.

Der stellvertretende Direktor des Liebieghauses Heinz-Jürgen Bokler schlug Riger eine Vertragsverlängerung von fünf Jahren vor. Dafür sollte er ein neues Konzept vorlegen und in das Café investieren. Riger fand das bestehende Konzept jedoch passend: „Wieso sollen wir etwas ändern, das gut läuft? Der Großteil der Leute, die durch das wunderbare Liebighaus-Tor laufen, wollen ins Café – nicht ins Museum. Das vergessen viele.“ Ein neues Konzept schlug er trotzdem vor: Er wollte die Räume umgestalten, neue Geräte anschaffen und die Lichtverhältnisse verbessern. Den klassischen Stil vom Café wollte er aber behalten. Auch die Museumsdirektion betont, dass sie trotz Neuerungen den besonderen Charme des Cafés wahren wolle. Rigers Konzeptvorschlag wurde trotzdem abgelehnt. Zu den Gründen wollte Bokler sich nicht äußern.

„Der auslaufende Vertrag ist für mich persönlich kein großer Verlust“, sagt Riger. Er leitet noch das Café im Filmmuseum und besitzt zudem eine Cateringfirma. Die Mitarbeiter seien dagegen bei der Nachricht teilweise in Tränen ausgebrochen: „Sie sind die Leidtragenden. Viele arbeiten dort schon seit über 15 Jahren. Das Café hatte einen familiären Charme. Nachdem wir morgens mit den Vorbereitungen fertig waren, haben wir oft zusammen gefrühstückt. Jeder gab stets sein Bestes. Das ist es, was den Mitarbeitern so weh tut.“

Die Renovierung ist für Juni und August geplant. Dann sollen die Räumlichkeiten aufgefrischt und der Sanitärbereich saniert werden. Mit letzterem wurde bereits begonnen: „Wir haben beispielsweise keine Toiletten mehr“, sagt Riger. Allgemein beschreibt er die Kommunikation in der Villa Liebieghaus als sehr unpersönlich. Organisatorisches werde oft nur per E-Mail besprochen. „Gerade die Events wurden immer problematischer. Die Veranstaltungsplaner haben ganz genaue Vorstellungen, denen wir als Teil des Museums oft nachgekommen sind.“ Lukrativ seien die Veranstaltungen lediglich für das Museum, nicht aber für das Café gewesen – im Gegenteil: „Irgendwo ist auch mal eine Grenze“, sagt Riger. Bokler sieht jedoch gerade in den Events seine neue Konzeptidee aufgehen: „Beliebte und erfolgreiche Sommer-Veranstaltungen im Liebieghaus-Park haben uns gezeigt, dass sich auch ein jüngeres Publikum für diesen wunderbaren Ort begeistern lässt.“ Riger hat da so seine Zweifel: „Wer weiß. wie lange so ein Trend andauert. Er kann in zwei Jahren schon wieder vorbei sein. Da setze ich lieber auf ein Konzept, das bodenständig ist und angenommen wird.“

Mitte September soll das Café im Liebieghaus wieder öffnen. Mit dem künftigen Inhaber sei die Museumsdirektion schon in Gesprächen. Dieser sei erfahrener Café-Betreiber aus Frankfurt und wolle den familiären und persönlichen Charme des Traditionscafés bewahren.

Café im Liebieghaus, Sachsenhausen, Schaumainkai 71, Tel. 635814, Di–So 10–18 Uhr
 
18. März 2016, 10.40 Uhr
Nilay Siner
 
 
Fotogalerie:
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