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  Foto: 360 Grad/Linda Neuhofen
Die Edlen, Exklusiv
360°
Hier ist bestimmt noch nie jemand zufällig zum Essen vorbeigekommen. Zwar befindet sich das Restaurant neben dem Limburger Bahnhof mitten in der Innenstadt, aber es ist im obersten Geschoss eines tristen Bürohauses geschickt versteckt. Schon wer die Eingangstür zum Treppenhaus überhaupt findet, an der nur eins unter vielen Firmenschildern auf das Restaurant hinweist, darf stolz auf sich sein und hat sich seinen Gruß aus der Küche redlich verdient. Oben angekommen sieht die Sache schon ganz anders aus – nach freundlicher Begrüßung geht es bei passender Witterung erst mal auf die riesige Dachterrasse, und der Blick von dort auf die Stadt erklärt sofort, woher das Restaurant seinen Namen bekam. Mit einem schönen Apéro und einer köstlichen Folge kleiner Grüße aus der Küche – noch bevor wir überhaupt in die Speisekarte geschaut haben – fängt das Erlebnis 360 Grad bestens an. Auch dieses offensichtliche Vertrauen der Küche, dass alle, die hier oben ankommen, auch vorhaben ein Menü zu bestellen, ist bedingt durch die versteckte Lage nachvollziehbar. Uns bleibt besonders ein schaumiges Dal-Süppchen in Erinnerung. Zurück von einem Nepal-Trekking, wo es zwei Wochen lang im Wesentlichen nichts außer diesem Linseneintopf gab, hatten wir uns geschworen, nie wieder Dal zu essen – mit diesem Dal ist das jetzt hinfällig, danke dafür. Auch küchengeografisch ist der gelungene Dal ein deutlicher Hinweis: Während viele Spitzenköche sich Inspirationen vor allem in der Vielfalt südostasiatischer Gewürze und Zubereitungen holen, mischt sich bei Küchenchef Alexander Hohlwein, schon immer ein Meister im Umgang mit Gewürzen, die südostasiatische Welt mit dem Subkontinent. Die indische Gewürzküche fasziniert ihn sichtlich, und was er davon in sein aktuelles Menü einfließen lässt, hat auch uns beeindruckt. Los geht es aber mit Asien: Hamachi, Gelbschwanzmakrele, ist eine vor allem in Japan begehrte Delikatesse und kommt hier ganz klassisch roh mariniert mit Daikon-Rettich auf den Teller. So weit so Standard beim Japaner. Aber jetzt kommt Hohlwein und mariniert den japanischen Fisch mit deutschem Rhabarber, dessen markant süß-säuerliches Aroma dafür perfekt geeignet ist und rundet es mit grünem Pfeffer ab. Kaum zu schlagen sind die Japaner, bei denen das Auge mehr als nur mitisst beim Anrichten. Aber auch hier: Auf einem gläsernen Rad aus gesprungenem Glas macht Hohlwein aus dem Gericht eine Skulptur, fast zu schön zum Essen. Bei dem nun folgenden Filet von der Fjord-Forelle grüßt Indien: Leichte, schaumig geschlagene Krustentier-Bisque verbindet sich köstlich mit Karotten-Chat und Raita, und auch hier sitzt die Optik wieder perfekt. Vom lachsfarbenen Fisch über die rosa-orange Bisque bis zum satten Orange des Chat – große Kunst. Anders als in der veröffentlichten Karte gibt es im nächsten Gang Hummer statt Tristan-Languste, was Hohlbein einen leichten Nachteil gegenüber dem Kollegen Feix in Marburg verschafft, der die begehrte und seltene Tristan-Languste tatsächlich hatte. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau, denn der glasig gegarte Hummer mit Nussbutter und weißem Spargel kann überzeugen. Die Besonderheit bei Hohlweins Zubereitung ist die Verwendung von zerlassenem Wagyu-Fett, um aromatisch eine Art Surf’n’Turf-Effekt zu erzielen. Da allerdings schieden sich bei uns am Tisch die Geister. Die einen fanden es raffiniert, den andern war es für ein Krustentiergericht zu mächtig und geschmacklich nicht vollkommen harmonisch. Und wieder geht’s von Japan nach Indien: Chat Masala, eine leicht säuerliche Gewürzmischung der indischen Küche, ist der aromatische Hauptdarsteller beim Wolfsbarsch mit Blumenkohl und schwarzem Senf und überzeugt auf ganzer Linie – frischer, edler Fisch mit indischen Gewürzen, perfekt gegart und abgeschmeckt, ist wirklich ein Highlight und für sich allein ein Grund, hier essen zu gehen. Im Hauptgang haben Sie die Wahl zwischen rosa gebratenem US-Beef mit japanischer Veredlung von würzigem Unagi und Shiitake-Pilzen oder Sie bedienen sich in Niederbayern beim Poltinger Lamm, das mit grünem Spargel und Thai-Basilikum sowohl rosarot gegart als auch geschmort auf den Teller kommt und feinste Produktqualität mit gekonnter Zubereitung verbindet. Statt typischer Lamm-Aromen haben wir erdige pikante Schärfe im Jus, die uns besonders gut gefällt. Nach dem süßen Kokos/Erdbeer-Finale machen wir uns reichlich beglückt auf den Heimweg.
Peter Eckard
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Location Facts
Adresse: Bahnhofsplatz 1a, 65549 Limburg a.d. Lahn Limburg
Telefon: 06431/2113360
Fax:
Kreditkarten: VI
Mail: info@restaurant360grad.de
Home: www.restaurant360grad.de
Öffnungszeiten: Mo/Di/So Ruhetage, Mi–Sa 18.30–23 Uhr, So 12–15 Uhr
Parken:
RMV: Limburg Bf.
Küche: Die Edlen,
Exklusiv
 
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